Sprechstunde Divertikel im Dickdarm

Bei vielen Menschen lassen sich harmlose Ausstülpungen der Darmschleimhaut finden. Bei einer Entzündung muss behandelt werden.

Unser Leser Jens M. (48) aus Nettetal fragt: "Wegen ständiger Blähungen wurde bei mir eine Koloskopie durchgeführt, und der Arzt hat dabei Divertikel festgestellt. Muss ich mir jetzt Sorgen machen?"

Walter Frasch Divertikel im Dickdarm sind häufig. Sie finden sich bei mehr als einem Drittel der Menschen über 60 Jahre, beginnend bei jungen Menschen, und stellen meist keine Erkrankung dar. Es sind Ausstülpungen der Darmschleimhaut, sie stellen sich bei der Darmspiegelung als kleine Öffnungen in der Darmwand dar. Zur Entstehung wurde einst das "Ballaststoff-Dogma" angegeben. Man nahm an, dass es durch mangelnde Ballaststoffzufuhr in den Industrieländern zur vermehrten Bildung von Divertikeln kommt. Diese Erklärung wird zunehmend in Frage gestellt. Mir erscheint plausibler, dass es durch Alterungsprozesse mit Erschlaffung von Bindegewebe zur Ausbildung von kleinen Lücken kommt - sozusagen zu "Falten des Darmes".

Als Risikofaktoren für das Auftreten von Komplikationen der Divertikel scheinen Übergewicht, mangelnde körperliche Aktivität und Rauchen bedeutend zu sein. Eine vermehrte Ballaststoffzufuhr (etwa indische Flohsamenschalen mit viel Flüssigkeit) scheint Problemen vorzubeugen.

Die meisten Betroffenen werden niemals Probleme mit diesen Veränderungen bekommen. Studien errechnen ein Risiko von etwa vier Prozent für Komplikationen innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren. Das häufigste Problem ist die Entzündung. Da Divertikel bei Europäern meist im sogenannten Sigma (Dickdarmabschnitt im linken Unterbauch) auftreten, erinnern die Schmerzen, manchmal begleitet von Fieber und Stuhlveränderungen, an eine Blinddarmentzündung "auf der falschen Seite". Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung kann meist eine sichere Diagnose gestellt und über die Therapie entschieden werden. Diese Behandlung kann in den meisten Fällen ambulant erfolgen. Äußerst selten ist eine freie Perforation eines Divertikels. Allerdings ist das Krankheitsbild dramatischer und bedarf dann einer Notoperation.

Bei älteren Menschen kann es, besonders bei Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten, zu Blutungen aus Divertikeln kommen. In dieser Situation ist oft eine Krankenhausbehandlung zur Überwachung erforderlich. Ob ein chirurgischer Eingriff zur Entfernung des betroffenen Darmabschnittes erforderlich ist, wird ein Chirurg nach reiflicher Prüfung entscheiden.

(RP)
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