Nervengift hilft Allergikern Faltenmittel Botox gegen Heuschnupfen
Isfahan · Als Antifaltenmittel wohl bekannt, soll Botox nun Heuschnupfengeplagte von juckender Nase und tränenden Augen befreien. Ein Piks in die Nasenmuschel reicht.
Der Blick in die glatten, makellosen Gesichter vieler Stars und Sternchen verrät, dass Botox mit im Spiel ist. Das von Bakterien produzierte Gift, das sich in unsauber abgefüllten Konserven oder unter schlechten Bedingungen bei der Fleisch- und Wurstproduktion bilden kann, gilt als das stärkste in der Natur vorkommende Gift. Wer nicht ahnt, dass Lebensmittel von den stäbchenförmigen Bakterien besiedelt sind, der kann nach dem Genuss solch verdorbener Speisen im schlimmsten Fall an einer Lähmung der Atemmuskulatur sterben.
Richtig dosiert hat das Botulinumtoxin jedoch eine positive Eigenschaft, die es als Schönheitsspritze beliebt macht. Es lähmt — lokal injiziert — die Muskeln. In Folge dessen werden aus Knittergesichtern glatte Antlitze.
Gift im Test gegen Antihistaminikum
Auch Kummerfalten von Heuschnupfenpatienten könnten mit Botox verschwinden, denn in mehreren Studien zeigt sich, dass das Gift nicht nur Falten, sondern ebenso tränenden Augen, juckenden Nasen und Niesanfällen den Garaus macht. In einer Vergleichsstudie schnitt es ähnlich gut ab wie oral eingenommene Antihistaminika wie zu Beispiel Cetirizin. Helfen kann es auf die gleiche Weise nicht nur Heuschnupfenpatienten, sondern auch Menschen, die auf Schimmelpilze reagieren, die mit Pollen gemeinsam draußen umherfliegen.
HNO-Ärzte der Universität Isfahan im Iran spritzen zwei Monate lang Patienten mit allergischer Rhinitis das Mittel in die mittlere und untere Nasenmuschel, anderen gaben sie zehn Milligramm Cetirizin. Während der Behandlungszeit ließen sie die beiden Gruppen bewerten, wie stark sie unter laufender oder verstopfter Nase, Niesreiz, einem juckenden Riechorgan oder tränenden Augen litten. Im Vergleich zum gängigen Antihistaminikum zeigte sich nach der Testzeit kein großer Unterschied in der Wirkung. Lediglich in Sachen juckender Nasen half Cetirizin etwas besser. Dafür aber das Botulinumtoxin bei Augenbeschwerden
Botox nebenwirkungsärmer
Was die Zahl der Nebenwirkungen anging, schnitt das Bakteriengift sogar besser ab. Denn vier Prozent der behandelten Patienten berichteten von einer trockenen Nasenschleimhaut, weitere vier Prozent bekamen leichtes Nasenbluten. 44 Prozent der mit Cetirizin behandelten Personen hingegen klagten über Müdigkeit und eine verzerrte Sehschärfe, berichten die Forscher in er Zeitschrift Allergology International.
Aufgrund seines hohen Preises wird Botox nach Einschätzung der Forscher zwar sicher zunächst nicht das Mittel der ersten Wahl werden. Doch wäre es für Menschen, denen die bislang angebotenen Mittel nicht richtig helfen, eine Bereicherung. Zudem könnte es bei Patienten zum Einsatz kommen, die die Therapie mit einem Antihistaminikum nicht durchhalten.