Profit von Erster Hilfe Herzstillstand — Bei Sportlern seltener tödlich

München · Menschen, die während oder kurz nach sportlichen Aktivitäten einen Herzstillstand erleiden, überleben deutlich häufiger als andere, so das Ergebnis einer niederländischen Studie.

Drei mal so hoch ist die Chance bei oder kurze Zeit nach einer sportlichen Aktivität einen Herzstillstand zu überleben gegenüber den übrigen Herzstillstands-Opfern. Das zeigt die niederländische ARREST-Studie, die auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München präsentiert wird.

Manchmal führt Training zu Herzstillstand

"Körperliche Betätigung ist zweifellos ein besonders guter Beitrag zur Herzgesundheit", sagt Dr. Arend Mosterd von der Universitätsklinik Utrecht. "Training kann aber in manchen Fällen auch zum Auslöser für einen tödlichen Herzstillstand werden. Diese Fälle, zum Beispiel bei Fußball-Spielern, führen dann zu großer Aufmerksamkeit und zu Bedenken über den gesundheitlichen Nutzen von Sport."

Das Studienteam erfasst in einer Datenbank alle Reanimations-Einsätze in der Region Amsterdam und Umgebung (Nordholland) mit rund 2,4 Millionen Einwohnern. Für die aktuelle Studie wurden alle außerhalb eines Krankenhauses aufgetretenen Fälle von Herzstillstand im Zeitraum 2006 bis 2009 analysiert. Die Auswertung dieser Daten zeigt, dass jährlich durchschnittlich knapp 50 Fälle von Herzstillstand in einem sportlichen Zusammenhang auftreten. Das sind nur 5,8 Prozent aller erfassten Herzstillstand-Fälle.

Insgesamt wurden im Studienzeitraum 145 Fälle von Herzstillstand verzeichnet, die mit sportlichen Aktivitäten in Zusammenhang standen. Besonders häufig traten diese beim Readfahren (49) auf, beim Tennis (22), beim Training im Fitnessstudio (16), oder beim Schwimmen (13). Was den Forschern zudem auffiel: Nur zehn Fälle betrafen Frauen. Außerdem waren die meisten älter als 35 Jahre. Nur sieben Fälle deckten die Wissenschaftler auf, die jünger waren.

Sportler haben danach weniger Schäden

Die sportlichen Personen haben laut Studie eine deutlich bessere Prognose: Bei ihnen lag die Überlebensrate bei 45 Prozent, und somit dreimal höher als bei den Menschen, die den Herzstillstand in einem anderen Zusammenhang erlitten (15 Prozent). Zudem hatte im Gegensatz zur anderen Patienten-Gruppe keiner der Sportler einen schwerwiegenden neurologischen Schaden. Die Wissenschaftler führen das darauf zurück, dass die sportlichen Herzstillstand-Opfer nicht nur jünger sind, sondern sie den Herzstillstand meist in der Öffentlichkeit erleiden und andere es beobachten. Darum wird bei Sportlern öfter noch vor dem Eintreffen des Rettungsteams von zufällig Anwesenden mittels Mund-zu-Mund-Beatmung oder mit einem öffentlich zugänglichem Defibrillator Erste Hilfe geleistet.

"Der Nutzen sportlicher Betätigung für die Herzgesundheit überwiegt mögliche Risiken. Fälle von Sport-bezogenem Herzstillstand sind sehr selten, wie die aktuelle Studie zeigt", so Prof. Dr. Eckart Fleck vom Deutschen Herzzentrum Berlin und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). "Dass darüber hinaus die Überlebenschancen im sportlichen Kontext besser sind, hat vermutlich auch damit zu tun, dass in diesen Fällen rascher Erste Hilfe geleistet wird." Das sei in jedem Fall ein Vorteil, egal, wo sich der Herzstillstand ereigne.

(wat)
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