Sprechstunde Aneurysma im Kopf

Die Aussackung eines Blutgefäßes im Kopf muss regelmäßig kontrolliert werden. Bei schwersten Kopfschmerzen muss der Arzt sofort handeln.

Unsere Leserin Anneliese F. (54) aus Viersen fragt: "Bei mir ist bei einer Untersuchung zufällig ein Aneurysma im Kopf entdeckt worden. Jetzt mache ich mir natürlich große Sorgen, dass es platzen kann. Muss ich sofort in die Klinik, um es behandeln zu lassen?"

Bernd Turowski Nein, an erster Stelle muss hier eine fachkundige Beratung erfolgen. Ein Aneurysma ist eine Aussackung eines Blutgefäßes im Kopf. Solche Aussackungen werden häufig gefunden, sind oft harmlos, manchmal aber nicht. Meist reicht es, diese zufällig entdeckten (sogenannten inzidentellen) Aneurysmen in festgelegten Zeitabständen zu kontrollieren. Bei einem Teil der Aneurysmen besteht jedoch mittel- und längerfristig ein Risiko, dass sie platzen. Dann kann eine lebensgefährliche, in einem Drittel der Fälle sofort tödliche Blutung im Kopf entstehen.

Eine solche Blutung äußert sich mit schwersten Kopfschmerzen. Patienten beschreiben dies als "Kopfschmerzen wie noch nie" oder als "Vernichtungskopfschmerz". Dies ist ein Notfall. Die sofortige Einweisung in eine Klinik, die Aneurysmen behandeln kann, ist oberstes Gebot.

In allen anderen Fällen sollten Sie fachkundigen Rat von Ärzten einholen, die sich mit der Behandlung auskennen. Das ist in der Regel ein Team aus Neurochirurgen und Neuroradiologen. Es werden zusätzliche Daten (Rauchen, Blutdruck, Alter, Gefäßzustand) ermittelt. Oft braucht man für eine optimale Beratung noch ergänzende Untersuchungen. Das individuelle Risiko des Aneurysmas wird dann mit Hilfe sogenannter "Aneurysma-Behandlungs-Scores" ermittelt.

Ist eine Behandlung zu empfehlen, wägt der Mediziner ab, welche Behandlungsmethode die sicherste und risikoärmste für den Patienten ist. Es gibt grundsätzlich zwei Behandlungsmethoden: das Abklemmen des Aneurysmas mit einem kleinen Clip über eine neurochirurgische Operation oder das Verschließen des Aneurysmas mit Platinspiralen über Gefäß-Katheter durch einen Neuroradiologen.

Nicht jedes Aneurysma kann mit beiden Verfahren gleich sicher behandelt werden, so dass in jedem Einzelfall eine enge Absprache zwischen den jeweiligen Spezialisten wichtig ist. Wenn möglich, wird heutzutage das Katheterverfahren (sogenanntes "Coiling" mit Platinspiralen) bevorzugt. In Einzelfällen kann auch die unterstützende oder alleinige Behandlung mit Gefäßprothesen (Stents oder "flow-divertern") die sicherste Behandlungsmethode sein.

Bei zufällig entdeckten Aneurysmen steht also die Beratung durch ein neuroradiologisch-neurochirurgisches Spezialisten-Team ganz im Vordergrund.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort