Allergie Heuschnupfen nicht nur durch Pollen

Düsseldorf · Die Tage werden wärmer, und es zeigen sich die ersten Blüten – die meisten der etwa zehn Millionen Heuschnupfenpatienten in Deutschland wissen dann, dass "ihre Zeit" gekommen ist. Die Nase läuft, die Augen brennen, und mitunter können sogar ernsthafte Atemprobleme auftreten.

Das sind Kreuzallergien
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Foto: centertv

Die Tage werden wärmer, und es zeigen sich die ersten Blüten — die meisten der etwa zehn Millionen Heuschnupfenpatienten in Deutschland wissen dann, dass "ihre Zeit" gekommen ist. Die Nase läuft, die Augen brennen, und mitunter können sogar ernsthafte Atemprobleme auftreten.

Doch dem Heuschnupfenpatienten bereiten nicht nur Gräser- und Blütenpollen Probleme. "Etwa die Hälfte aller Pollenallergiker entwickelt auch Kreuzallergien zu Nahrungsmitteln", erklärt Allergologe Thomas Werfel von der Medizinischen Hochschule Hannover. Besonders Birkenallergiker reagieren nicht nur auf die entsprechenden Pollen, sondern auch auf Obst, Haselnüsse, Karotten und Sellerie. Der Grund: Die Nahrungsmittel besitzen auf ihrer Oberfläche ähnliche Eiweißstrukturen wie die Pollen, so dass sie vom Immunsystem in gleich heftiger Weise attackiert werden. Den meisten dieser Patienten helfe es allerdings, so Werfel, wenn sie die entsprechenden Lebensmittel kurz aufkochen, weil dadurch die Proteine verändert werden.

Problematische Luftschadstoffe

Auch das Leben in der Großstadt macht, obwohl dort eigentlich weniger Pollen kursieren als auf dem Land, den Heuschnupfen-Patienten zu schaffen. "Bestimmte Luftschadstoffe greifen fördernd sowohl auf der Ebene der Sensibilisierungs- als auch der Auslösephase eines allergischen Prozesses ein", erklärt Karl-Christian Bergmann von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Und die höheren Temperaturen in den Städten, so der Berliner Allergologe weiter, sorgen dafür, dass aus den Pollen mehr Allergene freigesetzt werden.

Jetzt kann natürlich ein Pollenallergiker nicht einfach aus der Stadt aufs Land ziehen, weil die Wohnortswahl ja von Faktoren wie Beruf und Familie abhängt, die er nicht ohne weiteres ändern kann. Was er aber beeinflussen kann, ist sein Speisezettel. Und auf den sollte man, wie eine aktuelle Studie ermittelte, am besten so früh wie möglich achten.

Ein internationales Forscherteam, darunter auch Epidemiologien aus Ulm und Münster, befragte weltweit fast 320.000 Jugendliche im Alter von 13 bis 14 Jahren zu ihrem Essverhalten und möglichen Erkrankungen, bei etwa 181.000 Sechs- bis Siebenjährigen waren es die Eltern, die den entsprechenden Fragebogen ausfüllten.

Das Ergebnis: Während regelmäßige Obst- und Gemüseesser offenbar recht wirkungsvoll vor Allergien geschützt sind, haben Kinder und Jugendliche mit hohem Fast-Food-Konsum ein erhöhtes Risiko für Asthma, Heuschnupfen und Hautekzeme. Und dies gilt unabhängig von der jeweiligen geografischen Region. Unter jungen Fast-Food-Essern gibt es also immer mehr Allergiker, egal, ob sie in Berlin, Tokio oder auf dem Land leben.

Allergie durch Fastfood

Am deutlichsten ist der Zusammenhang für Asthma bronchiale, das oft eine Folge des Heuschnupfens ist: Wer als Kind drei oder mehr Fast-Food-Gerichte pro Woche konsumiert, erkrankt zu 27 Prozent häufiger — und bei den Jugendlichen ist das Risiko sogar um 39 Prozent erhöht. Als Ursachen für diesen Zusammenhang kommen mehrere Faktoren in Frage.

So finden sich in Schmelzkäsezubereitungen, Schinken und Dauerwurstwaren, wie sie oft auf Fertigpizzen verwendet werden, große Mengen an Histamin, die bei allergischen Reaktionen eine Schlüsselrolle spielen. Nicht umsonst werden an einigen Kliniken bereits vitaminarme Diäten zur Behandlung von Allergien eingesetzt. Eine weitere Rolle könnten die Transfett-Säuren spielen, wie man sie beispielsweise in Instantsuppen sowie in frittierten Waren wie Pommes, Keksen und Chips findet. Sie steigerten in einer Studie der australischen Universität Newcastle genau die aggressiven Immunantworten, die in den Atemwegen von Asthma-Patienten zu Verkrampfungen führen können. Aus Laborversuchen weiß man schon länger, dass Transfette eine Entzündung verstärken können.

Entzündungen durch Cola

Bleiben schließlich Cola und andere Soft-Drinks, die flüssige Krone des Fast-Food-Berges. Ein australisches Forscherteam fand unter deren besonders trinkfreudigen Konsumenten fast 30 Prozent mehr Asthmatiker als in einer Kontrollgruppe, die täglich weniger als einen halben Liter davon verzehrte. Eine mögliche Erklärung wären die Farb- und Konservierungsstoffe, die den süßen und bunten Getränken zugesetzt und von Ernährungsmedizinern als potentielle Allergene eingestuft werden. Zuckerreiche Getränke verstärken zudem, wie holländische Forscher ermittelten, bei allergischen Kindern das Entzündungsgeschehen in den Atemwegen.

Gründe genug also, Fast Food als mögliche Ursache von Allergien ernst zu nehmen. In Deutschland ist das schnelle Essen zwar noch nicht so beliebt wie in den USA, doch man nähert sich an. So werden im hiesigen Lebensmittelhandel bereits um die 250 Tausend Tonnen Tiefkühlpizza jährlich umgesetzt. Die Produktion an Soft-Drinks liegt bei über 20 Milliarden Litern pro Jahr.

(RP/anch/csi)
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