Yoga bei 40 Grad Zu Besuch beim heißesten Training Düsseldorfs

Düsseldorf · Wenn es im Winter nass und kalt wird, quält sich so manche Frostbeule durch den Tag. Abhilfe verspricht das sogenannte Hot Yoga. Bei 40 Grad werden dort in langsamen Tempo Arme und Beine gestreckt und der Körper gedehnt. Unsere Kollegin Nadine Kugler hat das heißeste Training Düsseldorfs ausprobiert.

Es ist ein verregneter und kalter Dienstagnachmittag, an dem Nadine Kugler das Jiva Yoga Studio in Düsseldorf betritt. Perfektes Wetter eigentlich für das, was sie sich heute vorgenommen hat: Yoga in der Sauna.

Was sich für so manchen vielleicht wie ein seltsamer Trendsport anhört, ist tatsächlich eine aus Indien stammende Variante des bekannten Hatha-Yogas. "Die Hitze" erklärt Lehrerin Natascha Schoeneis, "hilft dem Körper leichter in die verschiedenen Posen zu gelangen und natürlich hat man gleichzeitig einen entgiftenden Effekt."

Im Video erklärt Trainerin Schoeneis, wie sie selber zum Hot Yoga gekomen ist. Schoeneis hat ihre Ausbildung zur Hot-Yogalehrerin in Thailand absolviert. Eine richtige Anfängerin ist Kugler aber auch nicht. Ein paar Yoga-Stunden hat sie bereits hinter sich, allerdings nie unter solch extremen Bedingungen.

Das Umziehen geht schnell, viel haben die meisten Teilnehmer wegen der brütenden Hitze ohnehin nicht an. Um genau zu sein, wird sogar empfohlen, sich knapp zu bekleiden: Ein leichtes Top, eine kurze Hose, keine Schuhe - so halten es Männer wie Frauen beim Hot Yoga.

Rund 35 Teilnehmer sitzen bereits auf dem Boden des Kursraums, gewöhnen sich an die Temperatur und warten darauf, dass das Schwitzen richtig los geht. Eine Hot-Yoga-Stunde dauert 90 Minuten, in dieser Zeit werden sowohl Yoga-Posen im Stehen als auch im Liegen trainiert.

Bikram Choudhury, Begründer des Hot Yoga, das deshalb auch Bikram Yoga genannt wird, hat für das Training eine spezielle Reihenfolge festgelegt: Auf zwei Atemübungen folgen insgesamt 26 Yoga-Posen (Asanas) aus dem Hatha-Yoga. Im Gegensatz zu vielen anderen Yoga-Stilen (zum Beispiel Vinyasa) werden die Asanas lange gehalten und nicht fließend ausgeführt. Auf diese Weise soll die sportliche Betätigung bei hoher Raumtemperatur für den Körper besser verkraftbar sein und eine tiefere Dehnung möglich werden.

Choudhurys Motto: "Will ein Schmied sein Eisen formen, hält er es ins Feuer". Übersetzt soll das heißen, dass die Wärme den Körper geschmeidiger macht und so bei der Dehnung hilft. Andere positive Effekte sind demnach eine Anregung des Stoffwechsels sowie der Durchblutung und eine erhöhte Fettverbrennung.

Weil sich vor allem im Westen viele Hot-Yoga-Begeisterte auf die Dauer Abwechslung wünschen, ändern immer mehr Studios das traditionelle Training ab, so auch das Jiva Studio in Düsseldorf. Hier wird nicht das klassische Bikram-Yoga unterrichtet, sondern eine moderne Abwandlung davon. "Wir bieten zum Beispiel auch eine dynamische Klasse an, bei der wir dann die Temperatur im Raum etwas senken", sagt Schoeneis.

Kugler schnauft sich inzwischen mit hochrotem Kopf durch verschiedene Asanas wie Kobra, Kamel und Dreieckshaltung. Obwohl es sich dabei um ganz klassische Übungen handelt, kosten sie bei 40 Grad sichtlich mehr Kraft. Alle zehn Minuten trinkt Kugler reichlich Wasser. Regelmäßig legt sich einer der Teilnehmer auf die Matte, um seinem vor Schweiß triefenden Körper eine Pause zu gönnen.

"Ich merke die Hitze zwar deutlich, muss aber auch sagen, dass die Wärme bei den Übungen wirklich hilft", sagt Kugler. "Man kommt einfach schneller in eine tiefere Dehnung." Als unangenehm empfindet sie das Training nicht. "Im Gegenteil, es ist eigentlich sehr angenehm sich aufwärmen zu können und gleichzeitig einen Entgiftungseffekt zu haben." Die 90 Minuten sind in drei Teile aufgeteilt: Stehende und liegende Posen wechseln sich ab und bauen aufeinander auf. Am Ende gibt es eine Ruhephase. Wer sich einen Eindruck von den heißen 90 Minuten machen möchte, kann per Video mit Nadine Kugler mitschwitzen.

"Natürlich bedeutet die Hitze auch eine zusätzliche Anstrengung, aber genau das fördert auch die Konzentration und die innere Entschlossenheit", sagt Schoeneis. "So trainiert Hot Yoga eben nicht nur den Körper, sondern auch den Geist."

Kugler jedenfalls ist am Ende der 90 Minuten sichtlich durchgearbeitet — und entspannt. "Ich muss sagen, ich fühle mich jetzt unheimlich gut", sagt sie. "Wichtig ist glaube ich nur, dass man einen guten Standort im Kursraum findet, denn unter einem der Ventilatoren ist es gerade als Anfänger schon deutlich angenehmer."

(ham)
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