Tipps für ein langes Leben So werden Sie 100 Jahre alt

Kiel/Düsseldorf · In Deutschland leben immer mehr Menschen, die hundert Jahre alt werden. Doch die wahren Hochburgen der Hundertjährigen liegen ganz woanders. Lesen Sie hier, wo die scheinbar Unsterblichen herkommen und was ihr Geheimnis ist.

Geprüfte Tipps für ein langes Leben
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Foto: RP, Britta Krauss

Es gibt sie, die Gene, die für ein langes Leben bürgen. Bei Mäusen, Fliegen oder Fadenwürmern haben Forscher genetische Konstellationen entdeckt, die die Zeit auf Erden länger oder kürzer machen. Nun mag es auf den ersten Blick nicht so scheinen, dass der Mensch viel mit einem Wurm zu tun hätte. Genetisch sind sie sich allerdings durchaus ähnlich, so die Forschungsgruppe "Gesundes Altern" der Universität Kiel. Denn beide verfügen über das geheimnisvolle Gen "daf-2" Ist es ausgeschaltet, bewirkt das beim Wurm, dass er doppelt so lange lebt.

Genauso wie der Wurm verfügt auch der Homo sapiens über das Gen, das sich bei ihm allerdings über die Jahrmillionen in zwei unterschiedliche Gene entwickelte: Das eine hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob ein Mensch an Alzheimer oder Herzkrankheiten leiden wird oder nicht. Das andere hingegen senkt das Risiko für bestimmte Krankheiten. Die Forscher wissen nach langwierigen Studien, dass genau dieser Superfaktor bei hundertjährigen Menschen deutlich häufiger vorkommt, als bei der Normalbevölkerung.

Warum wir unser Alter selbst in der Hand haben

Gute Bedingungen für ein langes Leben findet man in Europa, wo statistisch die Lebenserwartung in Europa pro Jahr um bis zu drei Monate ansteigt. Das hat das europäische Konsortium "Genetik des Gesunden Alterns" (Genetics of Healthy Aging, GEHA) herausgefunden. Zu rund 30 Prozent ist dem Menschen über die Vererbung das Lebensalter in die Wiege gelegt. Zu 70 Prozent jedoch sind es die Lebensweise und Umwelteinflüsse, die darüber entscheiden, wie lange es uns auf Erden gibt.

Die Faktoren, die uns ein biblisches Alter erreichen lassen, liegen also zu großen Teilen in unserer eigenen Hand. Die Suche nach ihnen führte Forscher in die Hochburgen der 100-Jährigen. In Japan, Italien und Ecuador gibt es solche Orte, an denen überdurchschnittlich viele Menschen die magische dreistellige Zahl überschreiten. In Campodimele, einem italienischen Bergdorf zwischen Rom und Neapel überleben die Bewohner ihre Landsleute im Schnitt um 30 Jahre. Ähnlich wundersames geschieht in Valcabamba in Südamerika. Okinawa heißt die japanische Inselgruppe im Südpazifik, auf der die meisten Hundertjährigen der Welt leben.

Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Hundertjährige

740 von 1,3 Millionen Menschen können sich eine dreistellige Zahl in die Altersspalte eintragen. 90 Prozent von ihnen sind Frauen. Ihr Leben hat wenig gemein mit dem Gleichaltriger in Deutschland. Mit 90 Jahren noch arbeiten sie voller Freude im Garten und bauen dort ihr Obst und Gemüse an. Für sie ist es auch, trotz hohem Alter ganz normal, selbst noch auf dem Markt ihre Ernte zu verkaufen oder als 80-Jährige auf Bäume zu klettern um dort die wertvollen japanischen Goya-Früchte zu pflücken.

In ihnen steckt ein Stückchen des Unsterblichkeits-Geheimnisses, vermuten Wissenschaftler. Denn die Bittergurke ist in punkto Vitamin- und Mineralstoffgehalt kaum zu toppen. In Asien ist sie fester Bestandteil des Speiseplans, hierzulande jedoch kaum zu bekommen und auch wegen des bitteren Geschmacks nicht jedermanns Sache. Ähnlich wie das Kürbisgewächs spielen jedoch auch andere Ernährungsfaktoren eine entscheidende Rolle. Anti-Aging-Produkte wie Ingwer und Seetang kommen dort in fast jeder Mahlzeit vor. Mit überzeugendem Ergebnis: die Bevölkerung auf den paradiesischen Inseln leidet kaum an Herz-Kreislauferkrankungen, wie der japanische Kardiologe Prof. Makoto Suzuki heraus fand. Das Geheimnis dafür liegt ihnen quasi im Blut: Die Arterien der Bewohner von Okinawa sind erstaunlich jung, sie weisen kaum Ablagerungen auf und zeigen einen niedrigen Cholesterinwert.

Wo Krebs, Demenz und Osteoporose eine Seltenheit sind

Verantwortlich dafür ist neben der Ernährung mit viel Obst und Gemüse sowie Fisch auch das lange Auskochen von Schweinefleisch. Auf Okinawa ist es üblich, Fleisch lange zu Garen und das Kochwasser dabei mehrmals zu erneuern. Dadurch werden selbst tierische Produkte nahezu cholesterinfrei. Zudem scheint die Eigenart, nie so viel zu essen, dass man vollkommen satt ist, für die Bevölkerung wie eine Art lebensverlängernde Maßnahme zu wirken. Krebsarten wie Brust-, Prostata-, Darm- und Magenkrebs gibt es dort ebenfalls deutlich weniger als auf dem japanischen Festland.

Auffällig außerdem: Die Menschen Okinawas leiden weniger oft an Demenz und Osteoporose. Die amerikanischen und japanischen Wissenschaftler, die das Geheimnis des biblischen Alters zu lüften versuchen, schreiben das neben der disziplinierten Esskultur auch körperlicher Aktivität und langer Selbstständigkeit zu.

Was wir von den Japanern lernen können

Auch in Ermangelung der Goya-Gurke und der speziellen Gewürze ist es wohl auch hierzulande möglich, fit bis ins hohe Alter zu kommen. Voraussetzung allerdings: Verändern Sie ihren Lebensstil!

Selbst, wenn das erst in späteren Jahren geschieht, wirkt es lebensverlängernd. Schwedischer Wissenschaftler belegten das. Sie analysierten die Daten von rund 1.800 Personen jenseits der 75. Auch die, die bis zur Hälfte ihres Lebens geraucht hatten, erreichten eine nahezu gleich hohe Lebenserwartung wie die Nichtraucher. Sportlich Begeisterte lebten im Schnitt zwei Jahre länger und die, denen soziale Kontakte wichtig waren, um immerhin 1,5 Jahre länger als die berechnete Norm.

(wat)
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