Auslandsknigge (Teil 5) Philippinen: Bloß nicht das Gesicht verlieren

Düsseldorf · Überall in Asien ist vor allem eine Sache wichtig: Immer das Gesicht zu wahren. Das gilt auch für die Philippinen. Für Westler auf Geschäftsreise bedeutet das manchmal viel Anstrengung. Denn hitzige Diskussionen, lautes Reden und große Gesten sind hier Tabu.

Reisterrassen im Norden der Philippinen
8 Bilder

Reisterrassen im Norden der Philippinen

8 Bilder

Auf den etwa 7000 philippinischen Inseln wohnen sehr viele verschiedene Nationalitäten. Dazu gehören Indonesier, Polynesier, Chinesen und Inder. Diese Mischung führt auch in Kultur und Selbstverständnis der Philippinen zu sehr unterschiedlichen Ausrichtungen. Muslime, Christen und Buddhisten leben hier unter einer Flagge zusammen. Und während sich die einen (etwa die Chinesen) mehr als Asiaten verstehen, betrachten sich die Anderen eher als Westler. Diese hohe Diversität eignet sich durchaus als Einstiegsthema in ein lockeres Gespräch oder am Essenstisch. Nicht geeignet sind dagegen Diskussionen über Religion oder Politik. Auch mit Sarkasmus und Ironie sollte extrem gegeizt werden. Für Scherze dieser Art haben die Einheimischen nur wenig Sinn.

Im Gegensatz zu vielen anderen asiatischen Ländern wie etwa Indonesien oder auch Thailand, haben es westliche Geschäftsreisende auf den Philippinen grundsätzlich jedoch etwas leichter. Das liegt zum einen daran, dass viele der Einheimischen durch die Kolonialzeit sehr spanisch geprägt sind. Zum anderen sind die Philippinen sehr christlich. Viele Verhaltensweisen ähneln also denen in Europa.

Asiatisches Schamgefühl Trotzdem gibt es einige Aspekte, in denen das südostasiatische Land seinen ganz eigenen Regeln folgt. Einer der wichtigsten Punkte ist etwa, dass Reisende im Gespräch niemals ausfällig, laut oder in irgendeiner Form kompromittierend auftreten sollten. Auf den Philippinen bedeutet solches Verhalten, den anderen "sein Gesicht verlieren zu lassen", ihn also in eine peinliche Situation zu bringen. Ungewohnt für Westler ist, dass bereits ausladendere Gesten, eine etwas lautere Stimme und eine angeregte Diskussion als beschämend empfunden werden kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, auch in geschäftlichen Verhandlungen immer die Ruhe zu bewahren. Und lieber einen Moment Pause einzulegen, als in ein Streitgespräch zu geraten. Haben Asiaten erst einmal einen Gesichtsverlust erlitten, verwandelt sich ihre sonst sehr sanftmütige Art oft in haltlose Wut.

Geschäftsessen Ähnlich wie auch in China wird auf den Philippinen sehr viel Wert auf eine Visitenkarte gelegt. Nach der Begrüßung gehen die Einheimischen relativ schnell zum "Du" über. Gerade Geschäftsessen wirken dadurch im Verhältnis relativ locker. Gute Laune und eine persönliche Atmosphäre wird dabei als sehr wichtig empfunden. Das Essen selbst sollte übrigens nicht ganz verzehrt werden. Ein kleiner Rest auf dem Teller zeigt, dass der Gast satt geworden ist. Persönliche Themen dürfen dabei angesprochen werden. Vor allem die Familie ist auf den Philippinen sehr wichtig.

Hierarchieverständnis Trotz des Mangels an Konfronationsbereitschaft sollte man die Einheimischen nicht unterschätzen. Hierarchien werden hier sehr ernst genommen, und auch wenn sie nicht unbedingt ein klares "Nein" aussprechen, bedeutet dies noch lange kein eindeutiges "Ja". Viele Philippiner empfinden sich selbst als sehr amerikanisch geprägt. Die meisten machen es Westlern deswegen leicht: Sie sprechen fließend Englisch, kennen die westlichen Geschäftsgebärden und halten im Gegensatz zu Indern und Indonesiern viel von Pünktlichkeit.

Das Thema Frauen Frauen werden auf den Philippinen gleichgestellt und aus diesem Grund auch in geschäftliche Verhandlungen und Entscheidungen eingebunden. Trotz der Offenheit und der mangelnden Berührungsängste der Philippiner sollte bei einem Erstkontakt abgewartet werden, ob die philippinische Frau die Hand zur Begrüßung reicht. Tut sie das nicht, sollte auch oberflächlicher Körperkontakt wie Handschütteln vermieden werden.

Zu Guter letzt noch ein Tipp für die Anrede: Die Einheimischen sprechen andere als Zeichen des Respekts zwar gerne mit "Sir" oder "Mayam" an, als Ausländer sollte man das jedoch vermeiden.

(ham)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort