Innovationen Gute Bedingungen für Start-ups in NRW

Düsseldorf/Köln · Berlin gilt als interessantester Standort für Start-ups in Deutschland. Junge Unternehmen wie Ampido zeigen, dass auch Nordrhein-Westfalen im Wettbewerb um kreative Gründer mithalten kann. Ein Vorteil ist das dichte Hochschulnetz.

Innovationen: Gute Bedingungen für Start-ups in NRW
Foto: Hannah Benkel

Schon während des Studiums war Adalbert Rajca (30) und Yasotharan Pakasathanan (30) klar, dass sie sich irgendwann selbstständig machen würden. Sie hatten viele Ideen, doch die entscheidende kam ihnen erst, als an der Kölner Uni das Parkhaus abgerissen wurde. "Danach war es extrem schwer, dort einen Parkplatz zu finden", sagt Rajca: "Wir haben überlegt, was man dagegen machen könnte und dann Ampido gegründet."

Hinter dem Fantasienamen verbirgt sich ein Start-up, das Parken in den Innenstädten revolutionieren könnte: Auf der Internetseite von Ampido können Besitzer oder Mieter von privaten Parkplätzen ihre Stellflächen anderen Autofahrern stundenweise vermieten — die sich wiederum unterwegs per App den nächsten freien Parkplatz anzeigen lassen können. "Eine Stunde Parken kostet bei uns im Schnitt 1,50 Euro. Damit sind wir günstiger als der öffentliche Parkraum", sagt Pakasathanan. In Köln ist das Projekt erfolgreich angelaufen, nun wollen die beiden ihren Parkplatz-Service auch in Düsseldorf und München starten. Es muss schnell gehen, in Berlin ist mit dem Start-up Parkinglist bereits ein Nachahmer entstanden. Ausgerechnet Berlin. Die Stadt gilt weltweit als einer der interessantesten Standorte für Start-ups, nur Hamburg kann in Deutschland mit dem Mekka für Internetunternehmer mithalten.

Trotzdem gibt es für junge Gründer gute Argumente, nicht an die Spree zu ziehen und sich stattdessen an Rhein und Ruhr niederzulassen. "Nordrhein-Westfalen hat einen großen Vorteil: Hier sitzen die Unternehmen, die als Kunden die Produkte und Dienstleistungen nachfragen, die die Start-ups entwickeln", sagt NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD). Für die Ampido-Gründer war ein Umzug in die Hauptstadt daher nie Thema: "Wir haben drei Entwickler und einen Designer mit ins Boot geholt, die zunächst umsonst gearbeitet haben", sagt Pakasathanan: "Das hätte in Berlin nicht geklappt, weil der Markt viel zu umkämpft ist." Durch das dichte Hochschulnetz hat NRW ein großes Fachkräfte-Potenzial. Auch der IT-Branchenverband Bitkom lobt die "hervorragende Bildungs- und Forschungslandschaft." Die geografische Lage sei optimal, sagt Adalbert Rajca: "Durch die ICE-Anbindung und den Flughafen können wir sehr gut in alle Richtungen reisen." Erste Kontaktaufnahmen kämen sowieso häufig über Skype zustande.

Auch für Kapitalgeber wird NRW dadurch interessant. 2012 wurden laut Branchenverband Bitkom 14 Millionen Euro Wagniskapital an NRW-Start-ups vergeben, deutschlandweit liegt das Bundesland damit auf Rang 4. Investoren wie Tengelmann-Ventures oder die Telekom-Tochter T-Ventures haben hier ihren Sitz. Auch die Förderbank NRW.Bank hat Programme für Gründer. Trotzdem gebe es Verbesserungspotenzial, sagt Garrelt Duin. Kapitalgeber und die Start-ups müssten enger zusammengebracht werden. Auch den Technologietransfer gilt es zu verbessern, so dass häufiger Gründungen im Hochschulumfeld entstehen.

Mit Programmen wie dem Cluster IKT.NRW versucht das NRW-Wirtschaftsministerium, Gründer, Investoren und Politik enger zu vernetzen und die Entwicklungen zu analysieren. Ein jährlicher "IuK-Tag NRW", der nächste findet im November statt, soll Finanzierer und Gründer zusammenbringen, denn eine eng vernetzte Szene wie in Berlin gibt es hier bislang nicht. Die Ampido-Gründer wollten auch das ändern. Noch vor ihrem Unternehmen haben die beiden den Verein "Steps2Startup" gegründet. Mit Gründern trifft man sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch beim Stammtisch. "Das Kölsch muss man allerdings selbst bezahlen", sagt Adalbert Rajca.

(frin)
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