Skandal um "Bio"-Eier Wie viel "Bio" steckt wirklich im Ei?

Düsseldorf · Bio-Eier werden immer beliebter. Doch wo "Bio" draufsteht, ist längst nicht immer auch "Bio" drin. Wir erklären, wie Sie erkennen, woher Ihr Frühstücksei wirklich stammt und worauf Sie beim Einkauf achten sollten.

Eier: Das bedeutet der Aufdruck - Buchstaben & Zahlen
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Das bedeutet der Aufdruck auf Eiern

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Foto: dpa/Matthias Bein/dpa

Nach dem Pferdefleisch-Skandal wartet der nächste Lebensmittelbetrug schon auf die Verbraucher. Hunderte Betriebe sollen systematisch die Vorschriften bei der Haltung von Legehennen missachtet haben. Millionen von Eiern im Handel hätten deshalb nicht als Bio-Eier deklariert werden dürfen. Der "Spiegel" berichtete, dass deutlich mehr Hühner in Ställen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern gehalten worden seien, als erlaubt. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Den Verbrauchern bleibt indes wieder nur die Ungewissheit über die Herkunft ihrer Lebensmittel. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Was bedeutet Bio?

Viele Eier sind mit dem EU-Bio-Siegel versehen. Etwa 4200 Unternehmen in Deutschland bedienen sich dieses offiziellen Siegels. So sind knapp 66.000 Produkte damit gekennzeichnet. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Zeichen? Grundsätzlich garantiert das Siegel eine artgerechte Tierhaltung. Darunter fallen die Bereiche, Futter und Gesundheit. So darf zum Beispiel beim Futter nur 0,9 Prozent genetisch verändertes Material enthalten sein. Außerdem müssen mindestens 95 Prozent der Inhalte aus ökologischem Anbau kommen.

Tierschützer kritisieren das EU-Bio-Siegel bereits seit Jahren als lückenhaft. So seien beispielsweise 36 Zusatzstoffe gestattet, die definitiv nicht "Bio" seien. Was die Tierschutzbestimmung betrifft , so sind viele Bereiche noch nicht geregelt. Auch das soll laut Tierschützern den Hühnerhaltern Tür und Tor zum Missbrauch öffnen. Das EU-Bio-Siegel spiegele demzufolge nur den "Mindestandart" für Bio wieder. Als besser bewertet werden Produkte mit dem Neuland-, Demeter- oder Bioland-Aufdruck. Diese Verbände setzen höhere Standards in der Tierhaltung voraus und die Haltungsbedingungen sind genauer geregelt.

Wie viele Bio-Hühner gibt es in Deutschland?

Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes besagen, dass die Zahl der Legehennen in ökologischer Haltung im vergangenen Jahr um 17 Prozent gestiegen ist — 2,9 Millionen Hennen leben mittlerweile in "Bio-Ställen". Das ist allerdings ein Bruchteil der in Deutschland gehaltenen Tiere. Zwei Drittel der insgesamt etwa 33,6 Millionen Hühner leben in Bodenhaltung. 5,4 Millionen Tiere kommen aus Freilandhaltung. Die Käfighaltung ist seit 2009 in Deutschland verboten.

Woran erkennen Verbraucher Bio-Eier und wie sind Eier eigentlich kennzeichnet?

Jeder kennt die kleine Nummer auf der Schale des Eis, doch nur die wenigstens wissen, was sie wirklich bedeutet. Dabei ist es wirklich sinnvoll zu wissen, was dahinter steckt, denn genau hier steckt der Hinweis, ob ein Ei "Bio" ist, oder eben nicht. Seit 2004 müssen Eier mit einer Nummer (beispielsweise 1-DE-1234501 bedruckt) werden. Dabei steht die erste Zahl für die Art der Hühnerhaltung. 0 bedeutet Biohaltung, 1 steht für Freilandhaltung, 2 signalisiert Bodenhaltung und 3 bedeutet Käfighaltung. Die Buchstabenkombination an zweiter Stelle deutet auf das Herkunftsland hin. DE steht folglich auf einem Ei, wenn es aus Deutschland stammt. Anhand der letzten Nummer kann noch genauer festgelegt werden, woher das Ei kommt, denn das ist die Legebetriebsnummer mit Stallnummer. Die ersten beiden Zahlen geben Auskunft darüber, in welchen Bundesland das Huhn gelebt hat. Die 01 steht zum Beispiel für Schleswig-Holstein, die 03 für Niedersachsen und die 05 für Nordhrein-Westfalen.

Was sagt der Preis über die Herkunft der Eier aus?

Ein weiteres Kennzeichen für Bio-Eier ist der Preis, denn diese sind deutlich teurer als konventionelle Eier. Grund dafür ist die kostenaufwändigere Haltung der Hühner. Besonders das Futter schlägt bei den Haltern auf die Kasse, denn Bio-Hülsenfrüchte und Bio-Getreide sind teurer als das preiswerte, gentechnisch veränderte Sojaschrot. Außerdem kostet die Aufzucht der Hühner einiges mehr, denn Biohennen bekommen mehr Platz. Jedem Huhn stehen etwa vier Quadratmeter Fläche zu. Bei Tieren in konventioneller Haltung ist es kaum mehr als ein DIN-A Blatt. Aber auch bei Eiern, die nicht Bio sind ist der Preis gestaffelt. So kosten Eier aus Freilandhaltung immer noch deutlich mehr, als Eier aus Bodenhaltung.

Sind Bio-Eier gesünder?

Nein, nicht unbedingt. Bei Untersuchungen des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Jahr 2003 wurden keine Unterschiede bei Eiern aus Bio-Haltung oder konventioneller Landwirtschaft gefunden. Eier aus Boden- oder Freilandhaltung wiesen allerdings weniger Keime auf der Schalenoberfläche auf. Das bestätigten auch Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikoberwertung im Jahr 2005. Damals wurden an Eier vor allem Salmonellen gefunden.

Wo können sich Verbraucher über ihre Eier und die Hersteller informieren?

Auf der Internetseite www.was-steht-auf-dem-ei.de können sich Verbraucher mit Hilfe der Buchstaben- und Zahlenfolge, die auf jedem Ei zu finden ist, über die Herkunft ihres Frühstückeis informieren. Den Eier-Rechner des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen (KAT) gibt es auch als App für Apple- und Androit-Smartphones. Problematisch wird es hingegen, wenn das Ei als Zutat in Gebäck oder Mayonnaise verwendet wurde. Dann ist für Verbraucher kaum noch nachzuvollziehen, woher die Produkte stammen.

Sollten Eier nur noch direkt vom Bauer gekauft werden?

Eier vom Bauern nebenan sind auf jeden Fall frischer als solche Produkte, die per Lkw quer durch Deutschland transportiert wurden. Eine Sicherheit, dass es sich bei den regionalen Eiern um Bio-Lebensmittel handelt, haben Verbraucher damit allerdings nicht. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte den Hersteller vor Ort ansprechen und nachfragen, ob es möglich ist, sich selbst ein Bild der Haltungsbedingungen im Stall machen zu dürfen. Eier regionaler Hersteller aus Nordrhein-Westfalen sind im Supermarkt an der Kennzeichnung 05 (an vierter und fünfter Stelle des Zahlencodes) zu erkennen.

(anch)
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