Studium auch ohne Zeugnis möglich Saar-Uni öffnet Studiengänge für Flüchtlinge

Saarbrücken · Im Kampf gegen den Fachkräftemangel geht eine deutsche Universität einen neuen Weg. Asylberechtigte Flüchtlinge können im kommenden Jahr unter bestimmten Bedingungen ein Studium an der Saar-Uni beginnen.

Die Hochschule erleichtere den Zugang für Menschen, die oft auf der Flucht ihre Zeugnisse verloren haben, teilte die Universität am Mittwoch mit. Die "Saarbrücker Zeitung" hatte zuvor darüber berichtet. Studieren können die Flüchtlinge nicht zulassungsbeschränkte Fächer in den Bereichen Mathematik, Ingenieurs- und bestimmten Naturwissenschaften sowie Technik.

Interessierte müssen zunächst einen Eignungstest in ihrer Landessprache und anschließend einen fachspezifischen, einjährigen Deutschkurs absolvieren, bevor sie das Fachstudium aufnehmen dürfen. Die speziellen Deutschkurse sollen zum kommenden Wintersemester beginnen. Wie es weiter hieß, sind die Teilnehmer des Deutschkurses am Studienkolleg der Hochschule von Anfang an BaföG-berechtigt.

Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte der "Saarbrücker Zeitung", sie unterstütze das Programm. Es trage dazu bei, "begabten jungen Menschen hier in Deutschland eine positive Zukunftsperspektive zu geben und sie damit dauerhaft zu integrieren". "Und zugleich unterstützen wir damit die Ausbildung von MINT-Fachkräften, auf die unser Land in Zukunft besonders angewiesen sein wird."

Die Piraten-Fraktion kritisierte den Vorstoß als nicht ausreichend. "Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung, diese muss frei sein", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Piraten im Landtag, Jasmin Maurer. Dabei dürfe es weder finanzielle Hürden, noch "Barrieren, die aussuchen, was volkswirtschaftlich wünschenswert ist", geben. Flüchtlinge müssten auch die Möglichkeit bekommen, andere Fächer zu studieren. "Auch der Weg zu einer Ausbildung muss den Flüchtlingen offenstehen", betonte Maurer.

Das sehen die Grünen im saarländischen Landtag ähnlich, auch wenn sie die Initiative generell begrüßten. Es handle sich um einen wichtigen Schritt, um den Menschen einen Neustart zu ermöglichen, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Klaus Kessler. Allerdings müsse die Landesregierung langfristig auch jugendlichen Flüchtlingen ohne Interesse an einem Studium eine berufliche Perspektive etwa im dualen Ausbildungssystem bieten. Die Regierung müsse prüfen, ob sich das Modell des Eignungs- und Sprachtests auch auf den Ausbildungsmarkt anwenden lasse, regte Kessler an.

(dpa)
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