Vermeintliche Führungsschwäche Karriere — so lächeln Frauen sich um Kopf und Kragen

Düsseldorf · Lachen ist gut für die Gesundheit, hebt die Stimmung und pusht die Karriere. Das funktioniert bei Männern prima. Frauen hingegen lächeln und bekommen Führungsschwäche attestiert. Hier verraten Karriereberaterinnen, warum Dauerlächeln ein Karrierekiller ist und Eigenlob im Job nicht stinkt.

 Dauerlächeln und Kopf zur Seite geneigt — zwei No-Gos in der Karriere.

Dauerlächeln und Kopf zur Seite geneigt — zwei No-Gos in der Karriere.

Foto: Shutterstock/Dima Sidelnikov

Freundlichkeit und ein Scherz auf den Lippen — so holen Männer oft nicht nur Sympathiepunkte bei den Kollegen ein, sondern nutzen das auch für ihre Karriere. Gute Laune im Büro hebt nicht nur die Stimmung insgesamt, sondern macht auch beliebter.

Wie förderlich das für das berufliche Fortkommen sein kann, zeigte die amerikanische Sozialpsychologin Alice Isen: Frohnaturen sahnen bei Zielvereinbarungsgesprächen die besseren Bewertungen ab und werden darum öfter befördert und am Ende auch besser bezahlt.

Lächeln — bei Frauen als Führungsschwäche verstanden

Was bei Männern prima klappt, wird Frauen oftmals zur Falle. Treten sie fröhlich auf, wird es ihnen als Führungsschwäche ausgelegt. Das zeigten Wissenschaftlerinnen der Technischen Universität München in mehreren Studien.

Stolz dreinzublicken brachte hingegen auch den Frauen positive Bewertungen in Bezug auf mögliche Führungsqualitäten. "Sie werden dann als durchsetzungsstark, kompetent und führungswillig gesehen", sagt Prisca Brosi, Erstautorin dieser Studien.

Soweit die Theorie. Die Praxis aber zeigt: Frauen machen ein top Examen und einen sehr guten Job, doch bleiben sie auf den unteren Stufen der Karriereleiter hängen. Zwei Gründe, an denen das nach Einschätzung zweier Karriereberaterinnen liegt: Frauen lächeln zu viel und zu oft und sie zeigen zu wenig Stolz.

"Lächeln ist zwar sympathisch und baut Beziehungen auf, aber unkontrolliertes Dauerlächeln im Business bringt Punkteabzug in Sachen selbstbewusstes Auftreten", sagt die Karriereberaterin und Buchautorin Barbara Schneider. "Besonders dann, wenn es unpassend ist — es zum Beispiel um Einsparmaßnahmen und Stellenstreichungen oder Gehaltsverhandlungen geht", sagt Schneider. So kommt das an sich positive körpersprachliche Signal zu einer negativen Färbung. Es wird zur Unterwerfungsgeste.

Mit Anlauf selbst herauskatapultiert

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Foto: gms

In Meetings führt das regelmäßig dazu, dass sie übergangen werden. Statt dessen schickt man sie gerne mal raus, um eben schnell ein paar Kopien vom neuen Fact Sheet für alle zu machen. Schon sind sie draußen und zementieren als Servicedame das alte Bild von der netten, bescheidenen Kollegin.

Neben dem Höflichkeits-Dauerlächeln nennt Führungsexpertin Marion Knaths eine weitere Karrieretodsünde: "Den Kopf schief zu legen oder sich durch die Haare zu fahren bedeutet sofortigen Kompetenzverlust."

Ihre Tipps für zielführendes Verhalten im Job: "Halten Sie den Kopf gerade, machen Sie einen konzentrierten Gesichtsausdruck, verhalten Sie sich fraulich, aber niemals mädchenhaft und senken Sie die Stimme ab." Eine abgesenkte Stimme zum Satzende hin strahlt Kompetenz aus. Frauen hingegen neigen dazu Fragen einzusetzen und heben zum Ende hin die Stimme an, sagt Knaths. "Das wird als Unwissenheit wahrgenommen.

