Sprechstunde Krämpfe nach Tiefatmung

Hyperventilation entsteht durch eine fehlgeleitete Atemregulation: Die Betroffenen atmen zu viel Kohlendioxid aus. Das kann zu Krämpfen führen.

Unser Leser Jens K. (22) aus Kempen fragt: "Seit der Schulzeit habe ich plötzlich auftretend starke Luftnot, die sich dann langsam wieder legt. Alle möglichen Tests wurden vom Hausarzt durchgeführt - ohne eine konkrete Ursache zu finden. Jetzt wurde mir gesagt, dass eine Hyperventilation dahinterstecke. Was kann ich dagegen machen?"

Johannes Uerscheln Die Atemfrequenz und die Atemtiefe werden normalerweise an unsere unterschiedlichen Aktivitäten wie Ruhe oder körperliche Belastung oder auch an einen verminderten Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft angepasst, so dass die benötigte Menge an Sauerstoff eingeatmet und das im Körper entstandene Abbauprodukt Kohlendioxid ausgeatmet werden kann. Dieser Mechanismus muss sehr gut funktionieren, da sowohl ein Mangel an Sauerstoff als auch eine zu große Konzentration an Kohlendioxid schädlich ist oder auch die Funktion des Körpers beeinträchtigt - Sauerstoff benötigen die Organe und Muskeln für ihren Stoffwechsel. und Kohlendioxid hilft etwa, den Säurewert des Blutes zu stabilisieren.

Akute Belastungen wie Angst, Schmerz, Panik oder sonstige Erregung können akut diese Atemregulation stören und zu einer zu tiefen oder zu schnellen Atmung führen, so dass zu viel Kohlendioxid ausgeatmet wird.

Bei dem hierdurch verminderten Kohlendioxidspiegel verengen sich die Gehirngefäße, den Nervenzellen wird zu wenig Blut zugeführt, und das Gehirn steigert als Schaltzentrale unseres Körpers die Atmung und verschärft damit noch das Problem. Auch können Schwindel und Benommenheit auftreten. Zudem ändert sich der Säurewert des Blutes und hierdurch der Kalziumspiegel, was wiederum zu Missempfindungen der Haut und zu Muskelkrämpfen mit der sogenannten "Pfötchenstellung" führt. Oft wird dann Luftnot empfunden, was wiederum zu erhöhter Atmung anreizt und die Situation verschlimmert.

Die Lösung des Problems liegt in einer Beruhigung der Atmung. Wenngleich das sicherlich nicht leicht ist, so sollten Sie doch im Falle Ihrer Atemnot zunächst versuchen. sich zu beruhigen und nicht zu tief oder zu schnell zu atmen. Sollte das nicht ausreichen, dann könnten Sie in eine Tüte ein- und wieder ausatmen. Das steigert den Kohlendioxidspiegel im Blut. Wenn auch das nicht hilft, dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen, da eine Behandlung mit einem Beruhigungsmittel nötig ist. Langfristig ist es aber auch wichtig, die auslösenden Situationen zu identifizieren und mit therapeutischer Hilfe einen besseren Bewältigungsmechanismus zu erlernen. Schlussendlich ist es beruhigend, dass eine Hyperventilation keine Schäden verursacht. Die akuten Beschwerden sind schon unangenehm genug.

(RP)
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