"Öko-Test" Superfoods — alles nur Superquatsch?

Düsseldorf · Superfoods gelten auch als super-gesund und liegen im Trend. Eine aktuelle Analyse des Magazins "Öko-Test" zeigt jedoch: Viele Produkte enthalten Schadstoffe wie Blei, Pestizide und Mineralöle. Zwei erhielten sogar das Prädikat "nicht verkaufsfähig".

Superfood-Liste: 15 extrem gesunde Lebensmittel
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Superfood-Liste: 15 extrem gesunde Lebensmittel

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Foto: Shutterstock/diogoppr

Südamerikanische Chia-Samen stehen in diesen Tagen bei vielen auf der Einkaufsliste. Sie gelten als reich an Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß und Eisen. Folglich sollen sie vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und die Blutbildung unterstützen. Die rot-orangene Goji-Beere gilt dagegen als Jungbrunnen und soll mit ihren 21 Spurenelementen und 18 Aminosäuren das Immunsystem wie kaum eine andere Frucht stärken.

Gemeinsam soll den vielen verschiedenen Superfoods sein, dass sie über eine sehr hohe Nährstoffdichte verfügen. Auf wenig Kalorien kommt demnach eine große Anzahl von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Wissenschaftlich bewiesen ist das jedoch nicht.

Um herauszufinden, ob die Produkte halten, was sie versprechen, haben die Verbraucherschützer des Magazins "Öko-Test" 22 Superfood-Produkte gekauft und unter die Lupe genommen. Die untersuchten Superfoods stammten sowohl aus Bio-Läden als auch von Discountern und gewöhnlichen Supermarktketten. Weil die Superfoods häufig roh verzehrt werden, wollten die Tester prüfen, wie hoch die Verunreinigung der Lebensmittel durch schädliche Rückstände ist.

Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Mehr als zwei Drittel der getesteten Produkte fiel mit einem "ungenügend" oder sogar "mangelhaft" durch. Feststellen ließen sich darin Rückstände von Mineralöl, Blei, Cadmium sowie überhöhte Pestizidmengen. In "Dragon Superfoods Goji Beere" von Smart Organic beispielsweise wurden sogar 16 verschiedene Pestizidrückstände nachgewiesen. Zudem fanden sich Enterobakterien in der Probe, die zu Durchfallerkrankungen führen können.

In zwei Hanfprodukten, darunter "Hanfsamen geschält" von Hanf & Natur, konnte "Öko-Test" außerdem Schimmelpilze nachweisen. Diese sind zwar nicht bedenklich für die Gesundheit, fördern allerdings das Verderben und sind ein Indiz für Hygienemängel in der Produktion.

Am häufigsten stießen die Verbraucherschützer in den Labortests aber auf sogenannte gesättigte Mineralöle (MOSH). Die können sich im Körperfett und in Organen anreichern. Acht der untersuchten Produkte waren zusätzlich mit aromatischen Mineralölen (MOAH) belastet, unter denen sich auch krebserregende Verbindungen befinden können. Grenzwerte gibt es für diese Mineralöle bislang nicht, das Bundesinstitut für Risikobewertung rät allerdings, so wenig MOSH wie möglich zu sich zu nehmen und MOAH gänzlich zu vermeiden. "Sehr, sehr erhöht" war dieser Wert etwa in dem Produkt "Lebe Pur Weizengras" von Lebepur.

Und in nur zehn Gramm des Algenpulvers "Smart Food Spirulina Pulver" von Rawboost, befindet sich demnach ein Viertel der Menge an Mineralöl, die Erwachsene nach einer Schätzung der Europäischen Lebensmittelbehörde täglich höchstens zu sich nehmen sollten.

Zwei der 22 Produkte schnitten gar so katastrophal ab, dass sie als "nicht verkaufsfähig" eingestuft wurden:

Das "Bio Rohkakao Pulver" von Feinstoff wies nicht nur stark erhöhte Mengen Cadmium auf, sondern enthielt auch eine unzulässig hohe Menge des Mückenschutzmittels DEET. Zwei Pestizide über der Höchstmenge und ein weiteres erhöht fanden die Tester zudem in den Chiasamen der Bio-Firma Basic. Bei den Unkrautvernichtungsmitteln handelte es sich meistens um Stoffe wie Diquar und Paraquat, die als hochgiftig gelten. Beide Bio-Hersteller erklärten umgehend nach dem Test, ihre Produkte aus dem Verkauf zu nehmen.

Ebenfalls hohe Pestizidbelastungen wurden in den beiden Bio-Produkten "Taste Nature Moringa Pulver" von Authentic Nutrients und im "Weizengras-Pulver" von Veganz gefunden.

Testsieger gab es trotz des Gesamtergebnisses. Die "Morgenland Original Gojibeeren" von Egesun erhielten das Prädikat "sehr gut", und das Premium Bio-Kokosöl von Dr. Georg bekamen ein "gut". Trotz der beiden positiv bewerteten Produkte stehen die Tester Superfoods insgesamt kritisch gegenüber. Grund dafür ist auch ein Vergleich der Nährstoffmengen in Superfoods gegenüber üblichen Nahrungsmitteln. So heißt es im Test: In Chia-Samen seien nur auf 100 Gramm gerechnet mehr Omega-3-Fettsäuren als im Lachs. Umgerechnet auf eine normale Essensportion, enthalte der Fisch deutlich mehr der gesunden Fette. Einen ähnlichen Vergleich ziehen sie auch für Goji-Beeren. Auf 100 Gramm gerechnet sollen diese zwar 4,5 Milligramm Vitamin C liefern, eine Orange enthalte jedoch 16-mal so viel.

Entsprechend weisen die Tester auf lokale Entsprechungen zu den exotischen Lebensmitteln hin: Dazu gehören demnach etwa Heidelbeeren, Johannisbeeren, Rotkohl oder auch Linsen und Haferflocken. Abschließend rät Öko-Test: "Wer sich abwechslungsreich und regional ernährt, braucht keine Superfoods. Das spart auch die teils weiten Transportwege."

(ham)
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