Sprechstunde Ulrich Kania So erkennen Sie echte und falsche Blinddarm-Entzündung

Düsseldorf · Die Appendizitis führt meistens zu einer Operation am Bauch. Doch auch wenn es zunächst nach Blinddarmproblemen aussieht, manchmal können sich hinter den Schmerzen auch andere Probleme verbergen.

 Blinddarmentzündungen zeigen sich durch Schmerzen im rechten Unterbauch.

Blinddarmentzündungen zeigen sich durch Schmerzen im rechten Unterbauch.

Foto: tmn, dpa-tmn

Unsere Leserin Corinna L. (24) aus Viersen fragt: "Ich habe seit einigen Wochen rechtsseitige Unterbauchbeschwerden in wechselnder Stärke. Kann das eine Blinddarmentzündung sein?"

Ulrich Kania Die "Blinddarmentzündung" ist eine sehr häufige Erkrankung. Es handelt sich hierbei anatomisch nicht um eine Entzündung des Blinddarmes, der den ersten Teil des Dickdarmes darstellt, sondern um eine Appendizitis, also eine Entzündung eines kleinen wurmartigen Anhängsels (der Appendix) dieses blind endenden Darmabschnittes. Da diese Begriffe umgangssprachlich parallel verwendet werden, werden sie auch hier synonym verwendet werden.

Die Appendizitis stellt die häufigste akut operationsbedürftige Baucherkrankung dar. Bei typischen Verläufen handelt es sich um eine rasch fortschreitende Entzündung, die sich meist innerhalb von 24 bis 48 Stunden entwickelt und im klassischen Fall dann auch bis zum Durchbruch der Appendix (Perforation mit nachfolgender Bauchfellentzündung) führen kann. Diese akute Form der Appendizitis beginnt sehr häufig mit unklaren Oberbauchbeschwerden wie bei einer Magenschleimhaut-Entzündung, mit Übelkeit und häufig mit Erbrechen. Dann wandern diese Schmerzen über den Mittelbauch und die Nabelgegend in den rechten Unterbauch. Die akute Symptomatik ist verknüpft mit einem starken Druckschmerz im rechten Unterbauch, einem Erschütterungsschmerz und häufig mit mäßigem Fieber zwischen 38 und 39 Grad. Wenn eine Blutbilduntersuchung durchgeführt wird, so zeigt sich häufig, keineswegs aber immer, ein mäßiger Anstieg der weißen Blutkörperchen.

Leider verläuft aber die Erkrankung nicht immer in dieser gradlinigen Weise. Daher ist die Diagnose häufig schwierig und erfordert in der Regel den erfahrenen Chirurgen. Auch in Zweifelsfällen muss operiert werden, da die möglichen Nachteile einer Operation bei weitem geringer sind als die Nachteile des zu langen Wartens mit dann erfolgtem Durchbruch (Perforation) der Appendix und nachfolgender Bauchfellentzündung. Die Operation wird heute in den meisten Fällen in minimalinvasiver Technik (Schlüssellochtechnik), im Fachjargon laparoskopisch, durchgeführt. Der stationäre Aufenthalt ist bei normalem Verlauf nur wenige Tage lang. Es gibt aber, und darauf deuten die Beschwerden der Leserin hin, auch andere Formen der Appendizitis.

Es sind dies: die chronische Entzündung, die zwar Beschwerden verursacht, nicht aber zum Durchbruch führt, und die sogenannte neurogene Appendizitis. Sie verursacht Beschwerden durch ein Wachstum von schmerzleitenden Nerven in der Wand der Appendix. Diese Formen können vor einer Operation nicht sicher unterschieden werden. Sie führen häufig nach länger währenden Beschwerden ebenfalls zur Operation, und der ganz überwiegende Teil der Patienten ist anschließend beschwerdefrei. Wichtig ist allerdings gerade in diesen Fällen chronischer Beschwerden die Überlegung, ob nicht andere Ursachen für die Schmerzen verantwortlich sein können. Daher ist gerade bei der jungen Leserin eine frauenärztliche Untersuchung notwendig, möglicherweise auch eine Darmspiegelung zum Ausschluss von Erkrankungen, die primär nicht operativ behandelt werden müssen.

(RP)
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