Studie entdeckt schwere Nebenwirkung von Emulgatoren Darmentzündung zum Frühstück

Atlanta · Sie stecken in Margarine, Schokolade oder Wurst: Emulgatoren sorgen für eine längere Haltbarkeit und eine cremige Konsistenz. Das allerdings ist nicht die einzige Wirkung, die sie haben. Sie stehen zudem in Verdacht Übergewicht und Entzündungen zu verursachen und langfristig der Gesundheit zu schaden.

 Unten Frischkäse und oben fettreduzierte Geflügelwurst — das sieht gesund aus, steckt aber voll mit bedenklichen Emulgatoren.

Unten Frischkäse und oben fettreduzierte Geflügelwurst — das sieht gesund aus, steckt aber voll mit bedenklichen Emulgatoren.

Foto: Shutterstock/Zerbor

Emulgatoren stecken in unzähligen Lebensmitteln, denn nur mit ihrer Hilfe verschmelzen sonst hartnäckig getrennte Substanzen wie Öl und Wasser zu einer geschmeidigen Mixtur. In Salat-Dressings, Mayonnaise, Eis oder auch Frischkäse ist das so, besonders Fertiggerichte stecken voll davon. Über 15 verschiedene Emulgatoren werden in Nahrungsmitteln besonders häufig verwendet, um dem Verbraucher eine cremig gerührte Textur zu kredenzen.

Wie Sie Emulgatoren ausfindig machen können

Sie verstecken sich entweder hinter der allgemeinen Bezeichnung Emulgatoren und sind nicht zwangsläufig im Einzelnen ausgezeichnet. Wenn doch, findet sie der Verbraucher hinter kryptischen Bezeichnungen wie E 433, das zum Beispiel meist in Eiscreme steckt oder E 466, das als Verdickungsmittel vielen Nahrungsmitteln zugesetzt ist.

Die amerikanische Verbraucherschutzbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat dagegen keine Einwände. Sie sieht die Verwendung als allgemein sicher an, weil es keine Beweise für eine krebserregende oder toxische Wirkung der Zusatzstoffe gäbe. In Deutschland werden sie laut Bundesamt für Risikobewertung als Lebensmittelzusatzstoffe erst "nach einer umfassenden Risikobewertung" zugelassen. Sie sollten dann einen festgelegten Wert nicht überschreiten, der sich daran orientiert, welches die niedrigste Menge ist, die "technologisch möglich ist", heißt es allgemein.

Zwei Emulgatoren unter der Lupe

Ganz so großzügig würden der Immunologe Andrew Gewirtz von der Georgia State University in Atlanta und sein Kollege Benoit Chassaing von der Georgia State University nicht damit umgehen. Denn sie haben Hinweise darauf gefunden, dass die Chemikalien die Gesundheit massiv und weitreichend beeinflussen. Die Wissenschaftler konnten im Experiment an Mäusen nachweisen, dass die von ihnen untersuchten Emulgatoren Carboxymethylcellulose (E 466) und Polysorbat-80 (E 433), nicht nur die Konsistenz und Haltbarkeit von Lebensmitteln verändern, sondern auch massiv in die Darmflora eingreifen.

Die Tiere, die von der Geburt an diese häufig eingesetzten Emulgatoren futterten, hatten nach vier Monaten erhöhte Blutzuckerwerte, waren übergewichtig, zeigten damit erste Ansätze zum metabolischen Syndrom, bei dem auch die Blutfettwerte und der Blutdruck zu hoch sind und hatten erste Anzeichen für chronische Darmentzündungen. Die Emulgatoren veränderten die Darmflora so, dass sich weniger günstige Darmbakterien dort wiederfanden und mehr entzündungsfördernde oder schleimlösende.

Impften die Wissenschaftler noch gesunde Mäuse mit der Darmflora der erkrankten Tiere, dauerte es nicht lange, bis auch sie ähnliche Symptome zeigten. Die Bakterien verursachten eine Entzündung im Darm, die auch zur Änderungen des Stoffwechsels führen kann.

Schon geringe Mengen machten Gesundheitsschäden

Die schwersten gesundheitlichen Auswirkungen wurden bei Mäusen beobachtet, die die Chemikalien in einer Menge erhielten, wie eine Person, die ausschließlich Eis essen würde. Besonders schockierend: Schon eine geringe Dosis veränderte die Darmflora. Bei einem Zehntel der Konzentration von Emulgatoren, die die FDA zulassen würde, beobachteten die Forscher Reaktionen.

Die Wissenschaftler leiten aus ihren Ergebnissen ab, dass Emulgatoren für die sich häufenden Gesundheitsprobleme seit Mitte der 20er Jahre mitverantwortlich sein könnten. Denn seit geraumer Zeit beobachtet die Medizin die Zunahme entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus- Crohn und Colitis ulcerosa. Millionen von Menschen leiden unter diesen schweren und unheilbaren Erkrankungen, ebenso wie immer mehr Menschen auch unter dem metabolischen Syndrom leiden, die zu Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf oder Lebererkrankungen zur Folge haben können.

Aus diesem Grund fordern die beiden Immunologen Elmugatoren besser auf ihre Langzeitwirkung hin zu untersuchen. Derzeit nimmt Dr. Gewirzt auch den natürlich in Eiern enthaltenen Emulgator Lecithin, um zu sehen, ob er die gleiche Wirkung auf Mäuse hat, wie die chemischen Bindemittel.

(wat)
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