Schock-Video einer US-Kampagne Fettsucht, systematisch antrainiert

Washington · Eine US-Kampagne gegen Fettsucht erwacht zu neuem Leben im Netz. Ein Schock-Video zeigt, wie wohlmeinende Eltern ihre Kinder bis in den sicheren Infarkt füttern. Die Botschaft gilt auch in Deutschland: Das Essverhalten wird in der Kindheit angelegt.

Schock-Kampagne zeigt, wie Fettsucht entsteht
11 Bilder

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In einer Rückwärtsschleife erzählt der keine zwei Minuten lange Clip die Lebensgeschichte von Jim, 32 Jahre alt, 1,80 Meter groß, 132 Kilogramm schwer. Anlass dazu: ein Herzinfarkt.

Zu Beginn des Videos wird der noch so junge Mann in die Notaufnahme eingeliefert und beatmet. "Herzinfarkt? Wie konnte das passieren?", fragt ein Arzt. Die nun rückwärts laufenden, blitzlichtartigen Ausschnitte aus Jims Leben geben eine eindringliche Antwort.

Lollies, Schokoriegel, XXL-Becher

Jim hat 32 Jahre lang ein Leben geführt, das vollgestopft war mit Fast-Food, Süßigkeiten, Limonade in XXL-Bechern, Bewegungsarmut, Computerdaddelei statt echtem Sport. Der Film kleidet das drastisch aus: Man hört Jim schweratmig keuchen, wenn er mit seinen Kindern spielt, sieht aus der Ich-Perspektive wie er Essen in sich hineinstopft, hört die vergeblichen Ermahnungen der Ärzte.

Diese Folgen hat Übergewicht
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Foto: TK

Am Ende geht es aber um die Frage nach den Ursachen. Wie kam Jim dazu, sich ein derartiges Essverhalten anzueignen. Die letzten Sequenzen in dem Video zeigen es: Darin ist zu sehen, wie Jims Mutter Fritten in ihn hineinstopft - und das in den frühesten Kindheitsjahren. Jim sitzt noch im Babystühlchen.

Adressaten sind die Eltern

Insoweit stellt die Kampagne nicht Jim an den Pranger, sondern vielmehr dessen Eltern. Sie nämlich haben die Verantwortung, schon in frühen Jahren das Ernährungsverhalten ihrer Kinder zu prägen und gegebenenfalls zu korrigieren. Zuckrige Smacks zum Frühstück, Süßigkeiten als Belohnung und Essen als Ersatzbefriedigung können ein Menschenleben ruinieren.

Genau darauf will die Kampagne strong4life.com aufmerksam machen, und Eltern zum Gegensteuern veranlassen. Das Video hat die Gesellschaft aus Atlanta bereits im September 2013 veröffentlicht. Fast ein Jahr später, im August 2014, zeigt sich wie zeitlos das Thema ist. Angeschoben durch Blogs wird der Film erneut im Netz herumgereicht und entwickelt virale Kraft.

Besorgniserregende Trends

In Amerika hat das Problem der Fettsucht weitaus größere Ausmaße als in Deutschland. 30 Prozent der Amerikaner gelten als fettleibig. Doch auch Deutschland ist betroffen, ein Viertel der Erwachsenen gilt als fettleibig.

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Foto: AP

Mit besonderer Sorge sehen die Forscher die Entwicklung, dass auch immer mehr Kinder und Jugendliche übergewichtig oder fettleibig sind. "Wir wissen, dass Adipositas im Kindesalter ernsthafte nachgeschaltete Gesundheitseffekte hat, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und viele Krebsformen", heißt es in einer Gesundheitsstudie der Universität Washington.

Demnach ist die Entwicklung besorgniserregend: Die Zahl der übergewichten Menschen hat weltweit drastisch zugenommen hat. Mehr als die Hälfte der Betroffenen lebt in zehn Ländern. Deutschland zählt dazu.

(pst)
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