MDR-Bericht „Aspirin senkt das Krebsrisiko“

Düsseldorf · In der Service-Sendung "Umschau Extra" am Dienstagabend ging es um das Schmerzmittel Aspirin. Die einseitige MDR-Bericht mutete wie eine Aufforderung an, möglichst große Mengen des Medikaments zu konsumieren.

 Bayer produziert für mehr als 50 Länder der Welt.

Bayer produziert für mehr als 50 Länder der Welt.

Foto: dpa, Martin Gerten

Fast jeder Erwachsene in Deutschland dürfte sie schon einmal eingenommen haben: Die Aspirin-Schmerztablette des Pharmakonzerns Bayer. Seit 1899 kann man sie in Apotheken kaufen, so hieß es zu Beginn des MDR-Beitrags. Die Redaktion zeigte die Erfolgsgeschichte des Verkaufsschlagers, die in Europa begann und sich dann auf der ganzen Welt fortsetzte.

Rekordumsätze brachte Aspirin etwa in Südamerika. In den Achtzigerjahren war das Medikament dort sogar als Zahlungsmittel auf dem Markt. In jedem Restaurant konnte man die Tablette erhalten. "Es lebe das Leben ohne Schmerzen". All das wurde berichtet — ohne aber eine kritische Einordnung des Medikamenten-Konsums vorzunehmen.

Complex, Protect, Effect oder Plus C heißen einige Variationen — in allen ist der Wirkstoff "Acetylsalicylsäure" enthalten. Wer Grippe, Migräne oder Gliederschmerzen hat, setzt auf die Tablette. Anlass für den MDR, ihn unkritisch und undifferenziert als "Retter in vielen Lebenslagen" zu betiteln. "Die Verträglichkeit ist sehr gut belegt.", sagt dann auch Bayer-Manager Uwe Gessner im Interview, den die Redaktion in Leverkusen besucht hatte.

Dass seit Mitte der Achtzigerjahre erwiesen ist, dass nicht jeder die "Acetylsalicylsäure" verträgt, wird eher beiläufig erwähnt. Sofort wird der O-Ton eines Arztes eingeblendet, der sagt: "Wenn Herzinfarktpatienten innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der Symptome Aspirin einnehmen, reduziert sich die Sterbewahrscheinlichkeit um 23 Prozent.

Die Einnahme von Aspirin führt zu einer Bluthemmung. Das Blut wird dünner. Statt aber wirklich auf Nebenwirkungen dessen einzugehen, wird in dem Bericht betont: "Magenblutungen kommen in maximal einem Prozent aller Fälle vor." Nehme man Aspirin nur kurzfristig ein, scheine das Mittel kaum Nebenwirkungen zu haben. "Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken wird um bis zu 50 Prozent gesenkt, wenn man regelmäßig Aspirin oder ähnliche Mittel einnimmt", sagte dann sogar ein Wissenschaftler aus dem Krebsforschungsinstitut der Universität Heidelberg. Auch diese Aussage blieb vollkommen unkommentiert im Raum stehen.

Der Hauptproduktionsort ist Leverkusen. Doch auch in Bitterfeld stellt Bayer Aspirin her. 3,5 Milliarden Tabletten gingen dort in den Neunzigerjahren jedes Jahr über die Fließbänder. 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten noch heute dort. Für mehr als 50 Länder der Welt produziert der Konzern und machte damit 2015 eine Milliarde Euro Umsatz.

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Am Ende des Berichtes durfte ein Preisvergleich natürlich nicht fehlen. In Deutschland kostet eine Tablette im Schnitt 32 Cent. Etwas günstiger sei sie in Polen und den Niederlanden. Das eigentliche Fazit aber bleibt: Zu Risiken und Nebenwirkungen sollten Sie besser den Arzt oder Apotheker befragen. Denn dazu taugte der MDR-Bericht mitnichten.

(ball)
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