Stammzellen Frikadelle und Dino-Keule Das ist das erste Kochbuch für In-vitro-Fleisch

Den Haag · Fleisch aus der Petri-Schale, das soll es laut eines Teams von Wissenschaftlern, Köchen und Designern aus den Niederlanden schon bald geben. Wie das aus Zellen gewonnene, im 3-D-Drucker verarbeitete Fleisch schmecken könnte, zeigt ihr neues "In-vitro-Fleisch-Kochbuch".

So sieht das erste In-vitro-Fleisch-Kochbuch aus
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"Es ist an der Zeit, über die Zukunft von Fleisch zu reden", schreibt einer der Autoren, der Philosoph und Künstler Koert van Mensvoort, im Vorwort des Buches. Das "In Vitro Meat Cookbook" gibt auf 186 Seiten einen Eindruck davon, was Hobbyköche der Zukunft eines Tages servieren könnten.

Mit der Petrischale die Welt retten

Es gehe darum, die Möglichkeiten von Fleisch aus der Petrischale zu erkunden. Fleisch, das aus Zellen lebender Tiere herangezüchtet werde, habe das Potenzial, die wachsende Fleischnachfrage in der Welt zu befriedigen - ohne die negativen Folgen der modernen Massentierhaltung. Alle Rezepte wurden von Köchen, Designern und Künstlern gemeinsam entwickelt. Zu finden sind Gerichte, die theoretisch schon heute möglich wären, wie auch Speisen, deren Realisierung noch in weiter Zukunft liegt. Die Zubereitung ist anspruchsvoll und ähnelt eher der Arbeit eines Laboranten als der eines Kochs. Erklärt wird auch, wie Reagenzglas-Fleisch im Heim-Labor gezüchtet werden kann. Hinzu kommen Essays, Interviews und Grafiken über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Labor-Fleisch.

"Lassen Sie den Dinosaurier 15 Minuten ruhen"

Ein Rezept auf Seite 63 bietet "Gerösteten Raubsaurier" - wobei das Fleisch aus Hühnchen-Zellen gezüchtet wird, die sich an einem per 3-D-Drucker hergestellten naturgetreuen Dino-Knochen anlagern. "Lassen Sie den Dinosaurier 15 Minuten ruhen, bevor Sie ihn servieren und zerteilen", empfiehlt das Buch. Ein anderes Rezept beschreibt, wie sich durch Gen-Sequenzierung von im Naturkundemuseum der Universität Oxford aufbewahrten Überresten Fleisch der ausgestorbenen Dronten-Vögel - auch als Dodos bekannt - züchten ließe. Auf diese Weise könnten geschichtsbegeisterte Hobby-Köche "schmecken, was die ersten Seefahrer schmeckten, die 1598 auf Mauritius landeten", heißt es in dem Kochbuch.

Im August vergangenen Jahres hatte der niederländische Wissenschaftler Mark Post einen aus Rinder-Stammzellen gezüchteten Hamburger präsentiert. Der "Frankenburger" wog 142 Gramm, seine Herstellung kostete 250.000 Euro. Den Forschern zufolge soll die Markteinführung des Labor-Burgers in zehn bis 20 Jahren möglich sein.

(DEU)
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