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Nach der Uni in die weite Welt So klapp der Berufseinstieg im Ausland

Brüssel · Barcelona statt Berlin? Für Absolventen mit Fernweh ist das ein Traum. Den Berufseinstieg im Ausland zu wagen, ist jedoch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Nicht nur bei Jobsuche und Bewerbung müssen Einsteiger einige Besonderheiten beachten.

  Daniel McCormack hat den Berufseinstieg im Ausland gewagt. Seit zwei Jahren arbeitet er als Geschäftsführer der Johanniter International in Brüssel.

Daniel McCormack hat den Berufseinstieg im Ausland gewagt. Seit zwei Jahren arbeitet er als Geschäftsführer der Johanniter International in Brüssel.

Foto: dpa, krk koa

Steuererklärung auf Französisch, belgisches Krankenversicherungssystem und hohe Lebenshaltungskosten: Am Anfang war es für Berufseinsteiger Daniel McCormack in Brüssel nicht leicht. Vor zwei Jahren trat er seinen ersten Job in Belgien an. Er arbeitet als Geschäftsführer der Johanniter International. Für seinen ersten Job direkt ins Ausland zu gehen, hatte McCormack anfangs gar nicht geplant. Während eines Praktikums las er die Stellenausschreibung.
Sein Interesse war geweckt, er bewarb sich - mit Erfolg.

Nach dem Studium den Berufseinstieg im Ausland zu wagen, lockt Absolventen mit Fernweh. Mancher ist durch Auslandspraktika oder -semester auf den Geschmack gekommen. Für die Karriere kann das durchaus von Vorteil sein. Wer bei international ausgerichteten Unternehmen arbeiten möchte, kann damit seine Flexibilität unter Beweis stellen. Hinzu kommt: "Berufseinsteiger sind in der Regel jung und ungebunden", sagt Karrierecoach Angela Schütte. Sind Absolventen im Job erst einmal etabliert und haben Familie, fällt ihnen der Schritt oft schwerer.

Doch ein Jobeinstieg im Ausland birgt auch Gefahren: Haben Berufseinsteiger einige Jahre in der Ferne gearbeitet und möchten dann wieder nach Deutschland zurück, kann das schwierig sein.
Jobsuchende haben dann möglicherweise den Kontakt zum heimischen Arbeitsmarkt verloren - außerdem kennen sie sich vor allem mit den Sitten und Gebräuchen der ausländischen Arbeitswelt aus.

Wen das nicht schreckt, der sollte den Einstieg sorgfältig vorbereiten. "Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Absolventen glauben, mit Englisch durchzukommen", sagt Heike Stoof-Sasse von der zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit. Die Landessprache des Gastlandes zu lernen, sei Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Start. Sie empfiehlt als Anfangslevel das Sprachniveau B1, optimal wäre allerdings B2 und höher.

Auf der Website der Arbeitsagentur gibt es eine E-Lernbörse, die kostenlos nutzbar ist. Damit kann zumindest Englisch und Französisch trainiert werden. "Sprachkurse in Sprachschulen können gegebenenfalls individuell gefördert werden, wenn ein konkretes Angebot aus dem Ausland vorliegt und der Interessent auf dem deutschen Arbeitsmarkt keine oder wenig Chancen hat", erklärt Stoof-Sasse. Hier sei aber ein Gespräch und eine Vereinbarung mit dem Arbeitsvermittler notwendig.

Berufseinsteiger müssten außerdem genügend Zeit für die Planung veranschlagen und vor dem Abschluss mit der Recherche beginnen. Neun Monate vor dem gewünschten Jobeinstieg sollten Bewerber mindestens anfangen, sich über Arbeitsmöglichkeiten im Wunschland zu informieren.

Um nach Stellen im Ausland zu suchen, empfiehlt Karrierecoach Schütte, die Deutschen Auslandshandelskammern in den Wunschländern zu konsultieren. So können Bewerber Organisationen und Unternehmen ausfindig machen, die sich in ihrer internationalen Ausrichtung auch nach Deutschland orientieren. Dort sind die Fähigkeigkeiten der deutschen Bewerber möglicherweise besonders gefragt.

Auch bei der Bewerbung müssen Absolventen landestypische Eigenheiten beachten: In manchen Ländern sind Bewerbungsfotos nicht erlaubt. Oft braucht es keine Anlagen wie Zeugnisse - Anschreiben und Lebenslauf reichen aus. "Wer sich in den USA per Mail bewirbt und seine Unterlagen als PDF-Dokument im Anhang hinterlegt, wird den Job wahrscheinlich nicht bekommen", sagt Karrierecoach Schütte. Viele Unternehmen haben Angst vor Viren und öffnen die Anhänge nicht.

In Luxemburg arbeiten, aber in Trier leben? Wer sein Berufsleben im Ausland beginnen, aber weiterhin in Deutschland leben möchte, kann nach einem Job in den Grenzregionen schauen. Das Kooperationsnetzwerk Eures der Europäischen Kommission fördert die Mobilität in Europa.
Speziell in den Grenzregionen kümmert sich Eures um Menschen mit Fragen zur grenzüberschreitenden Beschäftigung.

Der Vorteil sei, dass man sich kein komplett neues Netzwerk aufbauen muss, sagt Eures-Berater Mirko Löhmann. Er informiert in Trier etwa zu Arbeitsmöglichkeiten in Lothringen und Luxemburg. "Allerdings sollten dann Fragen der sozialen Absicherung oder der Besteuerung rechtzeitig geklärt werden", so Löhmann. Auch hierbei helfen die Eures-Berater.

Für Daniel McCormack war der Gang ins Nachbarland Belgien ein Glückstreffer - auch, weil es relativ nah an Deutschland liegt. "Ich kann regelmäßig meine Freunde und Familie besuchen und bin nicht nur einmal im Jahr dort." Seine Arbeit in Brüssel bereitet ihm große Freude. In Zukunft kann er sich vorstellen, auch in anderen Ländern zu arbeiten. "Langfristig freue ich mich aber auch darauf, wieder in Deutschland zu sein", so McCormack. Aber auch das sei nur ein momentanes Gefühl und könne sich in den nächsten Jahren wieder ändern. McCormack betont: "Im Ausland zu leben und zu arbeiten - das gefällt mir sehr."

(dpa)
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