Nach EU-Entscheid zu Genmais 1507 Welche Lebensmittel sind eigentlich genmanipuliert?

Düsseldorf · Ab 2015 dürfte der genmanipulierte Mais 1507 auch auf deutschen Äckern angebaut werden. Vor allem Umweltverbände und Verbraucherschützer schlagen wegen dieser Neuerung Alarm. Doch gibt es bislang überhaupt schon manipulierte Lebensmittel in den Regalen? Und sind sie ungesund? Wir klären auf.

Diese Lebensmittel sind genmanipuliert
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Foto: shutterstock/ Guzel Studio

Spätestens seit Skandalen wie der Gammelfleisch- oder Dioxinaffaire, stellen sich immer mehr Verbraucher die Frage, was eigentlich wirklich in ihren Lebensmitteln enthalten ist. Vieles lässt sich am Etikett ablesen - aber eben nicht alles. Auch die verschiedenen Siegel, sind nicht immer verlässlich oder auch bekannt. Besonders undurchsichtig ist aber, ob und wenn welche Lebensmittel in den Regalen durch genmanipulation verändert wurden sind, das weiß auch Andreas Winkler, Pressesprecher der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, "viele Lebensmittel sind nur indirekt genmanipuliert und müssen deshalb bislang auch nicht als genmanipulierte Produkte gekennzeichnet werden."

Nicht der Brokkoli selbst ist manipuliert

Denn bislang darf in Deutschland weder Obst noch Gemüse direkt, beispielsweise durch eine Spritze, im Erbgut verändert werden. Wäre ein Lebensmittel dennoch genetisch verändert, müsste das innerhalb der EU deutlich gekennzeichnet werden. Nicht verboten ist jedoch eine indirekte Genmanipulation, zum Beispiel durch die Gabe von gentechnisch verändertem Futtermittel an Milchkühe und Mastrinder. "Rund 80 Prozent der genmanipulierten Pflanzen sind Futterpflanzen", sagt Isabelle Mühleisen, Ernährungsexpertin beim Verbraucherschutz NRW. "Das sind Tiere, deren Produkte wir später auf unseren Tellern haben." Fleisch, Milch, Eier und Joghurt können also indirekt genmanipuliert sein. Aber auch Produkte wie Süßigkeiten, Backwaren, Süßungsmittel und bestimmte Vitamine, können gentechnisch veränderte Enzyme enthalten.

Genmanipulation erkennt der Verbraucher nicht

Gekennzeichnet werden, müssen diese indirekt manipulierten Produkte aber eben nicht. "Mit dieser Lücke in der Kennzeichnungspflicht wird der Verbraucher nicht optimal informiert", so Winkler. Abhilfe schaffen könnte das seit 2009 existierende Siegel "Ohne Gentechnik". Es kennzeichnet Produkte, die in keiner Weise genetisch veränderte Organismen enthalten. Allerdings gibt es auch hier einen Wermutstropfen: "das Siegel ist bisher freiwillig und deshalb auch keine wirkliche Orientierungshilfe beim Einkauf", kritisiert Winkler.

Aussagekräftig für Verbraucher ist laut Winkler und Mühleisen bislang nur das europäische Biosiegel. "Diese Produkte dürfen keine genetisch manipulierten Organismen enthalten", so die Enährungsexpertin Mühleisen.

Gesundheitliche Folgen sind noch nicht absehbar

Welche gesundheitlichen Folgen die Ernährung mit genetisch veränderten Lebensmitteln hat, ist bislang unklar. Grund dafür ist, dass bestimmte Lebensmittel über Jahre hinweg tagtäglich in großen Mengen konsumiert werden, aber "trotzdem kann niemand eine Aussage dazu machen, was der lebenslange Konsum von genetisch veränderten Lebensmitteln letztlich für unsere Gesundheit bedeutet. Denn dazu existieren diese Produkte noch gar nicht lange genug". So lange noch keine Langzeitstudien zu diesem Thema durchgeführt werden können, tappt der Verbraucher also, in Sachen genmanipulierter Nahrung im Dunkeln. Ein Risiko, das er durch die geringe Kennzeichnung der Lebensmittel täglich einzugehen gezwungen ist.

(ham)
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