Sprechstunde Ullrich Graeven Darmspiegelungen senken das Krebsrisiko

Bei jeder hundertsten Vorsorge-Koloskopie wird ein Krebs gefunden. Oft kann er geheilt werden.

Unser Leser Udo F. (57) aus Viersen fragt: "Ich würde gerne wissen, ob sich die intensive Darmkrebs-Aufklärung eigentlich in einer erhöhten Zahl von Darmspiegelungen niederschlägt? Und in einer erhöhten Zahl von früh entdecken Karzinomen, die man offenbar mit guter Prognose operieren kann?"

Ullrich graeven Seit Oktober 2002 ist die Darmspiegelung (Koloskopie) Bestandteil des Krebsfrüherkennungsprogrammes der gesetzlichen Krankenversicherung. In der Hauptzielgruppe, bei den 55- bis 74-Jährigen, nehmen das Angebot seit einigen Jahren konstant etwa 18 Prozent bei den Männern und 20 Prozent bei den Frauen in Anspruch. Trotz intensiver und medienwirksamer Information stagnieren die Zahlen. Dabei sprechen die Ergebnisse der Darmkrebs-Früherkennung für sich.

Durch die Vorsorgeuntersuchungen lassen sich nämlich die gutartigen Vorstufen der Darmkrebserkrankung, die Polypen, erkennen und beseitigen, so dass die Entstehung von Darmkrebs weitgehend vermieden werden kann. Die Befunde dieser Vorsorge-Koloskopien zeigen, dass bei ungefähr 30 Prozent der Männer und 20 Prozent der Frauen Polypen mit Nachweis eines sogenannten Adenoms (gutartige Wucherung) gefunden werden. Durch Entfernung dieser gutartigen Vorstufen kann das Krebsrisiko deutlich gesenkt werden.

Auf der Datenbasis von 4,2 Millionen Personen, die zwischen 2003 und 2010 eine Vorsorge-Koloskopie bekamen, wird erwartet, dass etliche tausende Darmkrebs-Fälle verhütet werden. Bei ungefähr einem Prozent der Untersuchten fand sich im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung als Zufallsbefund ein Karzinom. Diese zufällig entdeckten Karzinome sind häufig noch auf den Darm begrenzt und haben damit eine deutlich bessere Heilungschancen durch die alleinige Operation als Tumoren, die erst erkannt werden, wenn sie Beschwerden machen. In diesen frühen Stadien lässt sich Darmkrebs durch eine Operation bei der Mehrzahl der Betroffenen heilen.

Die stagnierenden Zahlen der Teilnahme haben indes dazu geführt, dass im April 2013 die Gesetzesgrundlage für ein sogenanntes Einladungsverfahren für die Darmkrebsvorsorge mit dem Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz geschaffen wurde. Damit soll jeder Bürger, der zur Teilnahme an der Vorsorge berechtigt ist, persönlich eingeladen werden und Informationen zum Stellenwert der Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs bekommen. Mit diesem weiterhin auf Freiwilligkeit basierenden Verfahren soll erreicht werden, dass mehr Menschen die Vorsorgeangebote annehmen.

Privat-Dozent Ullrich Graeven ist Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Gastroenterologie am Krankenhaus St. Franziskus in Mönchengladbach.

(RP)
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