Hygieneskandal Mannheimer Klinikchef tritt zurück

Mannheim · Der Hygiene-Skandal am Uniklinikum Mannheim hat nun auch personelle Konsequenzen. Der Geschäftsführer des Klinikums reichte seinen Rücktritt ein. Bei Kontrollen waren die Behörden auf eklatante Mängel bei der Sauberkeit im Krankenhausbetrieb aufmerksam geworden.

 Das Uniklinikum Mannheim. Mittlerweile wurde auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Das Uniklinikum Mannheim. Mittlerweile wurde auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Foto: Universitätsmedizin Mannheim

Der Geschäftsführer des Krankenhauses, Alfred Dänzer, reichte bei einer Sondersitzung des Auftsichtsrats am Mittwochabend seinen Rücktritt ein. Das Klinikum bestätigte damit am Donnerstag einen Bericht des "Mannheimer Morgens". Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD), will am Mittag über den weiteren Umgang des Klinikums mit der Affäre berichten.

Seit bei einer Überprüfung Hygienemängel festgestellt wurden, ist das Krankenhaus in der Defensive. Eigenen Angaben zufolge wurden unter anderem Reinigungsmaschinen für OP-Besteck zu lange nicht überprüft.
Dänzer ist seit 2009 Klinikchef in Mannheim und außerdem Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Haare und Knachenreste an OP-Besteck

Anfang Oktober hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe eine unangemeldete Prüfung in der Uniklinik durchgeführt und dabei festgestellt, dass Geräte zur Reinigung von Operationsinstrumenten zwar gewartet worden waren, aber keine gültigen Prüfsiegel hatten. Die Geräte ähneln Spülmaschinen und reinigen die Instrumente bevor sie sterilisiert werden. Doch wie die Tageszeitung "Mannheimer Morgen" berichtet, gab es nach den Beanstandungen Anfang Oktober auch in der vergangenen Woche wieder eine Kontrolle. Nach dieser Kontrolle schaltete das Regierungspräsidium die Staatsanwaltschaft ein. Diese beschlagnahmte Skalpelle und Zangen.

Das Nachrichtenportal "Spiegel Online" zitiert einen Arzt, der von verunreinigten Instrumenten berichtet. Er habe Haare und Knochenreste an Instrumenten vorgefunden, die eigentlich als gereinigt galten. Zudem belegten interne Unterlagen des Krankenhauses, dass im Jahr 2002 notwendige Schulungen von Mitarbeitern in der Sterilisationsabteilung des Hauses nicht ausreichend geschult worden seien. Diese Missstände hätten Mitarbeiter der Klinikführung auch mitgeteilt.

OP-Betrieb bis zum Ende der Ermittlungen zurückgefahren

Das Universitätsklinikum Mannheim teilte auf seiner Internetseite mit, dass der Operationsbetrieb zurückgefahren werde, solange die Untersuchungen des Regierungspräsidiums andauern. Damit soll sichergestellt werden, dass zumindest Notfälle behandelt werden können. Das Klinikum kündigt zudem eine Aufarbeitung der "Auffälligkeiten" an. Zu den Vorwürfen, dass es schon seit längerem Mängel gegeben habe ist in der Stellungnahme nichts zu lesen.

Dass Beschwerden der Mitarbeiter nicht zu einem Handeln der Klinikleitung führte, könnte auch an der untypischen Struktur der Uniklinik liegen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Universitätskliniken in Deutschland wird das Klinikum in Mannheim nicht vom Land, sondern von der Stadt betrieben. Der Aufsichtsrat wird zahlenmäßig dominiert von Stadträten, sein Vorsitzender ist Oberbürgermeister Peter Kurz.

(dpa, RP)
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