Fotos Diese Erkältungsmittel kann man sich sparen
39 Prozent der deutschen Arzneimittel sollen nach Einschätzung der Pharmakritiker unsinnig, überflüssig oder sogar gefährlich sein. Allein der Blick auf den Markt der Erkältungsmittel deckt Verzichtbarkeiten auf. Gemeinsam mit dem Bremer Pharmakologe, Prof. Dr. med. Peter Schönhöfer, zeigen wir Ihnen exemplarisch Arzneimittel, auf die Sie auch verzichten könnten.
Aspirin Complex
Das Präparat soll von Kopf- Hals- und Gliederschmerzen befreien, Fieber senken und gegen Schnupfen wirken.
Das steckt drin: Das Produkt enthält 500 Milligramm Azetylsalizylsäure und 30 Milligramm Pseudoephedrin.
Pseudoephedrin: ist ein amphetaminartiges Psychostimulans, das Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkte auslösen kann. Zudem kann es zu Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit und Halluzinationen führen.
Bewertung: Die schleimhautabschwellende Wirkung von Pseudoephedrin ist unsicherer und geringer als bei üblichen Sympathomimetika wie zum Beispiel dem in Nasensprays oft enthaltenen Xylometazolin. Die sind deshalb bei Schnupfen sinnvoller und geeigneter. Insgesamt weißt das Medikament keine sinnvolle Kombination auf. Alternativ könnte man zur Linderung der Symptome ASS alleine nehmen.
Grippostad C
Laut Herstellerangaben ist es Deutschlands meistverwendetes Mittel bei Erkältungskrankheiten. Vier Wirkstoffe machen es zu einem Kombinationspräparat, das sich günstig auf den Schmerzzustand während der Erkältung auswirken soll, die Nasenschleimhaut abschwellen lassen und sich sich positiv auf die Bronchialmuskulatur auswirken soll.
Das steckt drin: 200 Milligramm Paracetamol, 150 Milligramm Ascorbinsäure, 25 Milligramm Koffein, 2,5 Milligramm Chlorphenamin
Ascorbinsäure: Hinter diesem Begriff steckt einfaches Vitamin C, das keine nachgewiesene therapeutische Wirkung auf Virusinfekte hat.
Koffein: Hat keine nachgewiesene therapeutische Wirkung auf Erkältungsviren und wirkt in der Kombination lediglich als anregende Substanz.
Chlorphenamin: Ist ein Antihistaminikum, das bei Allergien die Schleimhäute abschwellen lässt. Ein therapeutischer Nutzen bei Virusinfekten ist zweifelhaft. Es wirkt beruhigend und kann müde machen.
Bewertung: Nur Paracetamol erscheint sinnvoll. Die Zumischung eines Wirkstoffs ohne nachgewiesenen Nutzen bei Virusinfekten ist in Grippemitteln therapeutisch unsinnig. Die Kombination mit anregendem Koffein und müde machendem Chlorphenam macht therapeutisch keinen Sinn und erzeugt möglicherweise Benommenheit.
Cetebe antiGrippal Erkältungs-Trunk Forte
"Wärmt in Sekunden – wirkt für Stunden" verspricht die Werbung für dieses Arzneimittel. Es soll von Reizhusten, sowie Schnupfen und Fieber befreien.
Das steckt drin: 500 Milligramm Paracetamol, 10 Milligramm Phenylephedrin, 15 Milligramm Dextomethorphan
Paracetamol: Die Einnahme ist sinnvoll gegen Schmerzen und Fieber.
Phenylephedrin: Der Wirkstoff stimuliert das Nervensystem, kann den Blutdruck erhöhen, Herzrhythmusstörungen und auch Herzinfarkte auslösen. Problematisch wird es, wenn er auf die Schleimhäute gerät. Er kann von dort in die Blutbahn geraten und dann auf den ganzen Körper wirken.
Dextromethorphan: Ist ein kodeinähnliches Hustenmittel, das Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen und Panikattacken auslösen kann. Es ist durch Suchtgebrauch und als Inhaltsstoff von K.O.-Tropfen bekannt geworden.
Bewertung: Die systemische Anwendung von Phenylephedrin in Kombinationsmitteln ist bedenklich. Wegen seiner Nebenwirkungen ist auch Dextromethorphan in Kombination mit anderen Wirkstoffen als unzweckmäßig und bedenklich einzustufen. Insgesamt ist das Erkältungsmittel kein sinnvolles Produkt. 0,5 Gramm Paracetamol wären eine sinnvolle Alternative.
Doregrippin
Das Mittel soll zur Behandlung grippaler Infekte und Erkältungen eingesetzt werden, Schnupfen lindern und Schmerzen sowie Fieber nehmen.
Das steckt drin: Das Produkt enthält 500 Milligramm Paracetamol und 10 Milligramm Phenylephrin.
Phenylephrin: ist ein amphetaminartiges Psychostimulans, das Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkte auslösen kann. Zudem kann es zu Angst, Unruhe, Schlaflosigkeit und Halluzinationen führen.
Bewertung: Nicht sinnvolle Kombination, Alternative: Paracetamol alleine
Thomapyrin Classic
Wird empfohlen gegen Kopfschmerzen.
