Infektionsmediziner warnt Experte: Ebola könnte Indien treffen

Freetown · Der Entdecker des Virus warnt vor Ausbreitung, sieht Europa aber kaum gefährdet.

Ebola: Ausgangssperre macht Freetown zur Geisterstadt
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Die Ebola-Epidemie in Westafrika kann sich nach Expertenansicht leicht in andere Weltregionen ausbreiten. Der Mit-Entdecker des Ebola-Erregers, Peter Piot, sieht insbesondere eine Gefahr für Indien. Der belgische Infektionsmediziner befürchtet, dass sich einer der vielen in Westafrika lebenden Inder infiziert und während der Inkubationszeit Verwandte in seinem Heimatland besucht.

Wenn er dort erkranke, könne sich Ebola leicht verbreiten: "Auch in Indien tragen Ärzte und Krankenschwestern oft keine Schutzhandschuhe. Sie würden sich sofort anstecken und das Virus verbreiten", sagte Piot dem "Spiegel".

Nach Europa kämen ebenfalls "mit Sicherheit" Ebola-Kranke aus Afrika, die auf Behandlung hofften, und möglicherweise würden sich dadurch auch einige Europäer mit Ebola infizieren und sterben. Doch in Europa und Nordamerika könne ein solcher Ausbruch schnell wieder eingedämmt werden. In Afrika hingegen sei der Ausbruch inzwischen zur humanitären Katastrophe geworden, sagte Piot. "Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass es so schlimm kommen könnte."

 Ebola-Entdecker Peter Piot warnt vor einer Ausbreitung auf andere Kontinente.

Ebola-Entdecker Peter Piot warnt vor einer Ausbreitung auf andere Kontinente.

Foto: dpa

In Sierra Leone waren wegen der dreitägigen Ausgangssperre viele Wege am Wochenende nach Augenzeugeberichten leer. Nur Sicherheitspersonal war in allen größeren Straßen positioniert. Die einzigen Menschen, die sich im Land bewegen durften, waren 28 000 ehrenamtliche Helfer. Sie gingen von Tür zu Tür, um Ebola-Infizierte zu finden und 1,5 Millionen Stück Seife an die rund sechs Millionen Einwohner zu verteilen.

Das Rote Kreuz rief Regierungen und Kommunen dazu auf, Helfer in Ebola-Gebieten besser zu schützen. Jede Aktion, die Hilfe erschwere, trage zur Verbreitung der Krankheit bei. Die spanische Regierung flog erneut einen mit Ebola infizierten Priester aus Sierra Leone zur Behandlung heim.

Vorausteams der Sondermission der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie sollen bereits heute nach Westafrika entsandt werden. Das kündigte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon an. Die Sondermission selbst soll noch in diesem Monat nach Westafrika geschickt werden.

(dpa)
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