Sprechstunde Jung und bereits taub

Zu laut eingestellte Kopfhörer können auch bei jungen Leuten massive Hörprobleme auslösen. Sie erschweren vor allem die Kommunikation.

Unser Leser Uwe K. aus Düsseldorf: "Mein 14-jähriger Sohn hört sehr gern Musik per Kopfhörer. Jetzt klagt er über deutliche Hörstörungen. Was sollen wir tun?"

Bernhard Robbers Eine Schwerhörigkeit liegt dann vor, wenn eine Person eine eingeschränkte Hörfähigkeit mit noch verwertbaren Höreindrücken hat. So ist bekannt, dass bereits wenige Stunden mit einer Lärmbelastung von 85 dB (Schallgröße in Dezibel) zu einer Hörschädigung führen können. Jedoch wurde bereits in Diskotheken ein Lärmpegel von 90 dB gemessen. In Clubs oder auf Rockkonzerten lagen die Messungen sogar deutlich höher.

Weitere Untersuchungen konnten nachweisen, dass eine besondere Gefahr von Headphones und MP3-Playern (Mittelwert 100 dB) ausgeht. Dies liegt daran, dass die Musiklautstärke über Kopfhörer im Gegensatz zur gleichen Lautstärke im Umgebungslärm (Verkehrs-, Baulärm) als angenehm empfunden wird. Diese trügerische Lärmsituation kann zu unwiderruflichen Hörschäden führen.

Viele Teenager berichten, dass neben der Höreinschränkung durch das Hören lauter Musik ein Tinnitus aufgetreten sei. Ebenso nennen sie ein "Wattegefühl" in den Ohren sowie Ohrenschmerzen. So schätzt man, dass etwa ein Drittel der jungen Menschen von heute mit 50 Jahren ein Hörgerät tragen müssen. Studien belegen, dass jeder vierte 16- bis 24-Jährige durch das Hören lauter Musik an einem Hörschaden leidet.

Physiologisch gesehen, besitzen die Sinnes- bzw. Haarzellen im Innenohr zwar die Möglichkeit, sich dem Schalldruck in Grenzen anzupassen; wird jedoch die Lärmeinwirkung überschritten, so kann ein vorübergehender oder sogar permanenter Tonschwellenschwund auftreten. In der Folge kann ein einmaliges Lärmtrauma durch den Schallstress zu Stoffwechselstörungen in den Sinneszellen im Innenohr führen. Auch eine direkte mechanische Schädigung der Sinneszellen durch zu hohe Schalldruckpegel kann eine Hörschädigung auslösen. Die Beschwerden, die sich aufgrund eines Lärmtraumas ergeben, bilden sich in der Regel innerhalb von 24 Stunden wieder zurück.

In vielen Fällen zeigen sich allerdings die Folgen des Lärmtraumas leider häufig erst durch ein eingeschränktes Gehör, das vor allem die leisen und hohen Töne betrifft. Wenn in der Akutphase durchblutungsfördernde Medikamente nicht mehr helfen, kann ein Hörgerät Abhilfe schaffen. Um Jugendlichen Höreinschränkungen zu ersparen, wären die kostenlose Ausgabe von Ohrstöpseln in lauter Umgebung und voreingestellte Lärmpegel der MP3-Player probate Mittel zur Vorbeugung. Auch Aufklärung durch Eltern und Schulen ist wichtig.

(RP)
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