Vorsicht allerdings mit dem Kopieren des männlichen Habitus. Es kommt nicht darauf an, männliches Verhalten zu imitieren, sondern es zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren, empfehlen die Karriereexpertinnen.

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Sitzen Männer also breitbeinig in Meetings und posen als dominanter Platzhirsch, macht eine Frau ihre Position durch abgespreizte Ellbogen deutlich. "Je typischer ein Verhalten einem Geschlecht zugeordnet werden kann, desto mehr wird es zum Tabu für das andere Geschlecht", sagt Knaths.

Nachhilfe in Sachen Selbstmarketing

In Sachen Stolz und Selbstdarstellung allerdings könnten sich Frauen eine Scheibe von ihren Kollegen abschneiden. Laut einer Umfrage des Deutschen Führungskräfteverbands hält jeder dritte Manager gutes Selbstmarketing für den entscheidenden Erfolgsfaktor. Frauen machen zwar nach Einschätzung der Karriere-Expertinnen einen guten Job und arbeiten sehr sach- und zielorientiert, "aber sie verkaufen ihre Leistung schlechter", sagt Marion Knaths.

Dabei ist das gar nicht so schwer. Nach einem Meeting reicht ein kurzer Blick durch die Bürotür des Chefs mit der Rückmeldung: "Wir haben einen guten Job gemacht". Meist aber sprechen sie nicht über ihre Leistung, weil sie diese für selbstverständlich halten.

Karriereberaterin Barbara Schneider empfiehlt zudem: "Nutzen Sie offizielle Gelegenheiten und auch gemeinsame Kantinentreffen, um einfach mal etwas über Ihren Projektstatus fallen zu lassen." Typisch weiblicher Fehler sei dabei, über die wenigen Dinge zu berichten, die nicht gut laufen, statt über die erfolgreichen Dinge.

So funktioniert hierarchische Kommunikation

Das erstaunt, wo doch Frauen grundsätzlich die größere kommunikative Kompetenz zugesprochen wird. Schneider bescheinigt diese für Vier-Augen-Gespräche.

Große Meetings hingegen verließen weibliche Beschäftigte hingegen oft eher frustriert mit Aussagen wie "Jetzt habe ich das doch ein paar Mal gesagt aber keiner hat reagiert", sagt Marion Knaths. Sie outen sich damit nicht nur als ungehört, sondern auch als Opfer hierarchischer Kommunikation, die von Männern und in großen Organisationen meist gelebt wird.

Kennzeichen dieser ist zum Beispiel der Blickkontakt mit der Nummer eins in der Gruppe. Frauen hingegen neigen dazu, alle zu adressieren. "Aus diesem Grund wird ihr Beitrag meist nur als Geräusch wahrgenommen und nicht gehört", sagt Knaths.

Besser sei es, den Chef direkt anzuschauen, ihn zu adressieren. Statt wie in der non-hierarchischen, frauentypischen Kommunikation immer alle ausreden zu lassen, ist es besser, Stichworte aus dem Wortbeitrag des Kollegen aufzugreifen, um dann seine eigenen Ideen zu platzieren.

Dornröschen-Syndrom — der Chef küsst Sie nicht wach

Wer auf der Karriereleiter weiter nach oben möchte, dem rät Schneider zudem, nicht leise auf die Würdigung der eigenen Leistung und den Moment der Beförderung zu hoffen.

Vielen Frauen werde ein solches Dornröschen-Syndrom bescheinigt. Sie halten mit ihren Zielen hinterm Berg und warten auf die Bestätigung von außen.

Die Botschaft der Karriereberaterin: "Warten Sie nicht, bis Sie wachgeküsst werden, sondern bringen Sie sich selbst ins Gespräch. Ihr Chef kann nicht Gedanken lesen."

(wat)
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