Übergewichtige legen sich unters Messer Immer mehr Magenverkleinerungen in NRW
Düsseldorf · Immer mehr stark Übergewichtige in NRW erhoffen sich durch eine Magen-Operation Hilfe auf dem Weg zurück zum Normalgewicht. Dafür legen sich ungefähr doppelt so viele Menschen unters Messer wie noch vor vier Jahren.
Bei den Versicherten der Krankenkasse DAK-Gesundheit ließen sich im vergangenen Jahr in NRW 119 "XXL-Patienten" wegen des Übergewichts im Krankenhaus operieren, im Jahr 2008 waren es noch 62. Außer in Bayern gab es in allen anderen Bundesländern erneut Steigerungen im Vergleich zum Vorjahr.
Von 100.000 Versicherten greifen demnach mittlerweile 11 Patienten zu Maßnahmen wie Operationen mit Magenband, Magenballon oder Magenverkleinerung, um die ungesunden Pfunde wieder los zu werden. Dadurch steigen nach Angaben der Krankenkasse die Ausgaben für derartige Eingriffe von 3,8 auf 4,3 Millionen Euro an.
Mehr Frauen wegen starkem Übergewicht im OP
Mit 84,9 Prozent war im vergangenen Jahr der überwiegende Teil der chirurgisch behandelten Übergewichtigen in Nordrhein-Westfalen weiblich. Dieser Trend spiegelt sich auch bundesweit wieder. Hier fielen 81,6 Prozent aller Kosten für Frauen an. Den höchsten Männeranteil gab es mit 28,6 Prozent in Thüringen. Im Saarland, Sachsen und Sachsen-Anhalt waren alle Patienten weiblich.
"Übergewicht und Adipositas nehmen leider immer weiter zu. Die gesundheitlichen Folgen sind immens", sagt Rainer Lange, Sprecher der DAK-Gesundheit in NRW. Dies mache die Entwicklung der letzten Jahre und die Zunahme der Fallzahlen. Er bemängelt, dass eine Reihe der Eingriffe nicht erforderlich wären, wenn es eine bessere Zusammenarbeit von Krankenhausärzten, Ernährungsberatern und Psychologen geben würde.
Lebensstil und Ernährung müssen sich ändern
Nach Einschätzung der Krankenkasse werden fettleibige Patienten oft nicht richtig und umfassend über die Wirkung und die Folgen einer Magenband-Operation informiert. "Der Erfolg einer OP tritt zum Beispiel nur ein, wenn die Betroffenen ihren Lebensstil radikal ändern und ihre Ernährung umstellen", sagt Lange. Der Eingriff aber beseitige nicht das auslösende Problem für schweres Übergewicht. Außerdem gebe es für die Patienten keine Garantie, dass sie nach einem Krankenhausaufenthalt auch ihr Idealgewicht erreichen würden. Zu den medizinischen Vorraussetzungen einer Adipositas-Chirurgie gehört zum Beispiel, dass die Patienten mehr als fünf Jahre einen Body Mass Index (BMI) über 40 hatten.
Bei einer 1,70 Meter großen Frau würde dies zum Beispiel ein Gewicht von 117 Kilogramm bedeuten. Bei chronischen Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder starken Wirbelsäulenbeschwerden gilt ein BMI von mehr als 35. Außerdem muss nachgewiesen werden, dass bei den Betroffenen konservative Behandlungsmethoden wie Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapien ohne den erhofften Erfolg blieben.