Das steckt drin: 250 Milligramm Acetylsalicylsäure, 200 Milligramm Paracetamol, 50 Milligramm Coffein
Die meisten Produkte mit dem Namen Thomapyrin enthalten eine Kombination aus Paracetamol und Acetylsalicylsäure (ASS) zusammen mit anderen fragwürdigen Kombinationspartnern wie z.B. Koffein. Alle Kombinationen aus ASS und Paracetamol sind bedenklich.
ASS: Kann die Nierendurchblutung drosseln, wodurch der Stoffwechsel Paracetamol zu Benzochinonen umwandelt und deren Freisetzung in den Nieren begünstigt wird. Die Folgen sind Schädigung der Nieren mit Nierenschrumpfung und Nierenversagen.
Bewertung: Aus diesem Grund sind Kombinationsschmerzmittel aus ASS und Paracetamol bedenklich wegen erhöhtem Risiko für Nierenerkrankungen, Nierenversagen oder Nierenkrebs und nicht empfehlenswert.
Wick Daymed
Wick Daymed Kapseln bekämpfen laut Hersteller die wesentichen Erkältungsbeschwerden, ohne müde zu machen. Müdemachende Wirkstoffe sind bewusst weggelassen worden.
Das steckt drin: 325 mg Paracetamol, 10 mg Dextromethorphan, 12,5 mg Phenylpropanolamin
Phenylpropanolamin: Macht zwar nicht müde, ist deswegen aber nicht weniger bedenklich. Es ist eine Amphetamin-ähnliche Psychostimulanz, die zu Blutdrucksteigerung, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann und Aggressivität, Verfolgungswahn und Psychosen auslösen kann. Bei Virusinfekten fehlt der Nachweis eines therapeutischen Nutzens.
Dextromethorphan: Ist ein kodeinähnliches Hustenmittel, das Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen und Panikattacken auslösen kann. Es ist durch Suchtgebrauch und als Inhaltsstoff von K.O.-Tropfen bekannt geworden.
Bewertung: Nur Paracetamol erscheint aufgrund seiner schmerz- und fiebersenkenden Eigenschaften sinnvoll.
Mick MediNait
"Genießen Sie Ihren Tag! WICK MediNait behandelt Ihre Erkältungsbeschwerden, während Sie schlafen, damit Sie sich am Morgen wie neu fühlen." verspricht die Werbung.
Das steckt drin: 600 mg Paracetamol, 7,5 mg Doxylamin, 8 mg Ephedrin, 15 mg Dextromethorphan
Ephedrin: Entspricht als Psychostimulanz dem Phenylpropanolamin. Kann zu Blutdrucksteigerung, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt, Schlaganfall, Aggressivität, Verfolgungswahn und Psychosen führen. Therapeutischer Nutzen bei Virusinfekten fehlt.
Doxylamin: Entspricht als Antihistaminikum Chlorphenamin. Lässt bei Allergien die Schleimhäute abschwellen. Es wirkt beruhigend und kann müde machen.
Dextromethorphan: Ist ein kodeinähnliches Hustenmittel, das Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen und Panikattacken auslösen kann. Es ist durch Suchtgebrauch und als Inhaltsstoff von K.O.-Tropfen bekannt geworden.
Wertung: Bei ersten beiden genannten Wirkstoffen fehlt der Nachweis eines therapeutischen Nutzens bei Virusinfekten. Wegen seiner Nebenwirkungen ist auch Dextromethorphan bedenklich. Einzig Paracetamol erscheint sinnvoll.
Bronchoforton Salbe, Pinienmenthol, Erkältungsbalsam
Die Salben werden bei Erkältungen zum Einreiben und Inhalieren verwendet. Sie sollen die Durchblutung der Schleimhäute fördern, die Vermehrung von Bakterien hemmen und die Verflüssigung und den Abtransport des zähen Schleims ermöglichen.
Wertung: Da Erkältungsviren sich nicht auf der Haut befinden, kann die Einreibung mit Salben therapeutisch nicht wirksam sein. Eine Inhalation kann bei Atembeschwerden eine subjektive Linderung verschaffen.
Pulmotin Salbe, Wick VapoRub, Tiger Balsam
"Damit die kleinen Patienten ruhig schlafen können." Mit diesem Slogan wirbt Wick für die Salbe VapoRub. Alle drei Salben sollen bei Schnupfen, Heiserkeit und erkältungsbedingtem Husten Abhilfe verschaffen.
Das steckt drin: Viele verschiedene ätherische Öle, z.B. Campheröl
Campheröl: Campheröl und einige andere ätherische Öle können bei empfindlichen Säuglingen ein Zuschwellen der Atemwege bewirken. Da sie zudem keinen erwiesenen therapeutischen Nutzen bei Erkältungskrankheiten haben, ist ihr Gebrauch wenig sinnvoll.
Echinacin-Saft oder –Tabletten
Die immunstimulierenden Wirkung von Echinacea ist bislang durch keine Studie zweifelsfrei belegt. Pharmakologe Schönhöfer hält es für eine Mär, die der paramedizinischen Ideologie entsprechender Hersteller entspringt. Seit 2003 gibt es eindeutige klinische Studien zur Nutzlosigkeit von Echinaceaextrakten bei Erkältungskrankheiten. Daran können, so Schönhöfer, auch angebliche neuere positiven Befunde aus dem Jahre 2007 nichts ändern, den diese Studie war infolge Fehlern ohne Aussagekraft.
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