Etikettenschwindel Seelachs - der erfundene Fisch

Düsseldorf · Die gute Nachricht vorweg: Sie schaden mit Seelachs nicht Ihrer Gesundheit. Trotzdem verbirgt sich hinter dem Etikett vielleicht nicht das, was Sie denken. Denn mit echtem Lachs hat der Seelachs nichts zu tun.

Wissenswertes über Lachs
6 Bilder

Wissenswertes über Lachs

6 Bilder

Der Name suggeriert falsche Tatsachen. In Wirklichkeit handelt es sich bei dem Fisch keineswegs um einen Verwandten des Lachses. Der Seelachs gehört zu den Dorschen. Bis in die 30er Jahre hieß er in Deutschland Köhler. Inzwischen findet dieser Name nur noch im Lexikon und unter Fischexperten Verwendung. Dabei ist der Name "Seelachs" eine Erfindung der Lebensmittelindustrie und aus der Not heraus geboren.

Die Erfindung des Seelachses

Als im Ersten Weltkrieg die Importe knapp wurden entwickelte eine Firma in Cuxhaven einen "Lachsersatz" aus dem Fleisch des Köhlers. Das Fleisch des Weißfisches wurde dazu rot eingefärbt, damit es aussah wie Lachs. Erst durch den Lachsersatz fand der Köhler als Speisefisch breiten Absatz. Daher taufte die Lebensmittelindustrie den Fisch später in "Seelachs" um.

Auch als Lachs durch die Aquakultur-Zucht weniger knapp wurde, blieb der Name am Köhler hängen. Er wird heute immer noch als günstiger Lachsersatz verwendet, aber auch als eigenständiges Produkt verkauft. Er und der eng verwandte "Alaska-Seelachs" machen zusammen über 20 Prozent der Speisefischproduktion für den deutschen Markt aus. Beide leben übrigens auch nicht in Seen: Köhler sind vor allem im Atlantik anzutreffen, der "Alaska-Seelachs" ist in Wahrheit nach seinem Heimatgewässer benannt - er heißt eigentlich Pazifik-Pollack.

Aufpassen bei Farbstoffen

Der Etiketten-Schwindel an sich ist natürlich nicht gesundheitsschädlich. Seelachs-Fleisch ist im Gegenteil besonders mager und enthält viel Jod. Worauf man allerdings bei Produkten mit Lachsersatz achten sollte, ist der Farbstoff "Cochinellenrot A" mit der Zusatzstoffkennung E-124. Er wird auch für Kunstblut in Filmarbeiten benutzt. In den USA ist er in Lebensmittelprodukten aber als Krebserreger verboten. Hierzulande ist der umstrittene Stoff legal, muss aber seit 2010 mit dem Hinweis gekennzeichnet werden "kann die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit von Kindern beeinträchtigen." Produkte mit diesem Farbstoff sollten Verbraucher also besser im Regal liegen lassen.

(anch/seeg/hip/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort