Freetown Sierra Leone ruft Notstand wegen Ebola aus

Freetown · Angesichts der fortschreitenden Ausbreitung des Ebola-Virus in Westafrika hat auch Sierra Leone den nationalen Notstand erklärt. Präsident Ernest Bai Koroma will die Seuche mit einem Maßnahmenpaket in den Griff bekommen.

So sollen ganze Gebiete im Osten des Landes unter Quarantäne gestellt werden. "Die Lage ist außer Kontrolle", sagt Mariano Lugli, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Genf. Das Virus sei nicht zu stoppen, lokale Gesundheitsbehörden seien überfordert.

In Sierra Leone wurden größere Menschenansammlungen verboten. Das Nachbarland Liberia hatte bereits am vergangenen Wochenende den Notstand ausgerufen und seine Grenzen geschlossen. Ausnahmen sind lediglich zwei Flughäfen und drei andere Grenzpunkte, an denen aber Zentren eingerichtet wurden, um Ein- und Ausreisende auf eine mögliche Erkrankung zu prüfen. Jetzt hat die Regierung in Liberia angeordnet, alle Schulen im Land vorübergehend zu schließen.

Zuvor war einer der wichtigsten Ebola-Experten im Alter von 39 Jahren an dem Virus gestorben. Sheik Umar Khan hatte mehr als 100 Patienten behandelt und sich dabei selbst angesteckt. In seinem Heimatland gilt er als Nationalheld.

Zwei Amerikanern, die ebenfalls an der Krankheit leiden, soll es etwas besser gehen. Bei den Patienten handelt es sich um einen Arzt, der für die Hilfsorganisation Samaritan's Purse tätig ist, und eine Missionarin. Ihr Zustand sei jedoch ernst, teilte die Organisation auf ihrer Webseite mit. Zahlreiche Mitarbeiter sollen wegen der prekären Lage aus der Region abgezogen werden, hieß es.

Etwa 730 Menschen sind dem Erreger nach WHO-Daten bis zum 27. Juli zum Opfer gefallen - mehr als jeder zweite erfasste Infizierte. Es gibt noch keine zugelassene Impfung gegen Ebola und keine Therapie. Die Ebola-Epidemie in Westafrika geht Wissenschaftlern zufolge wahrscheinlich auf Flughunde zurück. Entweder seien manche der Tiere in der Region schon seit langem Träger des Virus oder ein infizierter Flughund sei aus Zentralafrika hergezogen, berichten Forscher im Fachmagazin "PLOS Neglected Tropical Diseases".

(dpa)
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