Kulissenbauer brauchen jede Menge Fantasie

Bauen, malen, zeichnen: Kulissenbauer haben ganz unterschiedliche Aufgaben. Wer den Job erlernen will, muss neugierig und kreativ sein - und Stress aushalten.

Das Maul mit den langen Reißzähnen ist weit aufgerissen. Die Lider schließen sich über den riesigen Pupillen. Fleisch und Knochen ersetzen Bleche und Schrauben - und Rost. "Wenn schon Rost, dann sollte er mit einer gewissen Haptik unterstützt werden", sagt Robert Krüger. Er zeigt auf die rostigen Reißzähne des Dinobots, einer Kreuzung aus Roboter und Dinosaurier. So sehe es krustiger und realer aus.

Robert Krüger ist Kulissenbauer. Gemeinsam mit seinem Team setzt er Filme, Musicals und Theaterstücke in Szene. Er ist Leiter der Abteilung Oberfläche im Art Department des Filmstudios Babelsberg. Der Dinobot ist für die Europapremiere des Films "Transformers: Ära des Untergangs". "Die Figur ist aus Polystyrol geschnitzt", erklärt er. Anschließend sei sie mit Polyurethan beschichtet worden. Das härtet das Material und macht die Figur stabiler. "Dann geht sie nicht gleich kaputt, wenn die Leute später darauf herumklettern", sagt der 55-Jährige.

Kulissenbauer bilden mit Materialien wie Styropor, Holz, Gips und Pigmentfarbe die Wirklichkeit ab oder schaffen Fantasiewelten. "Dafür haben wir Stuckateure, Bildhauer, Maler und Kunstmaler", zählt Krüger auf. Er selber hat Kunstmaler gelernt. Die Kulissenbauer arbeiten eng mit Regisseuren und Szenenbildnern zusammen. Letztere entwerfen die Kulissen. Das Team erschafft dann Dächer, Böden oder Wände. Im besten Fall wirken sie am Ende so real, dass der Unterschied zum echten Objekt nicht wahrzunehmen ist. Trotz des Einsatzes von Computern und 3D-Technologie: "Im Grunde ist unser Beruf immer noch sehr traditionell", erzählt Krüger. An der Malweise habe sich nichts verändert: Pigment, Kreide und Kohle. Deswegen lässt er seine Auszubildenden Kopien von Originalkunstwerken anfertigen. "Sie sollen ein Gefühl für Farben entwickeln."

Wer sich für den Beruf entscheidet, kann eine Ausbildung zum Beispiel zum Kunstmaler oder Stuckateur machen. Eine andere Möglichkeit ist, Malerei und Bildhauerei zu studieren. "Allerdings kann auch allein eine herausragende Begabung den Zugang zum Beruf ermöglichen", erklärt Jürgen Wursthorn, Sprecher der Bundesagentur für Arbeit. Nach der Ausbildung arbeiten die Fachkräfte an Theatern, Museen, Opernhäusern, beim Film oder für Werbeagenturen.

Entscheidend sei, kreativ zu sein, erklärt Simone Linhof, Produzentin bei Stage Entertainment. Wer sich für den Beruf entscheidet, sollte Emotionen vermitteln können. "Sie schaffen schließlich die Grundlage für die Regie."

Bei Krüger in Babelsberg müssen die Kandidaten keine bestimmte Ausbildung vorweisen können. "Der eine Bewerber hat studiert, der andere eine schulische Ausbildung gemacht. Der eine ist für Marmor begabt, der andere für Holz", zählt er auf. Jeder habe bestimmte Kompetenzen, die er einbringen kann. Die Bewerber sollten neugierig sein und ein groß es Vorstellungsvermögen haben. Kenntnisse über Farben und Materialien sind wichtig. Kulissenbauer müssen wissen, wie sie einen gewünschten Effekt erzielen können. Dafür ist handwerkliches Geschick gefragt.

Die Berufsperspektiven sind je nach Region unterschiedlich. Das monatliche Einkommen kann bei Einsteigern bei 2000 Euro brutto - aber auch darunter - liegen. Zudem sei Kulissenbauer ist ein Knochenjob, sagt Krüger.

(RP)
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