Unbegrenzte Möglichkeiten Rache am Chef: Wenn Mitarbeiter zur Tat schreiten

Münster (RPO). Sich über den Chef ärgern - das kommt bei Mitarbeitern doch recht häufig vor. Eher selten sind dagegen Chefs, die sich darüber Gedanken machen. Oft sind sie sich ihrer Sache ziemlich sicher. Das kann sich als Fehler erweisen. Und zwar dann, wenn die Mitarbeiter zur Rache schreiten.

Die fünf Problemzonen der Chefs
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Foto: gms

Denn wer andere ständig unfair behandelt, muss vielleicht nicht mit offener Rebellion rechnen, aber mit Sabotage. Das hat nicht nur für die Vorgesetzten selbst Konsequenzen: "Unmotivierte Mitarbeiter verursachen der deutschen Wirtschaft jährlich Schäden in Milliardenhöhe", so die Autorin Susanne Reinker.

Das hat zwar mehrere Ursachen. "Ganz wesentlich aber liegt fehlende Motivation am direkten Vorgesetzten", sagt Reinker. Mitarbeiter, die sich ungerecht behandelt fühlen, zahlen es dem Chef heim, meistens auf die eher unspektakuläre Art: Es ist ja nicht so, dass gedemütigte Mitarbeiter ihrem Chef Abführmittel in den Kaffee schütten, sagt Reinker.

Viele Varianten der Rache

Die Möglichkeiten, dem Chef mit vielen kleinen Racheaktionen zu schaden, sind fast unbegrenzt: "Die einen arbeiten scheinbar konzentriert an ihrem Rechner, dabei verfolgen sie online nur ihre Privatgeschäfte", sagt Reinker. "Die anderen lassen aus Lagerbeständen regelmäßig etwas mitgehen." Manchmal spiele Habgier dabei eine Rolle - aber in erster Linie handelt der Rächer aus anderen Motiven: "Häufig sogar völlig uneigennützig. Es kommt immer wieder vor, dass Mitarbeiter sich an Vorgesetzten für andere rächen."

Unvermeidlich ist das nicht. "Rache lässt sich auf fortgesetzte, bewusste und böswillige Ungerechtigkeiten von Vorgesetzten zurückführen", betont Sabine Reinker. In Betrieben, in denen es so etwas nicht gibt, sind auch subversive Aktionen der Mitarbeiter weniger wahrscheinlich.

Rache bringt aber allenfalls persönliche Befriedigung - sie ändert jedoch nichts. Und das sollten Mitarbeiter ruhig versuchen, sagt Jens Thomas, Managementberater aus Münster. Statt ständig über den bösen Chef zu lamentieren, sei die vernünftigere Strategie, etwas zur Lösung der Probleme beizutragen.

Genau das empfiehlt auch Rolf Meier: "Man darf die Defizite nicht einfach beim Chef suchen. Gucken Sie erst einmal auf sich selbst, vielleicht liegt es auch an Ihnen", lautet der nüchterne Ratschlag des Pädagogen aus Hürth bei Köln.

Die andere Wahrnehmung

"Heute wollen sich alle selbst entfalten - da sind Konflikte programmiert", sagt Meier. Umso wichtiger sei es zu lernen, dass der Chef unter Umständen eine völlig andere Wahrnehmung hat als man selbst. Falsch sei, sich bei Ärger in die Schmollecke zurückzuziehen, weil genau dann der Konflikt zu eskalieren droht.

Thomas rät, rechtzeitig das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen. "Viele Chefs reagieren sogar positiv auf solche Angebote." Schuldvorwürfe seien dabei kontraproduktiv: "Man sollte seine eigene Wahrnehmung schildern und dann fragen "Wie sehen Sie das?"", rät der Jurist. "Das Ziel ist, den Chef sensibel für eigene Schwachstellen zu machen. Dann liegt es an ihm, daraus Konsequenzen zu ziehen."

Aber auch die Unternehmen haben es in der Hand, Stress zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern vorzubeugen: "Das Gros der Chefs bekommt den Posten nur wegen fachlicher Qualifikationen", kritisiert Reinker. "Die glauben dann, wenn sie einmal im Jahr eine Flasche Prosecco spendieren, sei das schon Motivation genug."

Literatur: Susanne Reinker: Rache am Chef, Econ, ISBN 978-3-430-20013-4, 16,9005 Euro; Jens Tomas: Mein Chef macht, was ich will, Orell Füssli Verlag, ISBN 978-3-280-05169-6, 24 Euro; Rolf Meier: 30 Minuten für den Umgang mit schwierigen Chefs, Gabal, ISBN 978-3-89749-618-7, 6,50 Euro.

(gms)
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