Heiliger Mann Die bewegte Karriere des Nikolaus

Düsseldorf · Am 6. Dezember kommt der Nikolaus und bringt Süßes, das weiß jedes Kind. Doch wissen Sie auch, welche Legenden sich um ihn ranken, wer die dunkle Gestalt mit der Rute ist, und wie das Christkind dem Nikolaus fast den Rang abgelaufen hat? Wir klären auf.

Nikolaus 2020: Wer war Nikolaus? 7 Fakten zum 6. Dezember
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Was Sie über den Nikolaus wissen müssen

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember, füllt der Heilige Nikolaus traditionell leere Kinderschuhe, die vor die Haustür gestellt werden mit Süßem oder gar einem kleinen Geschenk. Nur manchmal kehrt der große bärtige Mann mit dem roten Gewand und der Bischofsmütze auch ein. Dann hat er meist ein großes Buch dabei, in dem er nachlesen kann, ob die Kinder auch brav waren oder nicht. - So weit ist die Geschichte den meisten bekannt.

Was die meisten jedoch nicht wissen ist, dass der Heilige Nikolaus bis 1570 der einzige Gabenbringer zur Weihnachtszeit war. Bis dahin gab es weder ein Christkind, noch einen Weihnachtsmann und auch der 25. beziehungsweise 24.12. galt nicht als Feiertag.

Aber von vorn

Die Geschichte um den Heiligen Nikolaus beginnt im 4. Jahrhundert im türkischen Myra. Dort wuchs er in einer wohlhabenden Familie heran. Schon mit 19 wurde er von seinem Onkel zum Priester geweiht und kurz darauf als Abt in der Kirche von Sion eingesetzt.

Als seine Eltern an der Pest starben, änderte sich für Nikolaus das Leben schlagartig. Er entschied, sein geerbetes Vermögen an die Armen zu verteilen und begann damit seine ganz persönliche Serie von Wohl- und Wundertaten.

So rettete er mehrere junge Frauen vor der Prostitution, indem er ihnen über Nacht durchs Fenster oder durch den offenen Kamin Geld in Schuhe und Socken schmuggelte. Damit konnten sie die damals sehr hohe Mitgift auch ohne Prostitution bezahlen. Und einen unschuldig zum Tode Verurteilten bewahrte er vor dem Henker, indem er dem Kaiser nachts im Traum erschien und ihn um die Schonung des Gefangenen bat.

Im Laufe der Zeit wurden seine Taten immer spektakulärer. Später hielt Nikolaus den Wind an, als ein Schiff vor der Küste durch einen Sturm in Seenot geriet, brachte einen von Arabern verschleppten Jungen eingehüllt in einen Wirbelsturm unversehrt zurück und erweckte drei Jungen wieder zum Leben, die von einem Gastwirt aus Habgier getötet, in Stücke geschnitten und in Pökelfässer eingelegt worden waren.

Natürlich machten ihn diese Geschichten über die Jahrhunderte immer berühmter. Von der Ostkirche wurde er bereits ab dem 6. Jahrhundert als Heiliger verehrt, im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen ab dem 10. Jahrhundert. Mit seiner Popularität wuchs auch sein Aufgabengebiet. Mit der Zeit galt er als Schutzheiliger für fast jeden, angefangen von den Kindern bis zu den Alten, den Jungfrauen, den Bauern, den Schnapsbrennern, den Heiratenden, den Matrosen, Bäckern, Kaufleute und noch einigen mehr.

Und was das jetzt mit dem Christkind zu tun hat?

Einmal ins Rollen gebracht, breitete sich der Nikolaus-Kult in Europa immer weiter aus. Überall wurden zum 6. Dezember die Kleinen, die Armen und auch die Dienstboten in seinem Namen beschenkt.

Mit dem Reformator Martin Luther allerdings verkomplizierte sich die Situation. Er brach nicht nur mit dem Papst in Rom, auch die Bescherung zu Nikolaus war nicht nach seinen Vorstellungen. Immerhin wurde damit einem Heiligen erlaubt, auf die Belange der Menschen Einfluss zu nehmen, was Luther als kindisch ansah - zudem war der Brauch auch noch katholisch.

Stattdessen, so befand Luther 1531, sollte der Heilige Christ die Geschenke bringen und zwar am 25. Dezember. Spätestens ab 1570 etablierte sich der neue Gabenbringer. Zumindest in den evanglischen Gebieten Deutschlands brachte er nun des Nachts heimlich die Geschenke, wie es vorher der Nikolaus getan hatte. Mit der Zeit wurde der Heilige Christ zum blondgelockten Christkind, wie man es heute kennt - und das Beschenken zu Weihnachten erhielt immer mehr an Bedeutung, letztlich bei Protestanten wie Katholiken gleichermaßen.

So kam es, dass der Nikolaus zum - zugegeben "geistigen" - Vater des Christkinds und der Idee des Schenkens zu Weihnachten wurde.

(ham)
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