Magen-Darm-Infekt Bakterien gegen den Durchfall

Krefeld/Potsdam (RPO). Es ist Hochsaison für die Magen-Darm-Infekte. Typischerweise im Winter machen sie die Runde und engen tausende Menschen für die Dauer des akuten Infekts auf den Radius zwischen Toilette und Krankenlager ein. Was löst Magen-Darm-Infekte aus? Kann man sich davor schützen? Wie kuriere ich sie schnell?

So funktioniert unser Magen-Darm-Trakt
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Foto: Martin Büttner

Mindestens einmal im Jahr leidet statistisch gesehen jeder dritte Deutsche unter Durchfall. Gerade in den kalten Monaten treten Magen-Darm-Beschwerden deutlich häufiger auf als im Frühling oder Sommer. Besonders für Kinder oder ältere Menschen kann er zur Gefahr werden, denn sie schaffen es oft nicht, den Flüssigkeits- und Mineralstoffmangel, der durch Brech-Durchfälle oder Durchfälle entstehen kann, schnell genug wieder auszugleichen.

Welche Ursachen für Magen-Darm-Infekte gibt es?

Hält sich der Magen-Darm-Infekt nur für wenige Tage, kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Infektion handelt. Dann stecken als Auslöser Viren oder Bakterien dahinter. In seltenen Fällen können aber auch Parasiten oder Würmer Durchfall auslösen. Diese können vor allem nach Reisen in Länder mit niedrigerem Hygienestand auftreten. Infektiöse Durchfallerkrankungen verlaufen hierzulande überwiegend völlig harmlos. Der Erreger wird oft gar nicht identifiziert. Sollte der Durchfall über eine längere Zeit anhalten, dann besteht ein chronischer Durchfall, der unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollte. Dahinter können als Ursache entzündliche Darmerkrankungen stecken wie zum Beispiel Morbus Crohn. Aber auch Glutenunverträglichkeit, Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, Schilddrüsenüberfunktion oder im schlimmsten Fall Darmkrebs.

Wann spricht man von Durchfall oder Diarrhö?

Es müssen mindesten vier ungeformte Stühle pro Tag auftreten, um von Durchfall sprechen zu können. Es können jedoch auch zehn bis 20 wässrig-breiige Stühle sein, erklärt Prof. Dr. Thomas Frieling, Chef der Inneren Abteilung im Helios Klinikum Krefeld. Als chronisch wird er bezeichnet, wenn er bei Erwachsenen länger als vier Wochen anhält oder bei Kindern länger als zwei Wochen.

Wie verlaufen Nagen-Darm-Erkrankungen?

Die Zeit vom ersten Kontakt mit dem Krankheitserreger bis zum Auftreten von Krankheitssymptomen liegt im Bereich von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Tagen. Infektiöse Diarrhöen können sich in wässrigen, breiigen, blutigen oder schleimigen Stühlen äußern. Zusätzlich können Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Bauchschmerzen auftreten. In manchen Fällen können die Erreger infektiöser Durchfälle auch Gelenk- oder Augenentzündungen verursachen.

Kann man Magen-Darm-Erkrankungen vorbeugen?

Das Ansteckungsrisiko lässt sich schon mit einfachen Dingen minimieren: Regelmäßiges und gründliches Händewaschen ist nicht schwer, hilft aber deutlich, sich vor Erregern zu schützen. Etwas schwieriger ist dann schon, große Menschenansammlungen zu meiden

In der Apotheke gibt es zudem Präparate, die Zubereitungen aus lebenden Mikroorganismen enthalten, so genannte Probiotika. Sie können sich auf Durchfälle positiv auswirken. Der Krefelder Darmspezialist Prof. Dr. Frieling verweist auf eine neue Studie englischer Forscher. Sie haben herausgefunden, dass sich durch Einnahme dieser speziellen Bakterien die Dauer der Krankheit vermindern lässt. Sie stärken die Darmflora.

Wie kann man eine Magen-Darm-Infektion behandeln?

Wer Durchfall hat, verliert Elektrolyte, darunter Natrium oder Kalium und Wasser. Daher kommt nach altem Hausrezept der Gedanke, Cola und Salzstangen zu sich zu nehmen. So führt man dem Darm gleichzeitig die wichtigen Bausteine Salz, Zucker und Wasser zu, erklärt der Krefelder Gastroenterologe. Erste Maßnahme bei Durchfall sollte immer der Ausgleich des Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes sein. Darum sollte der Kranke darauf achten, pro Tag rund zwei Liter zu trinken, empfiehlt Prof. Dr. Thomas Weinke, Chefarzt der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie in Potsdam. Am besten eignen sich Mineralwasser und Kräutertee.

Essen kann man fettarme, klare Brühen, Bananen oder geriebenen Apfel. Besonders bei kleinen Kindern oder älteren Menschen helfen fertige Elektrolytlösungen aus der Apotheke, den Flüssigkeits- und Mineralsalzverlust auszugleichen. Fett- und ballaststoffhaltige Nahrungsmittel wie Vollkornbrot, Obst oder Gemüse sollte man für die Dauer der Durchfälle lieber im Schrank lassen.

