Was tun, wenn das Auge brennt? Office-Eye-Syndrom — Deutschlands häufigstes Augenleiden

Düsseldorf · Zehn bis fünfzehn Mal in 60 Sekunden tun wir es: Wir klappen das Augenlid auf und zu. Wer intensiv auf den Computermonitor stiert, tut das jedoch nicht. Die Konsequenz: das Office-Eye-Syndrom, die häufigste Augenerkrankung hierzulande. So beugen Sie vor.

Über ein saugfähiges Papier im Bindehautsack kann der Augenarzt bestimmen, ob genug Tränenflüssigkeit gebildet wird.

Über ein saugfähiges Papier im Bindehautsack kann der Augenarzt bestimmen, ob genug Tränenflüssigkeit gebildet wird.

Foto: BVA

Wir sitzen vor Bildschirmen, Fernsehern, Computerspielen und glotzen konzentriert auf das, was sich da abspielt. Vollkommen in den Bann gezogen vergessen wir eine Bewegung, die für die gesundheit des Auges unerlässlich ist: das Blinzeln. "Jeder fünfte Patient, der in Deutschland einen Augenarzt aufsucht, klagt über Symptome, die dem Krankheitsbild des "Trockenen Auges" zuzuordnen sind", sagt Prof. Gerd Geerling, Leiter der Augenklinik an der Uniklinik Düsseldorf.

Ernsthafte Erkrankungen

Typische Symptome sind Brennen, Trockenheit und Scheuern unter den Lidern. Je nach Stärke der Reizung beginnt das Auge zu tränen, obwohl es zu trocken ist. Im schlimmsten Fall bilden sich irgendwann Krusten um das Auge. Denn diese Beschwerden sind nicht etwa nur eine Frage von Empfindlichkeit, sondern können sich zu einer Erkrankung der Augenoberfläche auswachsen. Besonders häufig ist die durch Trockenheit hervorgerufene Entzündung von Horn- und Bindehaut. Der Mediziner nennt sie auch Keratoconjunktivitis sicca oder Sicca-Syndrom. Es sind vor allem Frauen im mittleren Alters, die plötzlich nur noch verschwommen sehen oder über müde Augen klagen. Warum sie öfter betroffen sind als Männer, können die Wissenschaftler nicht ganz genau sagen. Man nimmt an, dass die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren einen Einfluss auf die Regulation der Tränenflüssigkeit hat.

Hinzu kommt eine manuelle Reizung. Denn oft reiben die Betroffenen am Auge und wischen hin und her, denn intuitiv bemerken viele schon frühzeitig, dass was nicht stimmt. Tränen und Tränenflüssigkeit ist nicht nur Sache von Emotionen. Der feuchte Film, der die Oberfläche des Auges benetzt schützt in erster Linie die Innenseite der Lider, die Bindehaut und die Hornhaut. So bleibt die Oberfläche des Augapfels glatt und geschmeidig. Außerdem enthält der Tränenfilm keimtötende Substanzen und wehrt so Infektionsangriffe von außen ab. Ist entweder die Produktion des ölhaltigen Films gestört oder stimmt die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit nicht mehr, ist das Auge ungeschützt. Keime und Bakterien haben dann ein leichtes Spiel.

Das strapaziert unsere Augen

Schlecht ist die mangelnde Befeuchtung auch für die Hornhaut. Sie kann nur funktionieren, wenn sie mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Das eben sollen die im Auge zerfließenden Tränchen leisten. Sinkt die Lidschlagfrequenz durch den konzentrierten Blick auf Arbeit oder Spiel, ist es irgendwann vorbei damit. Daneben sind manchmal Nebenwirkungen von Medikamenten für Trockene Augen verantwortlich. Aber auch Allgemeinerkrankungen, Rheuma, Schilddrüsenkrankheiten, Tabakrauch und andere Umwelteinflüsse können Ursache dieser Erkrankung sein. Durch Klimaanlagen oder Heizungsluft kann es zudem dazu kommen, dass der schützende Film auf dem Auge einfach verdunstet. Im Alter nimmt die Menge der Tränenflüssigkeit zudem ab.

Ursachensuche beim Arzt

Der Augenarzt kann die Ursache meist schnell ausmachen. Er wirft nicht nur mit der Spaltlampe einen Blick in die tieferen Schichten, sondern beschaut sich auch die Situation von außen. Mit dem so genannten Schirmer-Test, kann er prüfen, ob genug Tränenflüssigkeit produziert wird. Dazu legt er kleine Streifen aus saugfähigem Papier in den Bindehautsack und schaut, wie lange es dauert, bis sich das Papier vollgesaugt hat. Ob Klimaanlage und Heizung dem Auge was anhaben können, kann er herausfinden, indem er die Stabilität des Tränenfilms kontrolliert. Dazu wird auf die Augenoberfläche ein Farbstoff aufgetragen. Schafft es der Patient nicht zu blinzeln, kann der Mediziner sehen, wie lange der Tränenfilm stabil bleibt.

Liegt der Sehapparat trocken, hilft nur eine medikamentöse Behandlung. Denn wer nicht regelmäßig blinzelt, der sollte fortan zumindest regelmäßig tropfen. Eine Tränenersatzflüssigkeit mit öligen Substanzen, wie sie auch der natürliche Tränenfilm enthält, versprechen baldige Linderung.

(wat)
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