Alle Medizin und Vorsorge-Artikel vom 16. Januar 2004
Stress greift auch Zähne an

Konzentration von Immunglobulin A im Speichel sinktStress greift auch Zähne an

Düsseldorf (rpo). Stress geht nicht nur ans Herz und an die Nerven. Auch Zähne und Zahnfleisch sind akut bedroht. Zum einen sinkt die Immunabwehr des Körpers, zum anderen putzen sich gestresste Menschen seltener die Zähne."Besondere Stresssituationen wie Prüfungszeiten, Jobkrisen oder auch der alltägliche Stress können einen regelrechten Parodontitisschub auslösen", betont der Düsseldorfer Parodontologe Hans-Dieter John. Verantwortlich dafür sei eine geschwächte Immunabwehr, denn als Folge des Stresses sinke die Konzentration des Abwehrstoffes Immunglobulin A im Speichel. Dadurch hätten die schädlichen Bakterien im Mundraum freie Bahn. "So ist auch zu erklären, dass immer mehr junge Menschen schon an sehr starker Parodontitis leiden", sagt John, der auch Vorsitzender der International Academy for Dental Reconstruction ist. Bereits 15 Prozent aller 30-Jährigen in Deutschland litten an einer derart aggressiven Form der Zahnfleischentzündung, dass ihnen Zahnausfall drohe. Neben der geschwächten Immunabwehr gibt es nach Angaben des Experten aber noch einen weiteren Grund für die erhöhte Parodontitisrate: "Offenbar putzen sich gestresste Menschen nicht so gründlich die Zähne wie ihre entspannten Zeitgenossen." Parodontitis entsteht hauptsächlich durch Zahnbelag, der sich aus Speiseresten, Speichel und Bakterien zusammensetzt. Die in dieser Plaque enthaltenen Keime greifen den Zahnhalteapparat an und verursachen Entzündungen im Zahnfleisch. Erste Symptom ist meist Zahnfleischbluten. Unbehandelt drohen nicht nur der Verlust von Zähnen, sondern auch weitere schwere Erkrankungen und Entzündungsreaktionen: Denn die Bakterien können sich über die Mundhöhle im ganzen Körper verbreiten.