Medikamente, die die Darmtätigkeit hemmen wie zum Beispiel Loperamid oder Immodium, sollten nur im äußersten Notfall eingenommen werden, betont die Gastro-Liga. Sinnvoll kann deren Einnahme bei schwersten Durchfällen mit starkem Wasserverlust sein. Der Grund: Durchfall ist für den Betroffenen zwar unangenehm, trägt aber auch dazu bei, Krankheitserreger möglichst rasch aus dem Körper zu entfernen. Medikamente, die die Darmtätigkeit hemmen, scheinen die Heilung eher zu verzögern. Auf keinen Fall dürfen sie bei blutigen oder fieberhaften Durchfällen gegeben werden. Sie können dann zu gefährlichen Zuständen von Darmlähmung führen.

Muss man mit Magen-Darm-Erkrankungen zum Arzt?

Die meisten Magen-Darm-Infekte kann man zu Hause auskurieren. Tritt nach zwei Tagen akutem Durchfall aber keine Besserung ein oder verläuft er ungewöhnlich schwer mit Fieber, Blut im Stuhl und Austrocknung, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Gleiches gilt, wenn der Brechreiz so massiv ist, dass keine Flüssigkeitsaufnahme möglich ist. Dann kann es auch schneller notwendig werden, den Arzt einzuschalten, weil dann Infusionen notwendig sein können.

Wo kommen infektiöse Durchfälle her?

Die Erreger infektiöser Durchfälle werden hierzulande zumeist durch Nahrungsmittel - insbesondere Geflügel, Fisch, Eier, Eierspeisen und Milchprodukte übertragen. Seltener erfolgt nach Auskunft der Gastro-Liga eine Übertragung direkt von Mensch zu Mensch. Treten Durchfälle auf, dann liegt das eventuell daran, dass man zuvor verdorbene oder verunreinigte Nahrung zu sich genommen hat. Besonders im Fokus haben sollte man Geflügel, Eier, Roheispeisen, Milchprodukte und Speiseeis. Eier und Geflügelfleisch können durch Salmonellen verunreinigt sein. Frisches und aufgetautes Geflügelfleisch sollten deshalb vor der Weiterverarbeitung unter Leitungswasser abgespült und nur gegessen werden, wenn es ganz durchgegart ist.

Auch Eiswürfel stellen eine potenzielle Infektionsquelle dar. Durchfälle können allerdings auch nach der Einnahme mancher Medikamente auftreten. Gerne tritt das Durchfallsymptom nach der Behandlung mit Antibiotika auf.

Wie erkenne ich, dass ich am Noro- oder Rotavirus leide?

Sicher kann man den Nachweis dieser Erreger nur über Stuhlproben führen. Nach Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beginnt die Krankheit meist nach einer Inkubationszeit von zehn bis 50 Stunden plötzlich mit starker Übelkeit, schwallartigem Erbrechen, Bauchkrämpfen, Durchfällen und Kreislaufbeschwerden. Es treten nicht immer alle Symptome auf. Fieber kommt selten vor. Die Beschwerden sind normalerweise nach 1zwölf bis 60 Stunden abgeklungen. Die Erkrankung ist unangenehm, aber bei gesunden Menschen nicht lebensbedrohlich. Gefahren bestehen insbesondere für kleine Kinder und alte Menschen, wenn durch Erbrechen und Durchfall viel Flüssigkeit und Salze (Elektrolyte) verloren gehen.

Rotaviren sind die häufigste Ursache viraler Darminfektionen bei Kindern. In den westlichen Industrieländern erkranken laut Informationen des Robert-Koch-Instituts am häufigsten Säuglinge und Kinder im Alter von sechs Monaten bis zu zwei Jahren. Im Laufe der ersten Lebensjahre wird durch wiederholte Rotavirusinfektionen eine Immunität aufgebaut. Es besteht die Möglichkeit, die Kinder darum dagegen zu impfen. Im Erwachsenenalter nämlich kommt eine Infektion mit Rotaviren meist milde verlaufend vor allem als Reisediarrhö vor, oder tritt in Altenheimen auf.

Menschen, die sich mit dem Noro- oder Rotavirus angesteckt haben, sollten auch nach den akuten Krankheitssymptomen noch streng auf sorgfältige Toiletten- und Händehygiene achten, denn Viren können noch über Tage, im Einzelfall auch über Wochen, mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Wie werden diese Infektionen behandelt?

Genauso wie auch andere Magen-Darm-Erkrankungen. Allerdings kann es gerade beim Norovirus dringender erforderlich werden, Flüssigkeit per Infusion zu verabreichen, weil der Patient nichts bei sich behalten kann. Hier lesen Sie, wie unser Verdauungstrakt funktioniert.

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