Selbstversuch mit Almased Was bringt die Diät aus der Dose wirklich?

Düsseldorf · Keine andere Pulverdiät ist so bekannt wie "Almased". Für manche hat das Eiweißpulver sogar schon Kultstatus. Aber kann man mit der Pulverdiät wirklich abnehmen? Ist das gesund? Und woher kommt der Kult um das Pulver? Unsere Autorin hat es ausprobiert.

Almased im Test: Was bringt die Diät aus der Dose wirklich?
Foto: Bosetti

Kurz vor den großen Ferien brach in meinem Freundeskreis diese Diät-Epidemie aus wie eine leichte Sommergrippe. Meine Freundin Elke kreuzte samstags im Café auf und trug statt ihrer prall gefüllten Markttaschen Apothekentüten zur Schau. Was ihren Freundinnen keinesfalls entging: Die Jeans schlotterten an Oberschenkeln und Po, das T-Shirt spannte nicht mehr über ihrem Wohlstandsbäuchlein. Das satte Grinsen der Freundin berichtete von einem gegenteiligen Zustand: Satt hatte sich Elke schon lange nicht mehr gefühlt. "Ich laufe seit drei Monaten auf Almased", sagte sie leicht zynisch, zeigte auf die Dosen in der Tüte, verkündete einen Gewichtsverlust von zehn Kilo.

Bald würde sie das Diät-Pulver nur noch als Krücke benutzen, kündigte sie an, nach Tagen der Völlerei vielleicht eine Mahlzeit damit ersetzen statt wie in der heißen Abnehmphase zwei oder drei Mahlzeiten. Die in der Apotheke erhältlichen Dosen - eine kostet rund 20 Euro - sowie der Shaker reisten sodann mit Elke in die Ferien nach Rügen.

Hannelore und Paul sind deutlich älter als Elke. Alle drei kochen extrem gut. Das Kunsthändlerpaar isst fast noch lieber und ausgefallener auf seinen Trips durch die Kunstmetropolen, bei seinen Essen für Kunden, am Rande von Messen. Die beiden reisen neuerdings mit "Almased" im Handgepäck, denn sie waren ihrer Rubens-Rundungen überdrüssig geworden. Sie haben vor allem zu Hause dank konsequenten Einsatzes des Diätpulvers mehrere Kilo abnehmen können.

Wo man sich umsieht, ist das Pulver verbreitet, in Arztpraxen, Geschäften und Büros. Meine Freundin Jacki hat zeitlebens alles ausprobiert, was ihr Erleichterung verschaffen könnte - auch sie trinkt/isst jetzt das Zeug. Mit mäßigem Erfolg, da sie immer wieder unterbricht. Neuerdings erwähnte ein Kollege, dass er seiner neu erworbenen Rundlichkeit ab und zu eine "Almased-Mahlzeit" entgegensetze, die ihm abends zuhause kredenzt werde anstelle von Wiener Schnitzel mit Gurkenkartoffelsalat.

Ich habe das dann natürlich für mich ausprobiert. Wer will nicht Rollen am Bauch verringern, erwartbaren dramatischen Kilozuschlägen vorbeugen angesichts des Willens, mit dem Rauchen aufzuhören? Anders als meinen Freunden hat mir das Pulver nicht geschmeckt. Erst als ich eigene Zutaten erfand - allerfeinstes Öl und geschroteten Leinsamen untermischte -, konnte ich damit leben. Angesichts meiner hohen Arbeitsbelastung wollte und konnte ich zu keinem Zeitpunkt drei Mahlzeiten durch "Almased" ersetzen, ich wäre am zweiten Tag zusammengebrochen. So habe ich für mich bestimmt, dass ich von Beginn an nur zwei Mahlzeiten ersetze und abends eine selbstgebrutzelte, völlig kohlehydratfreie Mahlzeit einnehme.

Was an Fallbeispielen ablesbar ist: Eine Diät mit "Almased" funktioniert dann, wenn sie konsequent eingehalten wird. Und wenn man die Maßnahmen in Bezug zu den realistischen Zielen setzt. Das ganz strenge Verfahren, das der Hersteller vorschlägt - in der Anfangsphase drei Mahlzeiten durch "Almased" ersetzen und dazu nur wenig Brühe trinken -, können nur Menschen anwenden, die körperlich nicht allzu leistungsfähig sein müssen. Die Kombination von zwei Diät-Drinks mit einer echten Mahlzeit führt offenbar auch zum Ziel, wenn Sünden (Süßes, Alkohol) nicht vorkommen. Wer nur ab und zu eine Mahlzeit ersetzt, der verliert schnell den Überblick und sein System aus dem Blick. Bei manch einem führt aber offenbar selbst diese Maßnahme zu kleinen Erfolgen auf der Waage, bei anderen wiederum nicht.

Das Fazit ist wenig überraschend. Die durch offensive Werbung populär gewordene Diät aus der Dose funktioniert. Sie ist recht teuer, dafür im Alltag wenig aufwendig. Gesundheitliche Bedenken gegen das als Nahrungsergänzungsmittel deklarierte Pulver (s. u.) gibt es kaum. Wer den Anfang schafft, den Ausstieg aus dem unbekümmerten Vor-sich-hin-Mümmeln ins sündenfreie Ernähren, der hat schnell Erfolg. Das ermuntert weiterzumachen. Das Wort Diät meint Lebensführung. Wer sich dazu entschließt, muss sein Leben ändern und sein Verhalten, was Geduld abverlangt, Konsequenz und Disziplin. Der Anfang jeder Diät ist schwer, das Durchhalten ebenso. Der Rückfall in liebgewonnene Gewohnheiten ist dagegen leicht. So lauert auch bei dieser Diät der größte Feind beim Abnehmen: der Jojo-Effekt.

(RP)
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