sprechstunde Kranke Blutzellen

Das Myelodysplastische Syndrom (MDS) ist eine Störung der Blutzell-Produktion des Körpers. Es gibt vielfältige Therapien.

Unsere Leserin Anni F. (72) aus Goch fragt: "Ich bin seit Monaten müde. Mein Hausarzt stellt fest, dass ich zu wenige rote Blutzellen habe. Die Untersuchung des Knochenmarks ergab ein Myelodysplastisches Syndrom, das MDS. Was ist das?"

Ulrich Germing Die Erkrankung MDS tritt meist im höheren Lebensalter auf. Das Knochenmark kann nicht mehr ausreichend funktionierende Blutzellen produzieren, vor allem rote Blutzellen, die den Sauerstoff transportieren. Die Patienten klagen deshalb über Müdigkeit und Luftnot bei Belastung. Manche Patienten neigen zusätzlich zu Blutungen wegen des Mangels an blutstillenden Plättchen, andere haben öfter hartnäckige Infektionen, da nicht mehr ausreichend weiße Blutkörperchen produziert werden.

Die MDS-Erkrankungen sind überaus vielgestaltig. Viele Patienten leben lange ungestört, bei anderen werden Therapien nötig, bei manchen entwickelt sich eine akute Leukämie. Wichtig ist deshalb eine exakte Diagnose des Bluts und Knochenmarks.

Während früher die Patienten nur mit Bluttransfusionen behandelt wurden, stehen heute verschiedene Therapien zur Verfügung. Ziel ist es, allen Patienten eine maßgeschneiderte Therapie anzubieten, die sich auch nach dem individuellen genetischen Risikoprofil richtet. Das Spektrum reicht von gelegentlichen Transfusionen über das Substanzen, die das Knochenmark stimulieren, bis zur Transplantation blutbildender Stammzellen eines gesunden Spenders. Durch eine Transplantation kann ein Teil der Patienten dauerhaft geheilt werden. Sind die Standardtherapien nicht oder nicht mehr wirksam, ist eine Teilnahme an klinischen Studien sinnvoll, bei denen die Patienten neue, zum Teil noch nicht zugelassene Therapien bekommen.

Klinisch-wissenschaftliche Forschung zum Thema MDS ist wichtig. Wichtig ist es ja, dass die Diagnose in Zusammenarbeit mit Genetikern und Pathologen durch Untersuchungen des Bluts und Knochenmarks mit neuesten wissenschaftlichen Methoden gestellt wird. Ebenso wichtig ist es, dass über MDS-Patienten ein Register geführt wird, in dem alle relevanten Informationen über die Diagnose, den Krankheitsverlauf, die Therapie und wissenschaftliche Daten zusammenlaufen und analysiert werden.

Für Patienten ist eine umfassende Diagnostik und möglichst personalisierte Therapie von großer Bedeutung. Damit die Patienten wie die Leserin aus Goch optimal betreut werden können, ist aber auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, niedergelassenen Hämatologen und Hämatologen in den Kliniken von größter Wichtigkeit.

(RP)
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