Gesundheitstrend Grüne Smoothies Muss man wirklich einen 300-Euro-Mixer kaufen?

Düsseldorf · Grüne Smoothies sollen schlank und gesund machen - doch sie haben einen Nachteil: Angeblich braucht man dafür sehr teure Hochleistungsmixer. Wir haben den Video-Test gemacht und einen 50-Euro-Haushaltsmixer gegen das 300-Euro-Hochleistungs-Produkt laufen lassen.

Getränke aus frischer Rohkost sind ein wachsender Gesundheitstrend. Durch ihre starke Konzentration an Inhaltsstoffen sollen sie schlank machen, entgiften, Hautalterungsprozesse aufhalten aber auch vor Krankheiten wie Diabetes und sogar Krebs schützen.

"In kaum einer anderen Variante ist es möglich, so viel Gemüse auf einmal zu sich zu nehmen, wie im grünen Smoothie", erklärt Carla Groscurth, Pressesprecherin von GrüneSmoothies.de. Der Grund dafür ist, dass auch große Mengen im Mixer zu einer sämigen Flüssigkeit verarbeitet werden, die sich entweder zusätzlich zu den täglichen Speisen oder auch als Mahlzeitersatz konsumieren lässt. "Die wenigsten essen einmal - oder gar mehrfach am Tag einen Teller Salat", so die Expertin. "Genau das bräuchte der Körper jedoch, damit wir uns insgesamt fitter und gesünder fühlen."

Als Regel gilt, in den Mixer kommt alles was oberhalb der Erde wächst. Also Spinat, Kohl, Ananas, Avocado oder auch Gurke. Aber keine Kartoffeln, Karotten oder Rote-Beete-Knollen. Das Blattgrün von Karotte und Roter-Beete dagegen dürfen dann doch wieder gemixt werden. "Das klingt zwar erst einmal ungewöhnlich, aber in dem Blattgrün stecken besonders viele Nährstoffe und Vitamine, das gleiche gilt übrigens auch für Wildkräuter", so Groscurth. Allein die Blätter der Roten Beete enthalten unter anderem sechmal so viel Vitamin C und dreimal so viel Calzium wie die Knolle.

Aber nicht nur die Inhaltsstoffe sind eigen. Auch an den Geschmack der Getränke muss sich so mancher am Anfang gewöhnen. "Das Blattgrün ist relativ bitter. Deswegen empfehlen wir erst einmal eine Mischung aus 40 Prozent Blattgrün und 60 Prozent Obst. Mit der Zeit kann man dann den Blattgrüngehalt steigern", so die Expertin. Als besonders milde Blattgrünsorten für Anfänger haben sich etwa Spinat, Feldsalat, Petersilie und auch Grünkohl erwiesen.

So stellen Sie grüne Smoothies her
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Foto: shutterstock/ pilipphoto

Allerdings, so betonen die Verfechter von Grünen Smoothies immer wieder, sind all diese Inhaltsstoffe nichts, ohne den richtigen Mixer. "Es kommt zwar darauf an, was man machen will, aber wer plant regelmäßig Grüne Smoothies zu trinken, oder auch damit Abnehmen oder gar Detox machen möchte, der kommt um einen Hochleistungsmixer nicht herum", sagt auch Carla Groscurth.

Die Spezialgeräte bieten bis zu 35.000 Umdrehungen pro Minute und haben zwischen 1200 Watt und 2 PS Leistungsstärke. Das kostet aber auch. Die älteste und bekannteste Marke ist Vitamix. Deren Geräte sind jedoch unter 600 Euro ungebraucht nicht zu bekommen. Seit nicht allzu langer Zeit gibt es nun auch günstigere Konkurrenzprodukte. Doch auch für sie muss der Grüne-Smoothie-Fan einmalig 300 Euro bezahlen. "Das Problem ist, dass die Smoothies bei normalen Haushaltsmixern bröckelig werden, und in der Folge auch die Inhaltsstoffe nicht so gut vom Körper aufgenommen werden können", so die Expertin.

Der Versuchsaufbau: Ob der Unterschied zwischen einem Haushaltsmixer und einem Hochleistungsmixer wirklich so gravierend ist, wollten wir herausfinden. Um sowohl das Mixverhalten, als auch das Ergebnis direkt miteinander vergleichen zu können, haben wir einen Haushaltsmixer für rund 50 Euro und den aktuell günstigsten Hochleistungsmixer, für 300 Euro, vor dieselbe Herausforderung gestellt.

Das Rezept: Beide Mixer wurden mit zwei großen Händen Babyspinat, drei Stängeln Grünkohl ohne Stiel, einer halben Avocado, einer Banane, einem halben Bund Petersilie, einem Stück Ingwer, einer halben Zitrone mit Schale und mit einer halben Ananas (geschält) befüllt. Obendrauf noch etwas Wasser. Dann begann der Test.

