Safttechniker brauchen ein Auge für Details

Die Fachkräfte für Fruchtsafttechnik müssen Obstsorten unterscheiden können und zur Erntezeit länger arbeiten.

Mehrmals am Tag sieht Tristan Tschernich die Tanklaster vom Gelände seines Arbeitsgebers fahren. In den Tanks: große Mengen Apfelsaft. Bis zu 24.000 Liter werden da schon mal abgeholt. "Das kann man sich, wenn man die Flasche im Geschäft kauft, gar nicht vorstellen", erzählt er. Der 18-Jährige ist derzeit im zweiten Jahr seiner Ausbildung zur Fachkraft für Fruchtsafttechnik bei Becker Fruchtsaft. Doch es sind nicht nur Äpfel, die die Fachkräfte zu Getränken verarbeiten. Auch Orangen, Kirschen, Johannisbeeren, Erdbeeren und Maracujas gehören dazu.

Fachkräfte für Fruchtsafttechnik arbeiten in der Fruchtsaftindustrie und der Obstweinherstellung. Aus frischem Obst und Gemüse oder Konzentrat machen sie Säfte oder Obstweine. Von der Anlieferung der frisch geernteten Früchte bis zur Auslieferung der Getränke sind sie an allen Arbeitsschritten der Saftproduktion beteiligt.

Die Ausbildung dauert drei Jahre. In der Berufsschule setzen sich Auszubildende mit Anlagentechnik und Lebensmittelrecht auseinander. In Laborpraktika vertiefen sie ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse. Chemie, Physik und Mathematik sind wichtig, sagt Andreas Truglia, Ausbildungsberater für lebensmitteltechnische Berufe bei der IHK Berlin. So müssen Fruchtsafttechniker etwa den Säuregehalt von Obst messen können.

Eine Besonderheit der Ausbildung ist, dass der schulische Teil bundesweit im Blockunterricht abgehalten wird. Dreimal im Jahr besuchen alle angehenden Fachkräfte für mehrere Wochen im hessischen Geisenheim gemeinsam die Berufsschule. Azubi Tschernich gefällt das: "Da hört man viel, wie es in anderen Betrieben zugeht, erkennt die Unterschiede, kann seine Erfahrungen austauschen."

Im Betrieb setzen sich Auszubildende zunächst damit auseinander, Obst und Gemüse zu sortieren und in großen Waschanlagen zu reinigen. Anschließend pressen sie die Ware zu Saft, filtern Bruchstücke heraus und pasteurisieren den Saft. Dann füllen sie ihn in Flaschen, Tetrapacks, Dosen oder Tanks ab. Anstatt zu Direktsaft verarbeiten viele Fruchtsafttechniker die Früchte auch zu Konzentrat. Dieses verwandeln sie dann mit Wasser und Aroma wieder zu Saft.

Besonders wichtig sind dabei die Hygienevorschriften. Auch Tschernich muss an vielen Stationen Schutzkleidung und ein Haarnetz tragen. "Gerade wenn man in Kontakt mit dem Saft kommt, muss man schon darauf achten, dass das Produkt nicht kontaminiert wird", berichtet er. Deshalb müssen Fruchtsafttechniker sorgfältig arbeiten. Auch das Auge fürs Detail zählt. "Apfel ist nicht gleich Apfel, nicht alle Kirschen sind identisch. Man muss sich für die verschiedenen Fruchtarten interessieren", sagt Klaus-Jürgen Philipp, Präsident des Verbandes der deutschen Fruchtsaftindustrie.

Da man als Fruchtsafttechniker mit verderblichen Nahrungsmitteln zu tun hat, sind Überstunden keine Seltenheit. Während der Fruchtsaison muss bisweilen auch am Wochenende gearbeitet werden.

Die Berufsaussichten nach der Ausbildung sind gut. Laut Arbeitsagentur verdienen Fachkräfte für Fruchtsafttechnik in der Ausbildung zwischen 514 und 709 Euro im ersten Lehrjahr und zwischen 658 und 903 Euro im dritten. Das Einstiegsgehalt hängt dann vom Bundesland und Tarif ab, liegt aber laut IHK-Ausbildungsberater Truglia ungefähr zwischen 1900 und 2500 Euro.

(RP)
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