Das "Noch-nicht-Wegwerf-Datum" Wann ist ein Joghurt eigentlich schlecht?

Berlin · Am häufigsten trifft es Obst und Gemüse, aber auch Brot und Joghurt teilen das bittere Schicksal: Sie fliegen in den Müll, obwohl sie noch genießbar sind. 6,7 Millionen Tonnen Lebenmittel entsorgen die Deutschen, statt davon satt zu werden. Wann ist ein Joghurt eigentlich schlecht?

Was das Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet
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Was das Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet

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Foto: dpa, Tim Brakemeier

82 Kilo brauchbare Lebensmittel werfen wir pro Kopf in jedem Jahr auf den Müll. Das entspricht zwei vollen Einkaufswagen. Das ergibt eine Studie über Lebensmittelabfälle der Universität Stuttgart, die das Ernährungs- und Verbraucherschutzministerium gefördert hat. Um das zu ändern, muss sich in den Köpfen der Menschen etwas verändern. Denn — so Bundesernährungsministerin Ilse Aigner — ein abgelaufener Joghurt ist nicht schlecht und ungenießbar.

Suche nach einem neuen Begriff

Sie startet eine Verbraucherinirtiative in den Supermärkten, die das ändern soll. Die Botschaft lautet: Der Tag auf dem Joghurtdeckel ist eine Qualitätszusage und somit eine Art "Noch-nicht-Wegwerf-Datum". Ein allseits überzeugender Alternativbegriff ist allerdings nicht in Sicht.Die Mindesthaltbarkeit von Lebensmitteln soll jetzt genauer erklärt werden. Wäre ein anderer Begriff besser?

Seit 30 Jahren gibt es das Mindesthaltbarkeitsdatum für Lebensmittel. Doch am Kühlschrank sind viele Kunden unsicher: Ist ein Joghurt schlecht, wenn das Datum abgelaufen ist? Nein, sagt die Verbraucherministerin. Die wenigsten Lebensmittel, die im Müll landen, gehörten dorthin.

Die meisten Lebensmittel, die im Mülleimer landen sind nämlich in erster Linie nicht verdorben, sondern sehen einfach nicht mehr appetitlich genug aus. Das trifft vor allem auf Obst und Gemüse zu. Sie machen 44 Prozent der entsorgten aber noch essbaren Lebensmittel aus. Danach folgen Back- und Teigwaren sowie Speisereste.

"Problemkinder" mit Mindesthaltbarkeitsdatum

Das Augenmerk richtet sich zudem auf Milchprodukte wie Joghurts, Butter, Buttermilch und Co. Die tragen gesetzlich vorgeschrieben ein Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Verpackung. Ist das abgelaufen, entsorgt mancher das Produkt ungeöffnet ohne schlechtes Gewissen. Ministerin Aigner hält dieses Verhalten für eine Fehlinterpratation des Begriffs "Mindesthaltbarkeitsdatum". Es impliziere, dass nach Ablauf des Datums das Produkt nicht mehr genießbar sei. Das sei jedoch in den seltensten Fällen so. Joghurts halten sich rund vier bis sechs Wochen, bis sie verderben.

Wie aber prüft man, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht? Meist kann man Joghurts schon rein äußerlich ansehen, ob sie verdorben sind, indem man auf den Deckel schaut. Liegt dieser noch flach am Becher an, oder wölbt er sich hoch? Dann besser Finger weg vom Nachtisch. Das Verbraucherschutzministerium rät zudem, das Produkt zu öffnen und auf einen untypischen Geruch hin zu untersuchen. Riecht es so wie immer, sollte man noch darauf achten, ob sich an keine Stelle Schimmel gebildet hat. Die besten Kontrolleure sind hier Augen, Nase und Zunge.

Positiv bemerkbar macht sich eine Umstellung im Wegwerfverhalten auch im Geldbeutel. Wer Lebensmittelabfälle reduziert, zum Beispiel indem man das Mindesthaltbarkeitsdatum wörtlich nimmt - mindestens haltbar bis - kann bares Geld sparen: 235 Euro sind nämlich die Lebensmittel wert, die pro Kopf und Einwohner im Jahr in die Tonne geworfen werden.

(wat)
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