Sprechstunde Juckreiz bei Schwangeren

Unsere Leserin Saskia M. (32) aus Langenfeld fragt: "Seit 14 Tagen leide ich unter starkem Juckreiz. Ich habe mir schon alles aufgekratzt. Hängt das mit meiner Schwangerschaft zusammen?"

Unsere Leserin Saskia M. (32) aus Langenfeld fragt: "Seit 14 Tagen leide ich unter starkem Juckreiz. Ich habe mir schon alles aufgekratzt. Hängt das mit meiner Schwangerschaft zusammen?"

Gisela Hubbes: Das kann durchaus sein, die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Durch die Veränderung der Hormonsituation während einer Schwangerschaft verändert sich einiges: Schwangerschaftsstreifen, eine vermehrte Pigmentierung der Brustwarzen und Genitalschleimhaut sowie eine Dunkelfärbung im Gesicht, vermehrter Haarwuchs und Gefäßveränderungen wie Krampfadern, Hämorrhoiden und kleine über den Körper verteilte Blutschwämmchen.

Oft kommt es auch zu einer Neurodermitis. Diese Erkrankung, die mit sehr trockener, geröteter und stark juckendender Haut einhergeht, stellt die häufigste Form des Juckreizes in der Schwangerschaft dar. In 80 Prozent der Fälle handelt es sich um ein erstmaliges Auftreten einer Neurodermitis. Therapeutisch werden rückfettende Cremes oder Kortisoncremes, in schweren Fällen auch Kortisontabletten und Tabletten gegen Allergien eingesetzt.

Gegen die Neurodermitis werden andere Hautkrankheiten, sogenannte Dermatosen, abgegrenzt, die nur in einer Schwangerschaft auftreten. Besonders leiden werdende Mütter kurz vor ihrer Entbindung an einer "polymorphic eruption of pregnancy", kurz PEP genannt. Es finden sich Knötchen, Ekzeme und sogar Bläschen im Bereich der Schwangerschaftsstreifen. Der Bauchnabel bleibt frei. Die genaue Ursache dieser Schwangerschaftsdermatose ist unbekannt, beobachtet wird sie häufiger bei starker Gewichtszunahme der Mutter, so dass ein Zusammenhang zur starken Dehnung des Bindegewebes vermutet wird. Eine Gefährdung des Kindes besteht nicht. Der Juckreiz hört meist nach der Entbindung auf.

Ebenfalls im letzten Drittel der Schwangerschaft kann eine seltenere Dermatose auftreten, die mit einer durch Hormone gestörten Gallensäurenausscheidung einhergeht. Die sogenannte "intrahepatische Schwangerschaftscholestase" (ICP) lässt die Gallensäurekonzentration im Blutserum ansteigen, was den Juckreiz verursacht. Die Hautveränderungen treten erst durch das Kratzen auf. Steigt die Konzentration der Gallensäuren im Serum kritisch, ist das Ungeborene in Gefahr, da sich sein Herzschlag und die Sauerstoffversorgung reduzieren. Wichtig zur Rettung des Kindes und zur Reduzierung des Juckreizes ist die rasche Senkung der Gallensäuren.

Bezüglich der Anwendung von Kortisoncremes konnte in mehreren Studien belegt werden, dass ihre Anwendung zu keiner Gefährdung von Mutter und Kind führt.

(RP)
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