Stress im Beruf Wie man sich vor Burn-out schützt

Düsseldorf · Der Stress im Arbeitsalltag macht vielen zu schaffen. Denn die Arbeitswelt verändert sich heute teilweise rasant. Das kann schwerwiegende Folgen haben.

Immer mehr Arbeitnehmer klagen über zunehmenden Stress in ihrem Beruf. Dabei geht es vor allem um Dinge wie Leistungsdruck und ständig wachsende Anforderungen, erläutert Theresia Volk, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv).

Ihrer Meinung nach leiden viele Mitarbeiter darunter, keine hohe Qualität mehr liefern zu können, weil ihnen die Zeit für eine gute Arbeit fehlt. "Da geht der Stolz auf die eigene Leistung verloren", sagt Volk.

Neu sei ein nachlassendes Zugehörigkeitsgefühl. "Früher war die Verweildauer eines Chefs oder eines Mitarbeiters in der Firma viel länger. Jetzt muss man sich permanent an neue Leute gewöhnen. Mit ständiger Fluktuation geht auch die gegenseitige kollegiale Unterstützung verloren", betont die Expertin. Sie erklärt, dass in diesem Zusammenhang der Bedarf an Coaching und Supervision enorm gewachsen ist. Das lasse den Rückschluss zu, dass in den vergangenen 20 Jahren die Komplexität der Arbeit erheblich zugenommen hat. In den Unternehmen würden immer mehr Entscheidungen auf die untere Ebene verlagert. "Es gibt kaum noch eine Firma, in der der Chef sagt, was zu tun ist, und alle folgen wie die Lemminge. Flexibilität und unternehmerisches Denken werden von den einzelnen Mitarbeitern in immer stärkerem Maße erwartet. Gleichzeitig fehlen Zeit und Rahmenbedingungen, um das zu bewältigen", erläutert Volk.

Damit der Stress nicht Überhand nimmt, gibt es ein paar Tipps, mit denen sich Arbeitnehmer vor einem Burn-out schützen können:

Grenzen ziehen Das Projekt ist wichtig, die Familie auch - doch genauso ernsthaft sollten Beschäftigte auf ihre eigenen Bedürfnisse eingehen. "Viele nehmen die Anforderungen total ernst - und sich selbst total unernst", sagt Diplom-Pädagogin Barbara Berckhan. Sie rät deshalb zu Spürpausen. Mindestens einmal am Tag sollten sich Berufstätige kurz Zeit nehmen und in sich hinein spüren, wie es dem Körper heute geht.

Ein Ruhetag Auch wenn der Kalender mit Terminen überquillt, sollten Arbeitnehmer unbedingt darauf achten, mindestens einen freien Tag in der Woche zu haben - den Ruhetag. "An diesem Tag wird kein Computer eingeschaltet, keine Arbeit oder andere Verpflichtungen wahrgenommen", rät

Burkhard Heidenberger, Trainer für Stress-, Zeitmanagement und Arbeitsmethodik. Wenn Mitarbeiter immer wieder Gefahr laufen, diesen zu verplanen, sollten sie einfach "Ruhe" als ganztägigen Termin im Kalender eintragen. Durch diese bewusste Eintragung falle vielen das "Loslassen" von der Arbeit leichter.

Nein sagen Ist alles zu viel, sollten Beschäftigte sich trauen, Nein zu sagen. Das ist laut Berckhan häufig leichter gesagt als getan. Hinter der vielen Arbeit stehe häufig die Angst, sonst negative Konsequenzen zu spüren zu bekommen und in der Firma als Minderleister zu gelten. Doch gerade die Tüchtigen bekommen laut der Expertin immer mehr aufgeladen und lassen sich zum Packesel machen.

Spaß suchen Jeder kennt auf Anhieb einen Kollegen, der total verbiestert ist und den die Arbeit nur noch nervt. So eine Einstellung strengt an und kann zu Erschöpfung führen, warnt Berckhan. Um selbst nicht so zu werden, ist es wichtig, bei der Arbeit gezielt nach schönen und lustigen Momenten zu suchen. Gerade wenn der Stress besonders groß ist, sollten Beschäftigte sich mit etwas Spaß belohnen.

Erreichbarkeit Mit den heutigen Technologien (Internet auf Smartphones und Tablets) sind die meisten Arbeitnehmer ständig erreichbar. "Es ist einfach schon zur Gewohnheit geworden", sagt Heidenberger. Diese Erreichbarkeit solle soweit möglich reduziert werden. Dies sei nicht immer ganz einfach. Dennoch empfiehlt der Stresstrainer: "Versuchen Sie mal einen handyfreien Tag. Bleiben Sie mindestens einen Tag offline." Diese Maßnahme zeige bereits Wirkung.

(RP)
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