Diät-Serie: Teil 2 Paleo-Diät: Abnehmen durch Essen wie in der Steinzeit

Düsseldorf · Sie essen Beeren, Grünzeug, Fleisch und jede Menge Eier. Sich zu ernähren, wie die Steinzeitmenschen es taten, ist en vogue. Die Paleo-Diät macht in Hollywood die Runde und hat auch hierzulande zahlreiche Anhänger gefunden, die fitter und schlanker sein wollen - und, trotzdem gerne Fleisch essen.

Paleo-Diät: Abnehmen durch Essen wie in der Steinzeit
Foto: shutterstock/ Paper Dream

Skandalnudel Miley Cyrus, die sportliche Schauspielerin Jessica Timberlake oder Matthew Mc Conaughey sehen alles andere aus als wie Höhlenmenschen, ernähren sich aber so. Auch Megan Fox und Eva Larue sind bekennende Paleo-Anhänger. Sie alle eint ein Speiseplan, der nicht nur der Figur gut tut, sondern auch der Gesundheit nutzen soll: Nüsse, Samen, Kräuter, unraffinierte Pflanzenöle wie Kokos- und Olivenöl oder frisches Bio-Gemüse. Daneben gehört auch Fleisch auf die Liste der erwünschten Nahrungsmittel. Allerdings sollte es — weil wir es selbst nicht jagen — zumindest von Wildtieren sein oder aus Bio-Haltung.

Grundprinzip: Eiweiß statt Kohlehydrate

Zucker hingegen, Milchprodukte und Getreide sind die totalen No-Gos. Das genau kommt zumindest Miley Cyrus entgegen, denn sie soll unter einer Glutenunverträglichkeit leiden. Was vor mehr als 10.000 Jahren auf dem Speiseplan stand, kann doch so falsch nicht gewesen sein, denken sich immer mehr Menschen und lassen sich anstecken vom urtümlichen Abnehm-Fieber. Wie auch bei der Atkin-Diät baut Paleo darauf, durch das Weglassen von Kohlehydraten Pfunde zu lassen. Die Grundidee dahinter ist, dass der Körper die aufgenommene Nahrung zu hundert Prozent verwertet. Sie basiert deshalb auf besonders eiweißreicher Kost. Die stammt vor allem aus fettarmem Fleisch, Fisch und Geflügel, das ungefähr die Hälfte der Nahrung ausmacht. Daneben spielen Vitamine und Ballaststoffe eine wichtige Rolle. Die Paleo-Anhänger greifen darum zu unbehandeltem Obst und Gemüse. Das soll innerhalb von zwei Wochen bis zu sechs Kilo von den Hüften schmelzen lassen.

Eine nach Paleo-Prinzipien zusammengestellte Hauptmahlzeit besteht, so beschreibt es Foodcoach und Marathonläuferin Nell Stephenson in ihrem Buch "Paleoista" zur Hälfte aus Gemüse, zu einem Drittel aus Samen und Nüssen und zu einem Drittel aus Fleisch, Eiern oder Fisch. Eine Besonderheit dieser Ernährungsart ist, die Nahrungsmittel zudem möglichst roh oder nur kurz gedünstet zu verspeisen. Saftige Grillsteaks scheiden also ebenso aus wie kurz gebratene Scholle. Die wird man auch auf den Speisenkarten der ersten Paleo-Restaurants in Berlin und Kopenhagen nicht finden.

Was unsere Urahnen immer waren und wir viel zu wenig sind

Die per se vernünftige Grundhaltung des Erfinders der Paleo-Diät, Dr. Loren Cordain, unter anderem Kohlehydrate, Zucker und Geschmacksverstärker sowie Konservierungsstoffe für die übermäßige Gewichtszunahme der modernen Gesellschaft verantwortlich zu machen, scheint Kritikern jedoch nicht in allen Punkten nachvollziehbar. Denn sein Idealgewicht hielt der Höhlenmensch sicher nicht nur durch die Ernährung. Immerhin angelten unsere Urahnen ihren Fisch nicht gemütlich vom Campingsessel aus, sondern waren tagein tagaus in Bewegung. Sie jagden Säugetiere bis zum Umfallen, kannten sich mit Beeren und Wurzeln prima aus und waren Stunden mit dem mühsamen Sammeln beschäftigt. Dabei fällt auf, dass sie vor allem eines waren: immer in Bewegung.

Damit verbunden, mahnen Kritiker, sind auch die körperlichen Bedürfnisse eines Steinzeitmenschen vollkommen andere gewesen als unsere. Großportionen an Fleisch waren als täglicher Energielieferant notwendig. Bei unserem Lebensstil hingegen ist es besser, häufiger zu Fisch zu greifen, sind sich die Ernährungsexperten einig. Ein weiteres Merkmal, was uns nicht nur in unserem Ernährungsverhalten vom Urmenschen unterscheiden sollte: Auch die Möglichkeiten der Nahrungsherstellung und —zubereitung waren andere. Milchprodukte waren noch nicht erfunden. Damit konnten unsere Urahnen auf Joghurt und Käse als Kalziumlieferanten nicht zurückgreifen und mussten so weitestgehend auf dieses knochenaufbauende Mineral verzichten. Auch Backwaren, die erst die moderne Getreideverarbeitung uns Menschen herzustellen erlaubt, standen gar nicht zur Verfügung. Ganz freiwillig war der Griff zum Obst statt zum Törtchen also nicht.

Tschüss Konservierungsstoffe, adieu Salzbomben

Nicht wegzudiskutieren allerdings ist der positive Faktor auf stark veränderte Lebensmittel und somit auf Konservierungsstoffe in Gänze zu verzichten. Auch hinsichtlich der unglaublichen Menge raffinierter Mehlprodukte, die viele zu sich nehmen, befürworten auch Ernährungswissenschaftler einen maßvollen Umgang. Weißbrot, Kartoffel-Chips oder Analogkäse gibt es bei der Paleo-Diät also aus gutem Grund nicht. Denn sie bieten weit weniger Protein, Ballaststoffe oder Eisen als ihre unverarbeiteten Äquivalente. Einige sind zusätzlich mit Natrium und Konservierungsmitteln vollgepumpt und erhöhen so zum Beispiel das Risiko herzkrank zu werden.

(wat)
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