Spielzeugmacher ist ein Ausbildungsberuf

Nicht nur im Ausland, auch hierzulande wird Spielzeug hergestellt - meist aus Holz. Viele Betriebe liegen in Sachsen.

Die Bauklötze, mit denen man hohe Türme gebaut hat oder die Puppe, ohne die man nicht einschlafen konnte: Jeder erinnert sich noch an sein Lieblingsspielzeug aus der Kindheit. Doch wie kommt man dazu, Spielsachen herzustellen? Eine Möglichkeit ist die Ausbildung zum Holzspielzeugmacher.

Großes Interesse an Malen und Basteln hat Julia Niezel seit ihrer Kindheit. Auch Holz hat sie seit jeher fasziniert. Den Ausbildungsberuf zur Holzspielzeugmacherin hat sie zufällig auf der Webseite der Arbeitsagentur gefunden. "Ich habe nach einer Ausbildung gesucht, die mit Holz zu tun hat, aber kreativ ist und künstlerische Ansprüche hat. Ich wollte auch gern etwas Traditionelles machen."

Die 18-Jährige lernt im sächsischen Seiffen Drechseln, Schnitzen und Malen. Die Lehre erfolgt im dualen System: Die theoretischen Grundlagen erlernt die Auszubildende in der Holzspielzeugmacher- und Drechslerschule Seiffen, der einzigen in Deutschland. Die praktische Ausbildung macht sie im Unternehmen. Viele Betriebe sind im Erzgebirge und in anderen Teilen Sachsens.

Der Holzspielzeugmacher ist als Berufsbezeichnung in den 1930er Jahren entstanden. Klassisches Holzspielzeug wie Bauklötze erstellt man in der dreijährigen Ausbildung kaum noch. "In erster Linie ist die Ausbildung ausgerichtet auf Erzeugnisse des Erzgebirges wie Pyramiden", sagt Dieter Uhlmann. Er ist Geschäftsführer des Verbandes Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller.

"In der Ausbildung lernt man Drechseln, das ist die hauptsächliche Holzbearbeitungsmethode", sagt er. Doch vom Sägen über das Feilen bis hin zum Leimen erarbeiten sich die Jugendlichen auch viele Fertigkeiten, die ein Tischler beherrschen muss.

Für die Ausbildung ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Die Jobaussichten sind gut. Die Ausbildungsbetriebe übernehmen in der Regel den Nachwuchs nach der Lehre, sagt Uhlmann. Die Bezahlung während der Ausbildung ist nicht über einen Tarifvertrag geregelt. "Die Betriebe können frei entscheiden, wie viel Lohn sie den Auszubildenden zahlen", erläutert Uhlmann. Die gesetzliche Untergrenze liege bei 400 Euro monatlich im ersten Lehrjahr. Einige Unternehmen zahlten bis zu 600 Euro im ersten Jahr. Im dritten Lehrjahr liege die Spanne zwischen 550 bis 900 Euro.

Die Ausbildung zum Holzspielzeugmacher ist nicht der einzige Weg zum Spielzeugmacher. Zum Beispiel wird aufBurg Giebichenstein in Halle der Studiengang Spiel- und Lerndesign angeboten. Außerdem gebe es für Handwerker die Möglichkeit, eine Zusatzausbildung zum Spielzeugmacher an der staatlichen berufsbildenden Schule Sonneberg zu absolvieren, sagt Nadja Lüders vom Verein für Spielzeugmanufakturen "Wir machen Spielzeug". Auch Quereinsteiger hätten Chancen.

Eine handwerkliche Ausbildung oder ein Produktdesign-Studium sei jedoch in jedem Fall von Vorteil, sagt Lüders. Die Gesetzgebung ist in den vergangenen Jahren strenger geworden. Für Kinderspielzeug gebe es hohe Qualitätsanforderungen. Einfach sei es auf dem Markt nicht für Kleinhersteller, erklärt Lüders. Dennoch gebe es Möglichkeiten. "Start-ups können mit etablierten Spielwarenherstellern zusammenarbeiten. Manche Unternehmen bringen pro Jahr mehrere hundert neue Spielzeugmodelle auf den Markt. Dazu braucht man viele Ideen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort