Forscher besorgt über Aggressivität des Erregers Das macht das neue Corona-Virus MERS so gefährlich

Berlin · Derzeit breitet sich das neue Corona-Virus MERS aus, hunderte Menschen sind bereits erkrankt, viele gestorben. Forscher schockiert die Aggressivität des Erregers. Im Anfangsstadium erscheint eine Infektion wie eine Grippe. Lesen Sie hier, warum der Erreger so gefährlich ist und wie man ihn therapiert.

Die wichtigsten Fakten zu MERS
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Als im Juni 2012 ein vorher gesunder 60-jähriger Saudi erkrankt, ahnt noch niemand, dass sich hinter seinen Symptomen ein neues gefährliches Virus versteckt. Das Middle-East-Respiratory-Syndrome-Coronavirus — MERS — führt zu einer massiven Infektion des Lungengewebes.

Wie das Virus SARS, das 2003 eine Pandemie mit 800 Todesopfern auslöste, ist auch es ein Coronavirus. Die Symptome, die die beiden Erreger verursachen, unterscheiden sich sehr wenig voneinander.

Was sind die typischen Symptome?

Die Erkrankung beginnt schlagartig mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Husten. Innerhalb einer Woche entwickelt sich eine Lungenentzündung, die mit akuter Atemnot einhergehen kann. Sie wird durch eine Infektion des Lungengewebes mit dem Erreger verursacht und kann im Versagen der Atmung enden. Neben diesen Hauptmerkmalen wurde zudem das Auftreten von Durchfall und Nierenversagen beobachtet.

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Foto: Manfred Rhode/HZI

Wo sind bisher MERS-Fälle aufgetreten?

Die ersten MERS-Infektionen sind in Saudi-Arabien und weiteren Ländern nahe der arabischen Halbinsel aufgetreten. Inzwischen hat sich das Virus über die Grenzen des Nahen Ostens hinaus ausgebreitet. Zwölf Fälle wurden in Europa und Nordafrika gezählt, zwei davon sind in Deutschland bekannt — ein Patient starb, einer überlebte, so teilt das ECDC als europäisches Kontrollzentrum für Influenza und Bronchialviren mit. Die Betroffenen sollen sich im arabischen Raum angesteckt haben. Die weiteren verteilen sich auf Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und Tunesien.

Woher stammt der Erreger?

Ersten Beobachtungen nach übertrug sich das Virus vom Dromedar auf den Menschen. Als wahrscheinlich gilt eine Infektion über den Kot der Tiere. Fledermäuse dienen offensichtlich als Zwischenwirte für Corona-Viren. Nach neueren Informationen der WHO sind nun im Nahen Osten drei Menschen mit dem gefährlichen Erreger infiziert, die vormals keinen Kontakt zu Tieren hatten. Die Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass der aggressive Erreger offenbar auch von Mensch zu Mensch übertragbar ist.

Was macht das Virus so gefährlich?

Was die Fachleute zudem beunruhigt, ist die hohe Sterblichkeit. Zwei der Neuinfizierten, eine 73-jährige Frau und ein 37-jähriger Mann, starben innerhalb weniger Tage daran. Ein 65-Jähriger kämpft noch um sein Leben. Beinahe die Hälfte der Menschen, die das Virus befällt überleben die Erkrankung nicht.

In Untersuchungen, die ein Team von Wissenschaftlern an der Charité in Berlin machten, zeigte sich, wie aggressive sich die Viren im Lungengewebe vermehren. Bei Vergleichen mit Vogelgrippeviren zeigte sich, dass sich beide Viren nahezu gleich stark im Gewebe vermehren können.

Während sich das Influenzavirus jedoch in nur einem Zelltyp wächst, infiziert das Coronavirus nahezu alle Zelltypen der Lungenbläschen. "Wir waren von der ausgedehnten Infektion im Vergleich zu den hochpathogenen Influenzaviren völlig überrascht", sagt Studienleiter Prof. Stefan Hippenstiel.

Kann man gegen den Erreger impfen?

Es gibt Hoffnung, dass bei einem epidemieartigen Ausbreiten des Virus eine Impfung möglich ist. Ein Zusammenschluss deutscher und niederländischer Forscher hat in den vergangenen Monaten an einem dafür geeigneten Stoff gearbeitet.

"Der von uns entwickelte Impfstoffkandidat ist der erste publizierte Impfstoff, der realistisch als Notimpfstoff im Menschen eingesetzt werden könnte, falls es zu einer Epidemie kommen sollte", sagt Prof. Gerd Sutter. Um ihn herum hat an der Universität München das Forscherteam zusammengefunden, das mit Hochdruck an dem Stoff arbeitet, der die Menschen vor einer Masseninfektion bewahren könnte.

(wat)
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