Der Geräte-Vergleich: Schon beim Einschalten fiel auf: Der Hochleistungsmixer macht deutlich mehr Lärm, als der Haushaltsmixer. Die Ursache ist eindeutig: Er bringt 1200 Watt Leistung, der Haushaltsmixer nur 600 Watt. Der Haushaltsmixer hat sechs Geschwindigkeitsstufen, der Hochleistungsmixer zehn. Auf der höchsten Stufe bringt das Hochleistunggerät 28.000 Umdrehungen pro Minute, der kleine Konkurrent kommt an die 20.000 nicht heran. Während der Hochleistungsmixer sieben ultraharte Edelstahlmesser besitzt, die auch Nüsse zerreiben können, kommt der Haushaltsmixer nur mit vier normalen Edelstahlmessern daher. Kommt der Hochleistungsmixer mit einem Stampfer mit dem die Rohkost von oben durch den Deckel Richtung Messer geschoben werden können, hat der Haushaltsmixer kein Zubehör im Angebot.

Der eigentliche Test: Für den Test haben wir die Mixer am Boden mit Obst befüllt und obendrauf das Blattgrün gelegt. Am Schluss wurde jeweils eine Tasse Wasser zugegeben. Beide Mixgeräte sollten 1,5 Liter fassen und waren bis zur oberen Kante voll. Allerdings fasste der Hochleistungsmixer die gesamte Inhaltsliste. Der Haushaltsmixer dagegen war etwas zu klein dafür. Selbst kleiner schneiden und viel drücken brachte nicht die gesamte Menge Blattgrün in den Behälter. Viel blieb allerdings nicht übrig.

Das passierte beim Mixen: Deckel drauf - höchste Stufe ein. Schon in den ersten Sekunden wurde deutlich: der Hochleistungsmixer häckselte direkt das Obst klein, der Haushaltsmixer kam ins Stocken. Zwar musste in beiden Behältern mit Stampfer und Löffel nachgeholfen werden. Bei einer so großen Rohkost-Menge ist das jedoch auch beim Hochleistungsmixer normal. Der kritische Blick auf die Uhr zeigte: Innerhalb von vier Minuten verarbeitete das Hochleistungsgerät die gesamte Rohkost zu einem sämigen, dunkelgrünen Smoothie. Der Haushaltsmixer dagegen, kämpfte nach dieser Zeitspanne noch immer mit Spinat, Grünkohl und Ananas. Am Ende brauchte es viel Stampfen, Schieben, Drücken und mehr Wasser, um doch noch zu einem Püree zu kommen.

Der Löffel-Test: Wir entnahmen beiden Geräten einen Löffel Smoothie und kippten ihn dann wieder zurück. Der Träufel-Test zeigte sofort: Im Smoothie aus dem Haushaltsmixer waren noch Blattstücke und Obstfasern zu finden. Er tropfte bröckelig vom Löffel in den Behälter zurück. Der Smoothie aus dem Hochleistungsmixer wirkte sämig, alle Rohkostsorten hatten sich zu einer sämigen Flüssigkeit miteinander verbunden, die locker zurück in den Behälter flossen.

Die Geschmacksprüfung: Dann die wichtigste Frage von allen: Wie schmecken die beiden Getränke? Der Haushaltsmixer-Smoothie floss zäh in den Mund und musste vor dem Schlucken noch weiter zerkaut werden. Dabei fiel direkt auf: die einzelnen Gemüse- und Obstsorten waren deutlich zu erkennen. Vor allem Spinat, Ananas und Grünkohl drängten sich geschmacklich auf. Insgesamt schmeckte das Getränk ziemlich bitter.

Der Smoothie aus dem Hochleistungsmixer dagegen floss sämig in den Mund und ließ sich relativ leicht schlucken. Etwas dickflüssig war auch er. Stücke waren darin aber gar keine zu finden. Alle Obst- und Gemüsesorten hatten sich gut miteinander verbunden. Obwohl es das gleiche Rezept war, schmeckt der Smoothie deshalb überhaupt nicht bitter. Der Fruchtzucker und der Geschmack der Ananas fingen die Bitterstoffe deutlich ab.

Fazit: Wer nur hin und wieder mal einen Grünen Smoothie trinken will, kommt sicherlich mit einem normalen Haushaltsmixer aus. Eine kleinere Rohkostmenge und ein hoher Frucht- sowie Wasseranteil sorgen dafür, dass auch diese Geräte Smoothies produzieren können. Wer aber regelmäßig Smoothies machen oder sogar eine Abnehm- oder Entgiftungskur damit plant, der kommt tatsächlich um den teuren Hochleistungsmixer nicht herum. Ob die Nährstoffe wirklich besser vom Körper aufgenommen werden, konnten wir mit diesem Test natürlich nicht sagen. Aber der Smoothie lässt sich im Hochleistungsmixer schneller herstellen, die Inhaltsstoffe verbinden sich besser und es bleiben keine Brocken zurück. Vor allem aber gewinnt er Geschmackstest. Im Gegensatz zum Konkurrenzgetränk ist der Hochleistungs-Smoothie, etwas vergleichbar mit einem Multi-Vitaminsaft, vielseitig im Geschmack, nicht bitter und sehr sämig.

(ham / csr)
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