Lebensmittel-Studie Gefährliche Keime in der Wurst

Berlin · Nach einer Studie im Auftrag der Grünen-Fraktion finden sich in zehn von 63 Wurstproben, die deutschlandweit genommen wurden, gefährliche Erreger. Gegen sie wirken Antibiotika nicht mehr.

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Foto: Shutterstock/ smereka

Die Grünen-Fraktion im Bundestag ist durch eine Lebensmittel-Studie in Eigeninitiative zu einem alarmierenden Befund gekommen: Bei 63 Proben von Mett- und Teewurst sowie Salami und rohem Schinken fanden sich in zehn Fällen gefährliche Erreger in den Lebensmitteln.

Das beauftragte Labor in Bayern wies in den Produkten die sogenannten ESBL-Keime nach. Sie lösen Resistenzen gegen Antibiotika aus, sorgen also dafür, dass im Krankheitsfall Antibiotika nicht mehr wirken können.

Schätzungen zufolge tragen schon heute rund sechs Millionen Menschen in Deutschland solche resistenten Erreger in sich. Ebenfalls Schätzungen zufolge sterben jährlich etwa 30.000 Menschen daran, weil für sie im Krankheitsfall nicht oder nicht rechtzeitig ein passendes Antibiotikum gefunden werden kann.

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Foto: dpa, Diagentur

Die Grünen ließen die Tests zwischen dem 28. April und dem 2. Mai dieses Jahres in insgesamt 13 deutschen Städten vornehmen, darunter auch Düsseldorf und Mainz. In Düsseldorf fand sich eine positive Probe mit den gefährlichen Erregern. Betroffen war eine Putenmettwurst. In Mainz wurden gleich zwei positive Proben entdeckt, je einmal Putenzwiebelmettwurst und Schinkenzwiebelmettwurst.

Die Untersuchung ist nicht repräsentativ - dafür ist die Stichprobe zu klein. Allerdings hatten die Grünen vor zwei Jahren schon einmal einen ähnlichen Test durchgeführt und waren auch damals auf etwa 16 Prozent betroffene Ware gestoßen.

Für die Untersuchung wurden gezielt Rohwurst-Produkte ausgewählt. Sie werden bei der Herstellung weder erhitzt noch gebrüht; damit haben die resistenten Keime gute Chancen zu überleben, bis sie beim Verbraucher auf dem Tisch landen. Eingekauft wurde bei Discountern, Supermärkten und in Bäckereien.

Besonders auffällig seien die Putenprodukte gewesen, heißt es in einer Auswertung der Studie, die unserer Zeitung vorliegt. In sechs von neun Proben fanden die Tester die ESBL-Keime. Das entspricht zwei Dritteln der untersuchten Produkte. Der Vize-Fraktionschef der Grünen, Oliver Krischer, nannte die resistenten Keime in Lebensmitteln eine "tickende Zeitbombe". Er betonte: "Mit den Produktionsmethoden beim Billigfleisch gefährden wir unsere eigene Gesundheit."

Als Ursache für die Verbreitung der Erreger gilt neben der Vermehrung der Keime in Krankenhäusern die Massentierhaltung, in der vielfach Antibiotika zum Einsatz kommen. Die Tierärzte nutzen mittlerweile auch sogenannte Reserve-Antibiotika. Menschen erhalten sie nur dann, wenn gängige Arzneien nicht mehr wirken. In den Ställen können sich dadurch auch gegen die Reserve-Antibiotika Resistenzen bilden. "Die Mastställe sind quasi ein riesiges Trainingsgebiet für Keime, um resistent gegen Antibiotika zu werden", heißt es in der Studie der Grünen-Fraktion.

Vertreter von Handel und Lebensmittelindustrie wollten gestern auf Anfrage keine Stellung zu den Studienergebnissen nehmen. Weil die Untersuchung noch nicht öffentlich sei, könne man sie auch nicht im Detail prüfen, hieß es. In der Vergangenheit wurde immer wieder darüber gestritten, in welchem Ausmaß der Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung für die Verbreitung der für Menschen gefährlichen resistenten Bakterien verantwortlich ist.

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Bisher herrscht in der Wissenschaft keine Einigkeit darüber. Klar ist nur, dass die resistenten Keime absterben, sobald Fleisch ausreichend stark erhitzt wird - bei der Produktion von Rohfleischprodukten wie Mettwurst, Teewurst, rohem Schinken und Salami fehlt aber dieser Schritt.

(RP)
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