Sprechstunde Gehen wie ein Storch

Muskelschwächen im Unterschenkel und im Fuß können das Gangbild stark stören. Orthopäden und Neurologen kennen das Problem.

Paul Dann Sie leiden womöglich an einer Lähmung des gemeinsamen Wadenbeinnervs. Sie ist Folge einer Schädigung des sogenannten Nervus peroneus communis. Hierbei können der gesamte Nerv oder einzelne Anteile betroffen sein. Durch die Nervenverletzung kommt es zu einer Lähmung der Muskeln, welche die aktive Fuß- und Zehenhebung ermöglichen. Das Anheben der Zehenspitzen in den Zehengelenken ist behindert. Der Vorfuß hängt herab, so dass beim Laufen in der Schwungbeinphase der gesamte Fuß extrem weit angehoben werden muss, damit der Fuß den Boden nicht berührt. Es heißt auch "Steppergang" oder "Hahnentritt". So kann ein Spitzfuß entstehen.

Taubheitsgefühle empfinden die Patienten im Bereich der Unterschenkelaußenseite und am Fußrücken. Als Ursachen werden Unfälle, Druckschädigungen oder Tumoren jeglicher Art beschrieben. Eine typische Kompressionsstelle des Wadenbeinnervs liegt hinter dem "Wadenbeinköpfchen", wo der Nerv relativ nahe an der Oberfläche in die Unterschenkelmuskulatur verschwindet. Auch eine Verrenkung des Wadenbeinköpfchens ist eine Erklärung. Eine starke oder schnelle Gewichtsabnahme sowie ein längeres Übereinanderschlagen der Beine können ebenfalls zur Entstehung beitragen. Das gleiche erfolgt durch zu enge Verbände.

Die Schädigung ist bereits anhand des klinischen Bildes zu vermuten, aber die Abgrenzung gegenüber einer Nervenwurzelläsion wie bei einem Bandscheibenvorfall ist nicht immer einfach. Die Nervenleitgeschwindigkeit ist bei Teilschädigung herabgesetzt; der Peroneus-Reflex ist abgeschwächt. Ein Bandscheibenvorfall im Segment des fünften Lendenwirbels (L5-Syndrom) führt zu Schmerzen im betroffenen Versorgungsgebiet oder auch zu einer Abschwächung von Reflexen. Ebenso kann bei Nervenkrankheiten die Fuß- und Zehenheberschwäche das Hauptsymptom sein.

Ein operatives Vorgehen mit Nervennaht bei Durchtrennung ist möglich, aber meist nicht erfolgreich. Das Augenmerk liegt auf Physiotherapie sowie Elektrotherapie zur Stärkung der nicht betroffenen Begleitmuskeln. In manchen Fällen kann die Verordnung einer Peroneus-Schiene helfen. Wichtig ist, dass der Patient einen Arzt aufsucht, sobald er Kennzeichen einer Lähmung spürt. Je früher die Diagnose steht, umso besser sind die Behandlungschancen!

(RP)
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