Sprechstunde Gefährliches Barfen

Die Verfütterung von rohem Fleisch an Haustiere ist auch für den Menschen nicht unbedenklich: Es besteht ein Infektionsrisiko.

Unsere Leserin Heike M. Frage: "Seit einigen Monaten füttere ich meinen Hund mit rohem Fleisch. Diese als ,Barf' bezeichnete Tierernährung ist artgerecht und wird häufig empfohlen. Nun habe ich von Infektionsgefahren durch das rohe Fleisch für mein Tier und mich gehört. Was ist an dieser Behauptung dran?"

Ingo Greiffendorf "Barf" ("Bones And Raw Foods" oder "Biologically Appropriate Raw Food" im Deutschen auch übersetzt als "Biologisch artgerechtes rohes Futter") bezeichnet die Verfütterung von rohem Fleisch an Haustiere wie Hunde und Katzen. Diese Art der Fütterung orientiert sich an den natürlichen Fressgewohnheiten von Wildhunden und Wildkatzen. Während Befürworter dieser Diät von den positiven Effekten auf die Tiergesundheit überzeugt sind, diskutieren Kritiker die Unausgewogenheit dieser Ernährung und das Infektionsrisiko für Tier und Besitzer. Untersuchungen zeigen, dass Tiere, die mit Rohfleisch gefüttert wurden, zum Teil für Menschen gefährliche Krankheitserreger wie Salmonellen, Coli-Bakterien oder Campylobacter-Bakterien ausscheiden. Die Tiere sind dabei in der Regel nicht erkrankt und scheiden die Erreger mit ihrem normalen Kot aus. Darüber hinaus stellt die Zubereitung der rohen Fleischnahrung ein Infektionsrisiko dar - vor allem, wenn bei Herstellung, Lagerung, Transport und Zubereitung des Futters mit rohem Fleisch nicht die Hygieneregeln eingehalten werden, wie sie bei Lebensmitteln üblich sind. Die Verunreinigung von Küchenarbeitsflächen, Küchengeräten, Schneidbrettern oder ähnlichem stellt einen möglichen Übertragungsweg auf vom Menschen verzehrte Lebensmittel und damit eine gefährliche Infektionskette dar. Tierärzte sollten auf die Gesundheitsrisiken bei der Verfütterung von rohem Fleisch an das Tier für den Menschen hinweisen. Eine große Studie dazu kommt zu dem Schluss, dass diese Art der Fütterung in Haushalten mit Kleinkindern, Schwangeren, älteren Personen und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem unterbleiben sollte. Wenn sich Haustierbesitzer für das "Barfen" entscheiden, so sollten Regeln eingehalten werden: 1. Verfütterung von Fleisch zuverlässiger Anbieter (gemäß europäischen Verordnungen ); 2. sofortiger Verbrauch des Tierfutters; 3. Transport ohne Unterbrechung der Kühlkette, 4. keine Verunreinigungen von Küchenoberflächen und -geräten oder gründliche Reinigung nach Zubereitung des Futters, 5. gründliche Händehygiene (Händewaschen, Händedesinfektion), 6. regelmäßige gründliche Reinigung und möglichst Desinfektion von Tierfutter- und Wassergefäßen, 7. Händehygiene (-desinfektion) nach Umgang mit dem Stuhl der Tiere.

(RP)
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