Coffee to go ...und auch eine ökologische

165 Liter Kaffee beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande – mehr als bei Bier (107 Liter) und selbst Mineralwasser (140 Liter). Für die Umwelt ist das schlecht, vor allem in Kombination mit Einwegbechern.

Coffee to go: ...und auch eine ökologische
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165 Liter Kaffee beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande — mehr als bei Bier (107 Liter) und selbst Mineralwasser (140 Liter). Für die Umwelt ist das schlecht, vor allem in Kombination mit Einwegbechern.

Eine Tasse Kaffee hat im Durchschnitt einen CO2-Fußabdruck zwischen 50 und 100 Gramm. Dabei fällt weniger der weite Transport der Kaffeebohnen ins Gewicht, sondern vor allem der Anbau samt Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Auch werden pro Tasse etwa 140 Liter Wasser verbraucht. Das hat Michael Kuhndt vom Wuppertal Institute Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production für die Initiative "Klima sucht Schutz" ausgerechnet. Umweltschädlicher als die Produktion des Kaffees selbst sind Coffee-to-go-Becher:

"Für die Produktion eines Bechers wird im Durchschnitt natürlicher Lebensraum von etwa 0,9 Quadratmeter zerstört und viele verschiedene Materialien wie Holz und Wasser sowie Energie verbraucht. Wenn im Jahr 2010 weltweit etwa 23 Milliarden Becher verkauft werden, werden dadurch ungefähr 9,4 Millionen Bäume abgeholzt, 2,8 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, 5,7 Milliarden Liter Wasser und 293 Millionen Kilowattstunden Energie verbraucht."

Recycling von Coffee-to-go-Bechern ist aufwändig

Das größte Problem: Kaffeebecher bestehen nicht nur aus Pappe. Damit sie dicht bleiben und sich nicht vollsaugen, werden sie mit Kunststoffen beschichtet, etwa mit LDPE, einer Form von Polyethylen. Becher und Beschichtung zu trennen, ist aufwändig: In Großbritannien wurden vier Jahre und knapp sechs Millionen Euro in eine spezielle Anlage investiert, wie das Recycling Magazin berichtet.

Zweiteilige, vom Konsumenten selbst leicht in Plastik und Pappe trennbare Becher gibt es bereits, etwa den "Slash Cup". Die großen Anbieter machen indes keine Anstalten, auf diese oder andere umweltfreundlichere Lösungen umzuschwenken. "Ein 'Umdenken' im großen Stil hat bisher leider nicht stattgefunden", bedauert Roland Gramling vom WWF.

Die Nutzung der heimischen Kaffeetasse ist aber nicht zwangsläufig besser für die Umwelt. "Deren Ökobilanz wird ganz entscheidend von der Energieeffizienz der eigenen Spülmaschine bestimmt", warnt Benedikt Kauertz vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung IFEU. Die mit dem häufigen Spülen verbundenen Umweltbelastungen übersteigen der Aufwand der Tassen-Produktion üblicherweise bei weitem. Beim Spülen von Hand wiederum braucht man meist mehr Wasser, das erhitzt werden muss...

Salopp gesagt: Wie man's macht, macht man's falsch.

Gelbe Tonne statt Restmüll

Die gute Nachricht ist, dass man beim Recycling der Coffee-to-go-Becher kräftig nachhelfen kann: "Wer seinen Kaffeebecher in den Gelben Sack oder die Gelbe Tonne wirft, kann davon ausgehen, dass er ebenso weiterverwertet wird wie Milch- oder Saftverpackungen, die nach demselben Prinzip aufgebaut sind", sagt Norbert Völl vom Grünen Punkt.

Die schlechte Nachricht: Die weitaus meisten Becher landen im normalen Restmüll an der Bushaltestelle. In der Regel werden sie verbrannt, und das auch noch mit geringem Brennwert.

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