Therapieoptionen beim Glaukom Grüner Star — Wann eine Operation sinnvoll ist

München/Würzburg · Jedes Jahr verlieren in Deutschland 10.000 Menschen ihr Augenlicht. 2.000 von Ihnen wegen eines Grünen Stars, der nicht erkannt wird. Eine Operation könnte das verhindern. Erfahren Sie hier, wann sie sinnvoll ist.

So sehen Patienten mit Grünem Star
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So sehen Patienten mit Grünem Star

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Im Durchschnitt finden Augenärzte unter 100 Erwachsenen einen bei dem der Sehnerv geschädigt ist, der also am Grünen Star leidet. Sie empfehlen darum, sich ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre vorsorglich auf eine Glaukomerkrankung hin untersuchen zu lassen. Der wichtigste Risikofaktor dabei ist der Augeninnendruck. Ist er zu hoch, zerquetscht er förmlich den Sehnerv. Wer Vorsorge treffen will, der sollte neben einer Augeninnendruckmessung immer auch im Gesamtpaket die Kontrolle des Sehnervkopfes mit der Lupe sowie eine Gesichtsfelduntersuchung oder der Check des Kammerwinkels machen lassen.

Das aber bezahlen die Krankenkassen nicht, weil es zu den nicht notwendigen medizinischen Leistungen gehört. Zwischen 20 und 30 Euro kostet diese präventive Untersuchung, blättert man das Geld selber hin. Sinnvoll scheint diese Maßnahme auch dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen, "da Patienten im späteren Krankheitsverlauf erblinden können und Symptome erst sehr spät auftreten", ist dessen Informationsschrift für Patienten zu entnehmen.

Zu viele Patienten steuern in die Blindheit

So geschieht es, dass die Zahl nicht entdeckter Glaukomerkrankungen bei 50 Prozent liegt, so die Schätzung der Deutschen Ophthalmologische Gesellschaft. Schleichend schränkt sich bei den Betroffenen das Sehfeld immer weiter ein. Zunächst gleicht das Gehirn das trickreich aus. Es ersetzt die fehlenden Bildteile einfach. "Hat man beim Lesen jedoch Schwierigkeiten, die nächste Buchzeile zu finden, ist das ein Hinweis auf einen Gesichtsfeldschaden", erklärt Prof. Berthold Seitz. Er ist Direktor der Universitätsaugenklinik Homburg/Saar und Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

Bei 80 Prozent der Patienten wird das Glaukom mit Medikamenten behandelt, die den Augeninnendruck senken. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass dadurch eine Weiterentwicklung der Sehnervschädigung verlangsamt werden kann. Manchmal gibt es aber Warnzeichen darauf, dass die Krankheit trotz der richtigen Einstellung weiter voranschreitet. Dann kann nur eine Operation dauerhafte Sehschäden abwenden, so die DOG.

Wann Sie über eine Operation nachdenken solten

Die Mediziner raten dringend zu einem operativen Eingriff, wenn ein Gesichtsfeldschaden vorliegt. In fortgeschrittenem Stadium verschwindet ein abgelegter Stift ins Nichts und ist einfach plötzlich weg. Aufschluss über die Lage gibt eine Untersuchung, bei der der Patient Lichtpunkte erkennen muss, die an unterschiedlicher Stelle zu sehen sind. Unumgänglich ist eine Operation meist auch dann, wenn die Veränderungen am Sehnerv so stark zunehmen, dass das Nervenfaserpolster dünner wird oder er aushöhlt. Der Arzt kann das über den so genannten Augenspiegel kontrollieren.

Schwankungen des Augeninnendrucks über den Tag hinweg machen es erforderlich, dem in einer Augenklinik genauer nachzugehen. Denn nur dort kann mehrmals am Tag sowie in der Nacht der Druck gemessen werden. Wenn zwei Medikamente nicht mehr ausreichen, um den Innendruck zu senken, kann das ebenfalls ein Hinweis auf eine Operationsbedürftigkeit sein. "Die Europäische Glaukom Gesellschaft empfiehlt für diesen Zeitpunkt eine operative Therapie", sagt Prof. Thomas Klink, Leitender Oberarzt an der Universitätsaugenklinik in Würzburg. Auch Patienten, die die Therapietropfen nicht vertragen und stark unter deren Nebenwirkungen wie Schwindel, Bindehautreizungen durch die darin enthaltenen Konservierungsstoffe oder Müdigkeit leiden, haben manchmal keine Alternative mehr in Sicht.

(wat)
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